Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Rohe Straußfedern von den Flügeln, Schwanz und Rumpf, aus Deutsch-Südwestafrika 
stammend, wurden von der Firma H. W. Burmester in Hamburg ausgestellt, die successive Verarbeitung 
(gefärbt, appretirt, gedämpft, dekolorirt rc.), sowie die mannigfaltige Verwendung der Federn des 
wilden Straußes (z. B. Fächer, Boa, Kragen, Amazonen, Köpfe, Einfassungen und Franzen, künstliche 
Reiherfedern sowie die successive Zubereitung und Appretur der Federn) werden durch die Strauß- 
federnfabrik von W. Bruns in Berlin illustrirt. 
Paradiesvögel. Von Vogelbälgen kommen für unsere Kolonien nur die Paradiesvögel in 
Betracht. Einen so wichtigen Handelsartikel diese Vögel auch im westlichen (holländischen) Theil Neu- 
Guincas bilden, wo Eingeborene und malayische Jäger sich auf den Fang und die Präparation 
gut verstehen, so hat sich dagegen im deutschen Theil der Insel noch kein Handel in dieser Spezialität 
entwickelt; was von dort kommt, gelangt im Allgemeinen nicht in den regulären Handel, sondern ist als 
Kuriosität anzusehen. 
Guano. 
Guano brauchbarer Qualiät findet sich in Deutsch-Südwestafrika und im Südseegebiet. 
In ersterem Lande ist nahe bei Kap Croß kürzlich ein enormes, auf viele Millionen Mark geschätztes 
Guanolager entdeckt, zu dessen Ausbeutung sich eine englische Kompagnie gebildet hat, welche das Lager 
in Pacht genommen und seit vorigem Jahr mit der Bearbeitung begonnen hat. Es ist sogenannter 
alter Guano, eine Aufhäufung früherer Zeit, während die neuen Guanolager der der deutschen Küste 
vorgelagerten meist englischen Inseln schon vor Jahren abgebaut worden sind und jetzt ziemlich erschöpft 
zu sein scheinen. Es dürften sich viellcicht noch andere alte Lager an der deutschen Küste finden. 
In Deutsch-Ostafrika hat man zwar in den Höhlen bei Tanga Guano gefunden, jedoch hat 
sich derselbe als wenig werthvoll herausgestellt. 
Die Neu-Guinea-Kompagnie hat das Guanolager der zu den. Pundy--Inseln gehörigen 
Mole-Insel 1891 in Angriff genommen, und trotz der großen Schwierigkeiten wegen Fehlens 
passenden Ankergrundes gelang es 900 Tons nach Hamburg zu schaffen, wo die Tonne, da gering- 
werthige Massen mit dem guten 36,54 Prozent Phosphorsäure (79,86 % phosphorsaurer Kalk) ent- 
haltenden Guano vermischt worden waren, zu 40 Mark verkauft wurde. Weitere Versuche sind nicht 
gemacht worden. 
Auf den Marshall-Inseln ist auf den Inseln Bikar und Caspar Rico zwar Guano ge- 
funden, jedoch erwies sich derselbe, da nur 4 bis 12 Prozent phosphorsauren Kalk enthaltend, als zur 
Düngerfabrikation unbrauchbar. 
Schildpatt. 
Gutes Schildpatt liefert fast nur die Seeschildkröte Carelta #mörkeca. Dieselbe ist 
an den Küsten unserer sämmtlichen Kolonien heimisch, doch nur in zweien derselben hat sich ein 
wirklicher Handelszweig daraus entwickelt. Deutsch-Ostafrika führte 1894 für über 20 000 Mark 
Schildpatt (3857 engl. Pfund — 38633 Dollar, 1893 nur 1388 engl. Pfund —= 5920 Dollar, 1892 
990 engl. Pfund — 3541 Dollar) aus, aus unserer Südseekolonie (hauptsächlich vom Bismarck- 
Archipel) exportirten die Firmen Forsayth von Jannar bis Juni 1893 538 engl. Pfund, Hernsheim 
im Jahre 1892 650 engl. Pfund, welche Quantitäten zusammen etwa 300 Schildkröten entsprechen, da 
jede etwa 4 Pfund Schildpatt liefert. Die jährliche Ausfuhr dieses Gebictes mag demnach etwa einen 
Werth haben von etwa 10 000 Mark. Die Koprahändler (troder) kaufen das ihnen von den Eingeborenen 
gebrachte Schildpatt, oft nur wenige Pfund im Jahr auf der einzelnen Station, als Nebenartikel mit 
auf. Der Preis varürt sehr, je nach der Marktlage sowie nach der Dicke, Zeichnung und Färbung 
der Schalen. Von den Marshall-Inseln kommt fast gar kein Schildpatt, was die Jaluitgesellschaft exportirt, 
stammt meist von den benachbarten Karolinen. Von Neu-Guinea selbst könnten wohl trotz der vor- 
herrschenden Steilheit der Küsten größere Quantitäten kommen, als es bisher der Fall ist, wenn die 
Eingeborenen den Werth des Schildpatts besser zu würdigen verständen und der Handel und Schild= 
krötenfang dort mehr entwickelt wäre; in Holländisch-Neu-Guinca, wo malayischer Einfluß seit lange 
wirksam ist und malayische sowie arabische Händler stationirt sind, bildet Schildpatt einen ziemlich 
bedeutenden Ausfuhrartikel; allein von der Geelvinksbai wurden in den 80 er Jahren jährlich etwa 750 
engl. Pfund ausgeführt. Von unseren westafrikanischen Kolonien kommt bisher Schildpatt nur in 
ganz geringer Menge und bildet dort kaum einen Handelsartikel. 
Die Verarbeitung des Schildpatts wird durch die Berliner Fabrik von E. Ebell illustrirt, z. B. 
die successive Fertigstellung eines Kammes, eines Spiegels, einer Schirmkrücke, einer Schale; ferner eine 
Auswahl der gangbaren Fabrikate. Ein sehr schönes polirtes Schild einer Karettschildkröte des Bis- 
marck-Archipels wurde von Herrn F. Thiel in Charlottenburg zur Verfügung gestellt, zwei kleinere 
unpolirte hat Verfasser von Bismarck-Archipel mitgebracht.
	        
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