Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Lehmdach ruht. Das Innere des nur durch einen 
schmalen Eingang erhellten Hauses besteht aus einem 
Naum, der Schlafstube und Küche zugleich vorstellt; 
selten ist er in zwei oder gar drei Kammern ab- 
getheilt. An das flache Dach sieht man häufig einc 
mit verschiedenen Einschnitten versehene Holzgabel 
angelehnt, mittelst welcher die Leute auf das Dach 
klettern, um Palmkerne und dergl. zum Trocknen 
auszuschütten. 
Von Boyika aus blieben die Reisenden fast immer 
auf dem Kamm des Gebirges. Zu ihrer Linken 
begleitete sic eine ziemlich hohe massige Gebirgskette. 
Von Beyika über Teteman nach Borada, der Haupt- 
stadt von Bocm, ist es eine gute Tagcreise. 
Boem gehört zu den schönsten und wohlhabendsten 
Landschaften des deutschen Togogebietes. Prächtiger 
Hochwald bedeckt den größten Theil des Landes; 
Bäche und Flüsse durchsurchen es nach allen Nichtungen. 
Verhältnißmäßig gute Pfade verbinden die verschie- 
denen Dörfer; ja im Centrum des Landes ist man 
überrascht von den breiten, sauber gehaltenen Wegen, 
die zum Theil auf beiden Seiten von Abzugsgräben 
begleitet sind. Oelpalmen finden sich überall. Die- 
selben sind eine besondere Zierde der vielen breiten 
Thalgründe, an denen Boem keinen Mangel hat. 
Kultivirt wird dieser herrliche Baum jedoch nicht. 
Kantschuk bergen die ausgedehnten Wälder in großer 
Masse. Viele Händler werden dadurch angezogen, 
so daß schon seit Jahren ein ziemlich reger Verkehr 
mit der Küste bestecht. Natürlich haben sich dadurch 
auch die Bedürfnisse des Volkes gesteigert, und euro- 
päische Waaren finden starken Absatz, so daß man 
erstaunt ist über die Kleidung vieler Eingeborenen. 
Auch auf den Bau der Häuser und deren Einrichtung 
ist dieser Verkehr nicht ohne Einfluß geblieben, und 
es sind an manchen der sauber hergestellten Häuser 
sogar Thüren und Fensterläden angebracht. Selbst 
der bekannte Lehnstuhl bürgert sich immer mehr ein. 
In Betreff der sprachlichen Verhältnisse Boems 
sei noch bemerkt, daß die Hauptsprache Lephana ist, 
das in Aka, Atonko, Guaman, Gyeasekan kese und 
Gyeasekan akura, Teteman, Beyika und Borada ge- 
sprochen wird. Ferner spricht man Tschi in Wora- 
wora fic und Worawora akura, in Tapa, Akposo 
und Asato; dagegen Kephu in Odome und Apafo, 
Santrokofi in Santrokofi. Vom Bowiristamm, der 
kaum 600 Seelen zählt, wird Liwri gesprochen. 
Dieser Stamm ist ein Ableger eines größeren im 
Imern wohnenden Volkes. Dancben verstehen aber 
sehr viele Eingeborene Tschi, das die politische Sprache 
des Landes ist. Kinder, deren Muttersprache Kephn, 
Lephana oder Liwri ist, lernen rasch und gerne Tschi. 
  
Aus Kamernn ist die traurige Nachricht einge- 
troffen, daß am 15. Mai im dortigen Krankenhause 
die Schwester Bertha Biendora des deutschen Frauen- 
vereins für Krankenpflege in den Kolonien verstor- 
en ist. 
  
381 — 
RAus fremden MRolonien. 
Der Außenhandel Britisch-Ostindiens 
im Jabre 1894/95.7) 
Die Artikel, an deren Einfuhr nach Indien auch 
Deutschland sich betheiligt hat oder sich betheiligen 
könnte, sind der Hauptsache nach folgende: 
Stahl und Eisen. In beiden Erzeugnissen 
zeigt die Gesammteinfuhr des vergangenen Jahres 
einen bedentenden Rückgang, und zwar besonders die 
von Eisen, die von 3709 000 engl. Cirn. im Jahre 
1893/94 auf 3250 000 zurückgegangen und hiermit 
niedriger ist als in irgend einem der letzten zehn 
Jahre, während die Einfuhr von Stahl in den ent- 
sprechenden Jahren von 1 039 000 zwar auf 
905 000 engl. Ctr. ebenfalls herabgegangen ist, mit 
letterer Zisser aber immer noch bedeutend höher steht 
als in den vorhergehenden Jahren. Der Grund 
hierfür ist, was das Eisen anbetrifft, nicht sowohl in 
dem nur 1 pEt. betragenden Werthzoll als vielmehr 
darin zu finden, daß die heimische Eisenproduktion 
(in Barakar, Präsidentschaft Madras) eine umfang- 
reichere geworden. *ê*• « » 
Der Rückgang hat die drei Haupteinfuhrländer: 
Großbritannien, Belgien und Deutschland, namentlich 
aber ersteres betrossen. ⅜ 
Ueberhaupt ist die britische Eiseneinfuhr seit dem 
Jahre 1887 beständig zu Gunsten der belgischen und 
deutschen zurückgegangen. Dasselbe ist auch beim 
Stahl, wenn auch in geringerem Maße, der Fall. 
  
  
  
  
  
Zucker. Die Einfuhr, nach Herkunftsländern 
georduet, betrug: 
° 91 1894/95 
Herkunfts- 1890 (05 *# 
länder sengl. Ctr. Rupien engl. Etr. # Nupien 
Mauritiun.1491 995 16 664 017/1752003 19 374 226 
Deutschland 09 195 402 70/4 632 3 451 44: 
China 105 9122 613 50220 25 
Javo 6000275%1 
Singaporc18944415506 81497 1021 855 
Oesterreich- I 
31374369844709393250 
thkoßlskitamsien2812023432357 5852 81 828 
Zus.einschl. der 
Einfuhr von 
anb Ländern2 931 901 33 998 8612 490 611 28 752 970 
  
Die Tabelle zeigt, daß die Einfuhr aus Groß- 
britannien so gut wie ganz aufgehört hat, und daß 
Europa mit seinem Rübenzucker in der Konkurrenz 
mit dem Rohrzucker aus Mauritius, China, Java- 
und den Straits Settlements keine Fortschritte macht. 
Von der 2½ Millionen engl. Ctr. betragenden Ge- 
sammteinfuhr entfallen 1/4 Millionen allein auf 
Mauritius. Die deutsche Einfuhr, obwohl im Ver- 
gleich zu der von 1890/91 stark zurückgegangen, 
scheint auf einer gesunden Grundlage zu beruhen, da 
*) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1896, S. 200 ff.
	        
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