Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Insel an, um von hier aus die Aufnahme der Neu- 
Pommernküste zu beginnen. Am 8. morgens steuerte 
ich bei schönstem Wetter in die große Bai ein, die 
durch die weit nach Norden vorgestreckte Willeaumez- 
Halbinsel gebildet wird. Die Bai gewährt nament= 
lich in der Morgenstunde einen großartigen Anblick 
durch die in einem Halbkreise gelegenen und gleich- 
mäßig aus der Ebene sich erhebenden großen Einzel- 
berge, welche sich mit ihrer Spitze bis zu 1000 m 
erheben. Im Laufe der Fahrt konnte ich auch auf 
der Ostseite der Willeaumez-Halbinsel feststellen, daß 
die Inseln Willeaumez, Noul, Gicquel und du Faure 
Theile einer gebirgigen Halbinsel bilden. Ich steuerte 
denselben Nachmittag einer vor der Küste liegenden 
Insel, die ich mit „Hannam-Insel“ bezcichnet habe, 
zu und fand hier einen geschützten, durch die vor- 
erwähnte Insel und das Festland gebildeten Hafen 
vor, den ich für Errichtung eines Beobachtungspfeilers 
ausgewählt habe. Auffallend war hier das ungemein 
scheue Benehmen der Eingeborenen, die hauptsächlich 
die Hannam-Jusel bewohnen; dieselben waren nicht 
zu bewegen, längsseits zu kommen, sondern hielten 
sich dauernd auf größere Entfernung vom Schiff 
entfernt. An Land wurden heiße Onellen angetroffen, 
deren aufsteigende dichte Dämpfe bereits auf eine 
Entfernung von etwa 15 Seemeilen die Lage des 
Platzes markirten. 
Am 11. morgens setzte ich die Reise sort und 
steuerte mittags um die Nordspitze der Willeaumez-= 
Halbinsel herum und an der Westküste Neu--Pommerns 
entlang. Gegen 4 Uhr nachmittags wurde die 
flüchtige Küstenvermessung beendet, nachdem ich eine 
Handelsstation der Firma Forsayth erreicht hatte. 
Der Händler der Station kam sofort nach Sichten 
der „Möwe“ dem Schiffe entgegen und berichtete, 
daß auf der Station Alles in Ordnung sei und er 
mit den Eingeborenen sehr gut auskäme. 
In der Nacht vom 11. zum 12. steuerte ich dann 
mit Westkurs unterhalb der Merite-Jusel entlang, 
passirte anderen Tages abends die Crown-Insel 
und ankerte am 13. nachmittags in Friedrich Wil- 
helmshafen. Die während der Ueberfahrt an- 
getroffenen Witterungsverhältnisse waren recht günstige. 
Der stellvertretende Landeshauptmann Korvetten- 
kapitän a. D. Rüdiger befand sich zur Zeit auf 
dem Dampfer „BMabel“ auf einer Rekognoszirungs-= 
fahrt im Bismarck-Archipel. In der Zeit vom 14. 
bis 19. Februar ist hier mit dem Bau von Beobach= 
tungspfeilern und mit den astronomischen Beobach- 
tungen begonnen worden. 
Am 20. Februar früh verließ ich Friedrich 
Wilhelmshafen zur Errichtung eines Beobachtungs- 
pfeilers in der Nähe von Finschhafen und zur aber- 
maligen Beobachtung an der Ikovemündung, der 
Grenze unseres Schutzgebietes. Ich lief zu meiner 
Information dicht unter der Küste entlang. 
Am 21. mittags ankerte ich nördlich von dem 
eigentlichen Finschhafen vor der Mündung des Bumi- 
flusses zu dem obengenannten Zweck. Die Station 
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Finschhafen ist von der Neu-Guinca-Kompagnie be- 
reits im Jahre 1891 wegen einer Malariaepidemie 
aufgegeben worden und ist nunmehr wieder von 
Eingeborenen bevölkert. 
Am 23. stattete ich der Neudektelsauer Missions- 
station in Simbang in der Langemakbucht einen 
Besuch ab und unternahm von dort aus per Dampf- 
boot eine Fahrt den Bubuifluß aufwärts. 
Nach Beendigung der Arbeiten setzte ich am 24. 
die Reise nach der Ikovemündung fort. Ich ankerte 
vor derselben am 25. vormittags. Es gelang dies- 
mal, genaue Beobachtungen zu erhalten. Wie ich 
bereits meldete, besteht die Küste an der Ikove- 
mündung aus niedrigem, sumpfigem, mit Kasuarinen- 
bäumen dicht bestandenem Lande. Letztere sterben 
am Küstensaum nach und nach ab und brechen dann 
mit ihren Wurzeln aus dem Boden heraus, dadurch 
größere Veränderungen des Küstensaumes hervor- 
rufend. 
Am 26. nachmittags waren die Beobachtungen 
beendet, so daß ich am Abend die Weiterreise nach 
Friedrich Wilhelmshafen antreten konnte. Dieselbe 
verlief ohne besondere Vorfälle. 4 Die Navigirung 
bietet in diesem Theil von Kaiser Wilhelmsland 
keinerlei Schwierigkeiten, da man bis auf 3 Seemeilen 
bequem an die Küste herangehen kann. 
Am 28. vormittags ankerte ich wieder in Friedrich 
Wilhelmshafen, um die Beobachtungen daselbst fort- 
zusetzen und die Post in Empfang zu nehmen. · 
Nach Beendigung der nothwendigen Arbeiten 
sowie nach Erledigung der Post beabsichtige ich, die 
Reise nach dem nordwestlichen Theile von Kaiser 
Wilhelmsland anzutreten. 
schicksal der Eblersschen Expedition. 
Nachrichten aus Neu-Guinea zufolge sind die 
Ueberlebenden der Otto Ehlers schen Expedition?) 
— 21 farbige Arbeiter — am 30. März d. Is. mit 
dem Britisch-Neu-Guinea-Gouvernementsdampfer 
„Merrie England“ wohlbehalten in Friedrich Wil- 
helmshafen eingetroffen. Ueber den Verlauf der so 
traurig endenden Expedition liegen folgende Mit- 
theilungen vor. 
Otto Ehlers war am 24. Juli 1895 in Friedrich 
Wilhelmshafen eingetroffen. Seine Absicht ging 
dahin, Neu-Guinca von der deutschen Küste aus in 
südwestlicher Richtung zu durchqueren. Der seit mehr 
als acht Jahren im Dienste der Neu-Guinea-Kom- 
pagnie stehende Polizeiunteroffizier Piering hatte 
sich freiwillig bereit erklärt, die Expedition mitzu- 
machen. Er war ein Mann von ausgezeichneter 
Erfahrung, der bercits eine mehrwöchige Expe- 
dition auf das Finisterregebirge unternommen hatte 
und sich mit allen Trägern gut verständigen konnte. 
Außer Ehlers und Piering setzte sich die Expedition 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1895, S. 624.
	        
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