Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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die Mitte des afrikanischen Kontinents geschleppt 
werden. Die geringe Schwere wird dadurch erzielt, 
daß die Seitenwände aus zwei langen mit Renthier= 
haaren gefüllten Wulsten aus wasserdichter Segellein- 
wand besichen. Der Boden besteht gleichfalls nur 
aus Segelleinwand mit einer Holzrippe zur Erhöhung 
der Stabilität. Die Tragfähigkeit dieser Haarfüllung 
ist um ein Vielsaches größer als die von Kork. 
Nachdem das Boot mehrmals zu kleineren Fahrten 
auf den centralafrikanischen Seen Verwendung ge- 
sunden, wurde es beim Schleppen durch den Urwald, 
wahrscheinlich insolge von Dornen, schadhaft. Der 
Umstand, daß die Wulste, nachdem sie herausgeschnitten 
worden waren, zur Erhöhung der Tragfähigkeit eines 
Floßes vorzügliche Dienste leisteten, läßt mich glau- 
en, daß die großen Kissen mit Haarfüllung, welche 
von der genannten Firma geliefert werden, zur Her- 
siellung von Uebersetzmaschinen außerordentlich geeignet 
sein würden. Das Verhältniß von eigener Schwere 
zur Tragfähigkcit ist ein so günstiges, wie es sonst 
wohl nicht erzielt worden ist. 
Antwerpener Elfenbeinmarkt. 
Nach Mittheilungen der belgischen „Scmaine 
industrielle“ war der Zustand des Antwerpener 
Elsenbeinmarktes in den letzten Jahren folgender: 
Einfuhr Verkauf Durchschnitts- 
kg kg preis Frcs. 
1888. 6400 6 400 24,00 
1889 46 600 46 600 25,24 
1890 77500 77 500 25,51 
1891. 59500 59 500 20,02 
1892 118 000 118 000 18,43 
1893 224 000 224 000 16,00 
1894 264 500 186 000 15,05 
1895 362 000 274 000 16,40 
  
Erfolge 
liegen. 
Sahl der Auswanderer über Marseille. 
Die Zahl der Auswanderer, welche 1895 den 
Hafen von Marseille verlassen haben, betrug nach 
der amtlichen Statistik 30 574, das heißt 10 261 
mehr als 1894. Hiervon waren etwa 1.1.000 Ita- 
liener, gegen 3000 Oesterreicher und nur 523 Fran- 
zousen. 14 000 Auswanderer haben sich nach Bra- 
silien eingeschifft, 5000 nach den Vereinigten Staaten, 
2300 nach Argentinien. 
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Tikterarische Besprechungen. 
G. A. Graf v. Götzen: Durch Afrika von Ost 
nach West. Resultate und Begebenheiten einer 
Reise von der deutsch-ostafrikanischen Küste bis 
zur Kongomündung in den Jahren 1893/94. 
Mit zahlreichen Originalillustrationen von W. 
Kuhnert und Sütterlin und zwei großen Kar- 
ten von Richard Kiepert nach den Original-= 
aufnahmen des Verassers. Berlin 1895. 
Dietrich Reimer. 
Zu den zahlreichen mustergültigen Afrika- 
verössentlichungen des D. Reimerschen Verlages 
gesellt sich hier ein weiteres, nach Inhalt und Aus- 
stattung gleich ausgezeichnetes Werk. Der Verfasser, 
welcher als Lientenant im 2. Garde-Ulanen-Regiment 
dient, schildert darin seine Erlebnisse und Beobach= 
tungen auf der großen Reise, die er in Begleitung 
des Assessors v. Prittwitz und des Arztes Dr. 
Kersting quer durch Afrika ausgeführt hat. Graf 
Göten war, als er im Jahre 1893 von der deut- 
schen Küste zum Victoria-Nyanza aufbrach, kein 
Neuling in Ostafrika. Er hatte bereits in früheren 
Jahren dort eine kleinere Reise ausgeführt und Land 
und Leute kennen gelernt. Diesen seinen Erfahrungen 
ist es wohl in erster Linie zuzuschreiben gewesen, 
daß die Expedition fast ohne Schwierigkeiten durch 
das Bergland Uassi, Uduhe, Uschirombo nach der 
deutschen Station Mwansa am Victoriasee gelangte. 
Von hier durchzogen die Neisenden die wenig be- 
kannte Landschaft Ruanda, von der noch vor wenigen 
Jahren übertriebene Schilderungen umliefen, bestiegen 
den Vulkau Kirunga, besuchten den schönen Kivusee 
und wandten sich von hier durch den großen Kongo- 
wald zum Kongov. Die Eindrücke, welche Stanley 
von dem innerafrikanischen Urwalde nach seinen 
Schilderungen gehabt hat, wurden von den Reisenden 
nicht getheilt. Der englische Reisende scheint die 
Ausdehnung dieses Waldgebietes jedensalls überschätzt 
zu haben. Auf dem Kongo selbst wurde die Fahrt 
zur westafrikanischen Küste angetreten. Die Schil- 
derungen dieses Theils der Reise verdienen ein 
besonderes Interesse, weil darin die Beobachtungen 
eines unabhängigen Reisenden über die gesammten 
und Arbeiten des Kongostaates vor- 
Der Verfasser ist allerdings in seinen 
Urtheilen in diesem Abschnitte seines Buches ebenso 
vorsichtig und zurückhaltend wie in seiner Schilderung 
des Missions-, Sklavenwesens und dergleichen. Er 
beschränkt sich meist auf die knappe Mittheilung des 
von ihm selbst Gesehenen und vermeidet die Wieder- 
gabe nicht genau zu prüfender Gerüchte und Er- 
zählungen. 
Rochus Schmidt: Deutschlands koloniale Helden 
und Pioniere der Kultur im schwarzen Kontinent. 
I. Band. Mit sechs Porträts. Braunschweig 1896. 
A. Limbach. 
Der vorliegende Band enthält die volksthümlich 
gehaltenen Schilderungen des Lebens und Wirkens 
der deutschen Reisenden: Heinrich Barth, Carl 
v. d. Decken, Theodor v. Heuglin, Gerhard Rohlfs 
und Georg Schweinfurth. Außer den Bildern 
dieser Männer bietet der durch seine Thätigkeit als 
Wissmannscher Offizier und Verfasser verschiedener
	        
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