Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Die Bevölkerung von Uniamwesi ist sehr krie- 
gerisch und in dieser Beziehung mit den meisten 
anderen Völkerschaften Ostafrikas kaum zu vergleichen. 
Der Ausdruck dieser Eigenschaft ist die fast militärisch 
zu nennende Einrichtung der Ruga-Rugas, eine Art 
von Landwehr. Fast jeder erwachsene, felddienst- 
fähige Mann eines Ländchens ist Krieger; seine Be- 
waffnung ist Gewehr und Kampfspeer, seine Be- 
kleidung ein buntfarbiger Mantel und Kopfputz. 
Die Ruga-Rugas tragen häufig im Kriege gewisser- 
maßen Uniformen; dic einen weiße Mäntel und 
rothe Turbane, die anderen rothe Mäntel und bunte 
Kopftücher, die dritten sämmtlich Federbüsche u. s. w. 
Sie führen Wimpel und andere Feldzeichen und 
gehen im Kampfe recht brav auf den Gegner los. 
Vor Allem sind sie bei der Vertheidigung eines 
festen Platzes sehr zähe; sie lassen den Feind bis 
auf wenige Schritte herankommen und weichen nur 
im äußersten Nothfalle der Gewalt. 
Bei der großen Masse der Ruga-Rugas ist dies 
Institut für das Kaiserliche Gouvernement nicht ohne 
Bedenken. Urambo allein verfügt über 800 bis 
900 Ruga-Rugas. Ein Glück ist jedoch, daß die 
einzelnen Ländchen meist miteinander auf Leben und 
Tod entzweit sind. So ist Ungurn mit Ugunda, 
Unyanyembe mit Urambo, Uyui mit Mdala, Usagali 
mit Unyambewa u. s. w. tödlich verfeindet. Die 
Leute können nur schwer ihre Kriegslust bezähmen. 
Bei jeder Expedition der Kaiserlichen Station bieten 
sich Hunderte von Ruga-Rugas zur Heeresfolge an, 
und häufig wird von einem Sultan die Erlaubniß 
nachgesucht, mit einem Nachbar Kricg führen zu 
dürfen. Die Sultanate im Westen und Süden von 
Tabora haben von der Bedeutung des Serikals, 
d. h. der deutschen Regierung, noch keinen rechten 
Begriff. Sie sehen in der hiesigen Station nur 
einen Machtfaktor, mit dem zu rechnen ist. Bei 
kriegerischen Verwickelungen kommen gewöhnlich beide 
Parteien mit Elfenbeingeschenken nach Tabora, um 
sich der Freundschaft, bezw. der Hülfe der Station 
zu versichern, wobei alsdann der Stationschef meist 
Gelegenheit findet, eine friedliche Lösung der Frage 
herbeizuführen. 
An Missionen arbeiten im Bezirk Tabora: Die 
englische Mission zu Kilimani Urambo und die 
katholische Mission der „Weißen Bäter“ zu Uschi- 
rombo, Msalala, Karema und St. Johann (Fipa) 
Die Missionsstation Kipalapala bei Tabora ist nicht 
besetzt. Die durchaus verkommene Tembe daselbst 
ist von einigen Schwarzen bewohnt. 
An mineralischen Landesprodukten des Bezirks 
Tabora sind mir nur bekannt: Eisen und Salz. 
Salz wird in Ubagwe und Uwinsa (am Lussugi) 
gewonnen. Das Uwinsasalz ist sehr gut und gilt als 
gangbarer Handelsartikel. Die den Lussugi-Strom 
umwohnenden Häuptlinge erheben schon eine Art von 
Salzsteuer in Gestalt eines Zehnten. 
An gutem Bauholz fehlt es im Bezirk Tabora 
nicht. Hervorzuheben sind in den Hochwäldern 
  
  
Unyamwesis die Mninga= und Kurungubäume, die 
vorzügliche Bretter und Balken ergeben. Der Kern 
der Bäume ist braun, bezw. roth. Wie die botani- 
schen Namen derselben sind, weiß ich nicht. 
Der Wildstand Unyamwesis ist am Malagarasi, 
am Gombe, am Wala und in sonstigen Flußgebieten 
sehr stark. Es kommen noch viele Elefanten im 
Bezirk vor, die leider allzu eifrig gejagt werden. 
Die Gegend von Tabora wird sehr von Leoparden 
und Hyänen belästigt. Auch der an sich sehr harm- 
lose Schakal findet sich häufig vor. 
Alles in Allem genommen, ist der Bezirk Tabora 
ein sehr reiches, bevölkertes Land, das ohne Frage 
einer guten Zukunft entgegengeht. 
Ueber die vorkommnisse im Bezirke Uuanza im 
Kovember v. Js. 
liegt folgender Bericht vor: 
Nachdem am 4. November v. Is. Kompagnie= 
führer Langheld die Geschäfte der Station an den 
Lieutenant v. Kalben abgegeben hatte und zur Küste 
abmarschirt war, lieferte am 9. desselben Monats 
der Sultan Mazuka von Muanza 12 Warurisklaven 
ein, die der farbige Vertreter der Mission Neuwied 
auf Ukerewe dem Sultan Lukonge abgenommen hatte 
und unter Umgehung der Station nach Bukumbi 
schaffen wollte. Die Sklaven weigerten sich, dorthin 
zu gehen, indem sie sagten, daß es dort viel Arbeit, 
aber wenig Essen gäbe. Auf die Bitte des Pdre 
supérieur Brard schickte Lieutenant v. Kalben 
jene Sklaven, die er in ihre ferne Heimath nicht 
zurücksenden konnte, wieder nach Neuwied zurück; er 
sandte zur Begleitung zwei Askaris mit, die den 
Sultan Lukonge zu einem Schauri in dieser An- 
gelegenheit nach Muanza auffordern sollten. Das 
Boot kam am 14. November zurück und berichtete, 
daß Neuwied vom ganzen Lukongevolk am 12. des- 
selben Monats überfallen und in zweitägigem Kampf 
vollständig zerstört sei; 51 Missionsangehörige waren 
getödtet, aller Besitz der Mission, darunter 200 Gora 
Stoffe und andere werthvolle Tauschartikel, auch 
aller; hier lagernde Besitz des Gouvernements 
Uganda, darunter 100 Lasten Stoffe, waren geraubt. 
In dem letzten Haus vertheidigten sich zur Zeit noch 
sieben Verwundete, die durch einen muthigen Aus- 
fall der Bootsbesatzung, wobei drei Lukongekrieger 
fielen, gerettet wurden. Die einzigen drei Gewehre 
der Mission wurden gerettet. Ein Europäer war 
zur Zeit nicht auf der Mission. 
Lieutenant v. Kalben vereinbarte mit Bischof 
Hirth, der mit acht Missionaren am 13. d. Mts. 
in Bukumbi eintraf, das Vorgehen gegen Lukonge. 
Am 23. November, nachdem genügend Boote 
versammelt waren, brach Lieutenant v. Kalben gegen 
Lukonge auf in 2 Segelbooten, 4 Waganda-, 2 Wa- 
siba= und 3 Missionskanus mit 16 alten Askaris, 
17 jungen Rekruten, 15 bewaffneten Bacharias,
	        
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