Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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felle im Werthe von 16 780 Mark exportirt, von Lüderitzbucht in demselben Jahre von beiden zusammen 
für 150 Mark. Viele werden von den Eingeborenen zu Felldecken und Felltaschen verarbeitet, von 
denen durch die Firma H. W. Burmester einige ausgestellt wurden. 
Antilopen= und Gazellenfelle kommen hauptsächlich von Deutsch-Ostafrika zur Ausfuhr 
und bilden den größten Theil der unter der Rubrik Ziegen-, Schaf-, Gazellen= und ähnliche Häute 
zusammengefaßten Ausfuhr, die im Jahre 1884 2899 Dollar betrug. Vor Allem sind es die Felle von 
zwei kleinen Antilopenarten, vom Moschusböckchen (Mesotay#s moschatus) und von der ostafrikanischen 
Zwergantilope (Ceplialolophus #mnacus), die schon einen regelmäßigen Handelsartikel nach Europa 
bilden. Erstere Art, von den Importfirmen als „Gazellen“ bezeichnet, kommt in Mengen von etwa 
50 000 Stück jährlich in den Handel, die andere Art, von den Importfirmen als „Gazellenböcke“ bezeichnet, 
wird nur in 2000 bis 3000 Stück jährlich nach Europa importirt. Da die Preise für die Gazellenfelle 
zwischen 18 und 23 Mark pro 100 Stück betragen, die der Böcke zwischen 40 und 60 Mark pro 
100 Stück, so würde der Import nach Europa etwa 12 000 Mark ergeben, also weit mehr, als die 
Erportziffern Deutsch-Ostafrikas ergeben; es kommen aber auch nichtdeutsche Theile der ostafrikanischen 
Küste in Betracht. Die sogenannten Gazellen geben ein gutes Handschuhleder, die sogenannten Gazellen- 
böcke dienen in der Schuhfabrikation als Ober= und Futterleder; es rangirt dieses Gazellenbockleder 
zwischen dem Leder einer starken Gazelle und einer Antilope. 
Die Felle beider Sorten sowie das daraus gefertigte Leder und Handschuhe daraus werden 
durch die Häute-Importfirma Samnel & Rosenfeld in Hamburg ausgestellt. . 
Die Eingeborenen Ostafrikas benutzen auch die Felle anderer Arten von Antilopen, z. B. machen 
die Waganda hübsche Mäntel aus den Fellen der lilabäuchigen Zwergantilope (Cephakocopus achta- 
kor#al#). In Südwestafrika, wo übrigens der Gesammtexport von Wildfellen aus Walfischbai im 
Jahre 1894 sich auf nur 260 Mark belief, werden besonders aus den Springbockfellen hübsche Decken 
gemacht, wie einige von der Firma H. W. Burmester ausgestellte Muster beweisen. 
Ahinoceros= und Flußpferdhäute klommen nur in sehr minimalen Quantitäten zur Ausfuhr, 
und zwar lediglich von Deutsch-Ostafrika, im Jahre 1894 für 322 Dollar. Meist läßt man sie des 
theuren Transportes wegen liegen. In Afrika selbst werden die Hänte derselben, namentlich der Fluß- 
pferde, zu Stöcken und Peitschen verarbeitet, wie ein von Herrn W. Kuhnert ausgelegter Stock beweist. 
Naubthierfelle, Panther-, Löwen-, Wildkatzen= und dergleichen Zierfelle gelangen nur in 
geringen Ouantitäten zur Ausfuhr, weniger als Handelsartikel wie als Kuriositäten, Jagdtrophäen r2 
Immerhin wurden unter der Rubrik „Sonstige Wildhäute“ aus Deutsch-Ostafrika 1893 für 3283, 1894 
ür 4703 Dollar exportirt; es umfaßt diese Rubrik aber wohl auch größere Antilopenfelle sowie Affen= 
elle. Des beschränkten Platzes halber gelangten nur einige Panther= und Wildkatzenfelle aus Südwest- 
afrika, geliefert durch HO. W. Burmester in Hamburg, zur Ausstellung. 
Die Klippschliefer besitzen Felle, die sich ganz ausgczeichnet für? eelzarbeiten eignen, eine Art 
wird z. B. von den Wadjaggas am Kilimandjaro viel zu Mänteln verarbeitet; nach Europa gelangen 
sie aber nur selten, und zwar nicht als Handelsartikel, sondern mehr zum Selbstgebrauch dort stationirter 
Europäer. Ein Muff und ein Kragen, von Frau Stabsarzt Dr. Kohlstock zur Verfügung gestellt, 
demonstriren die vorzügliche Beschaffenheit dieses Pelzes. 
Affenfelle, verschiedene Arten von Seidenaffen (Cokobus) bilden einen wenn auch in den 
deutschen Kolonien nur kleinen Handelsartikel. Von den ostafrikanischen Arten kommen Felle des 
Weißschwanz-Seidenaffen (Colob#s cckakus) vom Kilimandjaro, der sich durch langen weißen Behang 
am Hinterrücken auszeichnet, zuweilen nach Europa, ebenso vom weißschulterigen Seidenaffen (Colobus 
patl##u#s) der Küste, jedoch nicht als geregelter Handelsartikel. Von Kamerun kommt das ganz schwarze 
Fell von Colobus satunds kaum wirklich in den Handel, in Togo bildet dagegen das Fell von Cosobs 
coklerosus, das sich durch einen kurzen, weißen Schulterbehang auszeichnet, einen wirklichen, wenn auch 
kleinen Handelsartikel, indem 1892 575 kg im Werthe von 592 Mark, 1893 260 Stück im Werthe 
von 1535 Mark, 1894 242 Stück im Werthe von 726 Mark exportirt wurden. Sehr viel größer ist 
der Affenfellexport aus den benachbarten englischen Goldküstenkolonien, von wo in den Jahren 1887/92 
im Durchschnitt jährlich 175 000 Stück im Werthe von 600 000 Mark exportirt wurden; es sollen 
dort zu diesem Zweck mindestens 200 000 Affen jährlich getödtet werden. Auch der rothrückige Colobus 
J% s besitzt einen wenn auch sehr geringen Handelswerth, jedoch scheint er aus deutschen Kolonien 
trotz seines Vorkommens daselbst nicht exportirt zu werden, viel mehr hingegen von Liberia. 
Aus den Affenfellen werden billige Musse und Pelzkragen hergestellt. Die Preise der Felle 
variiren aber infolge des schnellen Wechsels der Mode außerordentlich. London ist der sast allein 
wichtige Markt für diesen Artikel. 
Mehrere Affenfelle von Colobes roklerosus und zwei daraus verfertigte Muffe, durch die Pelz- 
firma G. Cohn in Verlin zur Verfügung gestellt, repräsentiren diese Industrie. 
Wolle. Die Wollausfuhr unserer Kolonien ist bisher noch eine ganz minimale; Südwest- 
afrika, unsere einzige Kolonie, die sich gut für Wollzucht eignet, exportirte 1894 erst 1249 kg im 
 
	        
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