Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Die Zahl der Zöglinge des Missionshauses Steyl 
beläuft sich gegenwärtig auf 322; für die wissen- 
schaftliche Ausbildung derselben sind 23 Lehrkräfte 
thätig, sämmtlich Priester des Hauses. Das zur 
Steyler Genossenschaft gehörende Missionshaus Heilig- 
kreuz bei Neiße in Schlesien zählt gegenwärtig 
115 Zöglinge. 
Aus fremden MHolonien. 
Ugandabahn. 
Nach einer englischen Parlamentsvorlage werden 
50 000 Pfd. Sterl. als Ausgaben für den Bau der 
Ugandabahn im Jahre 1896/97 in Aussicht ge- 
nommen. Man hofft, 100 engl. Meilen Linie in 
diesem Jahre zu legen und das Material für weitere 
100 Meilen zu beschaffen. Der Chefingenieur Mr. 
Whitehouse und seine Assistenten sind am 11. De- 
zember in Mombas eingetroffen und haben die ersten 
Einrichtungen geschaffen. Es sind 1100 Kulis und 
Handwerker von Indien bereits angelangt, weitere 
1000 werden erwartet. Baumaterial für 30 Meilen 
ist in Mombas aufgespeichert. 
Sepchellen im Jahre 1894. 
Die Einnahmen betrugen 235 411 Rupien (gegen 
232 055 im Jahre 1893), die Ausgaben 278 470 
Rupien (gegen 226 226 im Jahre 1893). Das De- 
fizit wurde hauptsächlich herbeigeführt durch Ueber- 
nahme von Verbindlichkeiten der früheren New 
Oriental Bank Company seitens des Gouvernements. 
Die Ausfuhr betrug 764 080 Rupien, die Ein- 
fuhr 60 4033 Rupien. Die wichtigsten Ausfuhrartikel 
sind Vanille, Kakao und Kokosnußöl. Die Vanille- 
ernte ist 1894 fast vollständig ausgefallen, doch ver- 
sprach die neue Ernte gut zu werden. Die Kakao- 
plantagen hatten unter der Rattenplage sehr zu leiden. 
Einen neuen wichtigen Ausfuhrartikel für die 
Inseln hofft man in dem Liberiakaffec gefunden zu 
haben, der jetzt in großem Umfange angebaut wird 
und von hervorragender Güte sein soll. Ferner er- 
wartet man in den nächsten Jahren einen größeren 
Export von Orangen, Citronen und Bananen, für 
welche Mauritius, Reunion und Aden geeignete Ab- 
satzgebiete sind. 
Der Handel der Kolonie hatte im Uebrigen durch 
den niedrigen Kurs der Rupie zu leiden. 
In einem sehr schlechten Zustande befinden sich 
die Straßen, deren erhebliche Verbesserung die Finanz- 
lage nicht erlaubte. 
Die Zahl der Bevölkerung wird auf 17 625 an— 
gegeben, von denen 2636 Protestanten und 12 608 
römische Katholiken sind. 
Der öffentliche Unterricht wurde ertheilt in einer 
konfessionslosen Regierungsschule, welche 72 Schüler 
besuchten, in 20 Schulen der römisch-katholischen 
  
Mission mit 1688 Schülern und in acht Schulen 
der englischen Missionsgesellschaft mit 416 Schülern. 
Von der Regierung wurden 12 564 Rupien auf die 
Erhaltung dieser Schulen verwendet. 
Die Seychellen sind jetzt durch ein im Jahre 1893 
fertiggestelltes Kabel der Eastern and South African 
Telegraph Company mit Sansibar und Mauritius 
telegraphisch verbunden; die Gebühr beträgt 5 Rupien 
14 Annas für jedes Wort nach England. 
St. DPelena im Jabre 1894. 
Die Insel hat früher eine größere Bedeutung 
gehabt als Proviant= und Wasseraufnahmestelle für 
die Schiffe. Diese Bedeutung verlor St. Helena fast 
vollständig infolge der allmählichen Verdrängung der 
Segelschiffe durch Dampfer von immer mehr zuneh- 
mender Größe und mit verbesserten Einrichtungen 
für lange Seereisen, namentlich aber auch infolge der 
Eröffnung des Suezkanals im Jahre 1869. Seit 
diesem Zeitpunkte ist der Wohlstand der Bevölkerung 
der Insel beständig gesunken, wozu auch die im Jahre 
1870 erfolgte Herabsetzung der Garnison von 448 
auf 178 Mann viel beitrug. Der Gouverneur der 
Insel spricht jedoch in seinem Berichte die Ueber- 
zeugung aus, daß der Niedergang bereits seinen 
tiessten Stand erreicht hat und der JInsel eine bessere 
Zukunft bevorsteht; er hofft, daß sie infolge ihrer 
Lage wieder Bedeutung gewinnen wird als Kohlen- 
station, als Station eines dorthin anzulegenden unter- 
seeischen Kabels und durch Erbauung eines Schiffs= 
docks. Die Bevölkerung beläuft sich jetzt auf 
4000 Seelen. 
Die Einfuhr betrug 1894 31777 Pfd. Sterl., 
d. h. 7500 Pfd. Sterl. weniger als im Vorjahre, 
die Ausfuhr 14717 Pfd. Sterl. Unter den Aus- 
fuhrartikeln erscheinen in den letzten Jahren auch 
Kartoffeln, von welchen 1894 für 772 Pfd. Sterl. 
exportirt wurden. Die Errichtung einer Fischkonserven= 
sabrik, für deren erfolgreichen Betrieb sehr günstige 
Bedingungen vorhanden sein sollen, war im Gange. 
Die öffentlichen Einnahmen betrugen 9162 Pfd. 
Sterl., die Ausgaben 7874 Pfd. Sterl. 
Sierra Leone im Jahre 1894.7) 
Die Gesammteinnahmen bezifferten sich auf 
98 838 Pid. Sterl., um 6069 Pfd. Sterl. mehr als 
im Vorjahre. Diese Steigerung ist in erster Linie 
der Erhöhung der Abgaben für Spirituosen zuzu- 
schreiben, indem vom 1. März 1893 ab für den 
Gallon 3 sh statt 2 sh erhoben wurden. Der für 
den Handel bestimmte Gin wurde in einer Menge 
von 242 686 Gallonen, auf 25 266 Pfd. Sterl. be- 
werthet, eingeführt, was gegen das Vorjahr ein Mehr 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1895, S. 661.
	        
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