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Der Gesammtexport beider Kolonien an diesen zwei Produkten beträgt also über 5 Millionen Mark
jährlich im Durchschnitt.
Da die Oelpalme in Westafrika so gut wie wild wächst und sich leicht durch verschleppte
Kerne von selbst fortpflanzt, so ist eine Abnahme der Produktion nicht zu befürchten, zumal da ja die
Entnahme der Frucht die Palme nicht weiter schädigt, es sind ferner auch gewaltige Massen von Oel-
palmen noch gar nicht zur Produktion herangezogen. Viel mehr ist ein weiteres Sinken der Preise zu
fürchten; die Statistik von 1895 nahm schon zur Unterlage einen Preis von 0,30 Mark für das Liter
Palmöl und 0,19 für das Kilogramm Palmkernc.
Ausgestellt wurden Früchte mit Fruchtfleisch, die Kerne mit und ohne Schale aus Togo und
Kamerun, das gelbe Palmöl der Schale, die maschinell zerkleinerten Kerne, Palmkernöl sowie Glycerin
und Fettsäuren derselben, ferner als Endprodukte Stearinkerzen, Palmkernseise und Palmölkuchen, haupt-
sächlich durch die Palmkernölfabrik von Eugen Roeder in Budenheim bei Mainz, einiges auch geliefert
durch J. K. Vietor in Bremen sowie Professor Sadebeck in Hamburg.
Erdnuß. Diese in den letzten Jahrzehnten überaus wichtig gewordene Oelfrucht (die unter-
irdisch reifende Hülsenfrucht von 4rache##oga) spielt in deutschen Kolonien bisher eigentlich noch
kaum eine größere Rolle.
Togo exportirte, trotzdem Erdnüsse dort massenhaft kultivirt werden, 1893 nur 286 kg im
Werthe von 60 Mark, 1894 sogar gar keine; angeblich weil das Enthülsen mit der Hand ohne Zu-
hülfenahme von Maschinen zu schwierig ist; ebenso finden sich in den Statistiken Kameruns keine An-
gaben, daß Erdnüsse exportirt werden.
Deutsch-Ostafrika exportirte unter der Rubrik: Erdnüsse, Pistacien, Mandeln ((letztere beiden
Artikel fallen aber für den Export dieses Schutzgebietes fort):
1893 15 895 engl. Pfund im Werthe von 468 Dollar,
1894 44 538 * * 2- * 994 * *2#
Fast der Gesammtexport kam von dem südlichsten Bezirk Lindi, wie denn auch diese Kultur
eine der wichtigsten Exportprodukte der benachbarten portugiesischen Kolonie liesert, indem im Jahre
1893 125 000 Sack, 1894 infolge von Unruhen nur 65 000 Sack Erdnüsse auf den Markt kamen.
1894 gingen allein für 535 000 Mark Erdnüsse von Mozambique nach Deutschland.
Auch in Westafrika ist die Erdnuß ein überaus großer Handelsartikel geworden, speziell
in Senegambien. (Schon 1884 führten die französischen Kolonien Erdnüsse im Werthe von
14 Millionen Francs aus.)
Erdnußöl dient sowohl als Speiseöl, oft als Surrogat oder Verfälschungsmittel des Olivenöls,
als auch als vortreffliches Maschinenöl; neuerdings wird es auch vielfach bei Darstellung von Kunsl-
butter verwendet.
Ausgestellt wurden Erdnüsse von West= und Ostafrika, sowohl in Schalen als auch geschält, ferner
Erdnußöl von beiden Herkünften, sowie Erdnußluchen durch den Verein deutscher Oelfabriken zu
Mannheim; desgleichen kleinere Proben der verschiedenen Zwischen= und Abfallprodukte (Erdnußsamen,
nicht, halb und ganz geschält, Erdnußmehl vor und nach dem Oelpressen, Erdnußkeimlinge, sodann die
gemahlenen Preßluchen, als Pferdefutter dienend, die Frucht= und Samenschalen ganz, in Stücken und
gemahlen, als Verpackungsmaterial dienend), endlich auch der sogenannte afrikanische Erdnußkaffee
(ein natürlich coffeinloses Surrogat des echten Kaffees), durch M. Schmeißer in Leiyzig ausgestellt.
Erderbse. Die Erderbse oder schwarze Erdnuß, die Hilsenfrucht von Foanl#e## sucb-
terranea, wird zwar aus den deutschen Schußgebieten bisher kaum exportirt, wird aber sowohl in
Kamerun als namentlich in Deutsch-Ostafrika vielfach kultivirt und von der Nachbarkolonie Mozambique
auch in kleinen Posten (1894 gingen für 4842 Mark allein nach Deutschland) exportirt. Eine Probe
aus Deutsch-Ostafrika (Bagamoyo) wurde deshalb auch ausgestellt.
esam. Die Sesamsaat spielt als Ausfuhrartikel für unsere Kolonien nur eine Rolle in
Deutsch-Ostafrikaz der Export sämmtlicher übrigen Kolonien ist positiv gleich Null.
Deutsch-Ostafrika exportirte:
1892 2 333 000 engl. Pfund im Werthe von 64 000 Dollar,
1893 1 652 000 - - -14000
1894 2728 000 = " - -80000 -
Ueber die Hälfte kommt aus dem Bezirk Kilwa, wie überhaupt der südliche Theil des Schut
gebietes viel mehr Sesam produzirt als der nördliche; auch im portugiesischen Schutzgebiet setzt sich die
Kultur noch fort bis Mozambique, in welcher Kolonie früher etwa 20 000 Sack (1894 durch Mißernte
nur 1500) jährlich produzirt wurden.
Sesamöl wird in ähnlicher Weise benutzt wie Olivenöl und dient auch zur Fälschung desselben;
die guten Qualitäten dienen als Speiseöl, die anderen als Brenn= und Schmieröl. Auch in der Mar-
garinesabrikation spielt es eine Rolle, wie auch zur Seifenfabrikation und auch sonst in der Technik.