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einen sicheren Schluß zu gestatten, da die Zahl der
in Betracht kommenden Personen stets klein ist. In
der überwiegenden Mehrzahl wird die beste Gesund- ,
Zimmer ebener Erde braucht man die Betonschicht
heitsstation nur sehr relativ gesund sein, da in dem
bis jetzt besetzten und in den nächsten Jahren noch
zu besetzenden Gebiete von tropisch Afrika kaum ein
von Malaria ganz freier Ort, der bei Stations-
gründung in Frage käme, sich finden wird.
relativ gesunde Station kann angelegt werden an
einem Ort, der folgende Bedingungen erfillt.
I. Der Untergrund der Station soll Fels
sein. Auf mächtigen Laterit= und Lehmlagern, auf
Sand und auf Flußgeschiebe wird sich kaum eine
gesunde Station bauen lassen.
II. Die topographische Lage soll so sein, daß
1. die Bodenfeuchtigkeit leicht Abfluß hat. Die
Station soll mit anderen Worten auf einer Boden-
erhebung, am besten auf dem schmalen Kamme eines
Gebirges oder am Abhange desselben, doch dann nie
parallel dem Kamm, sondern stets im rechten Winkel
zu demselben erbaut werden.
2. Sümpfe und Inundationsgebiete dürfen nicht
in der Nähe sein.
3. Hochwald muß in möglichst weitem Umkreis
niedergelegt werden, damit Luftströmungen ungehin-
dert die Station erreichen können und die Umgebung
der Station trocken gemacht werden kann.
4. Die Station muß leicht zugänglich sein.
Anmerkung: 1. Die klimatischen Verhältnisse
einer Station, von der aus gearbeitet werden soll,
sollten nicht von denen des dazu gehörenden Arbeits-
gebietes zu sehr verschieden sein.
2. Es ist dringend zu bitten, daß bei der Wahl
eines Ortes möglichst genaue topographische Auf-
nahmen, wo möglich von mit solchen Untersuchungen
vertrauten, tropenerfahrenen Männern gemacht wer-
den. Durch genaucs Studium der Topographie eines
Ortes wird man meist auf Verhältnisse aufmerksam,
die man sonst übersieht, abgesehen davon, daß es
vorkommen kann, daß man nach Erbauung der Station
zur größten Ueberraschung schon gesehen hat, daß
man den prächtigsten Bauplatz ganz in der Nähe
nicht beachtete, weil man sich nicht die Mühe eines
genauen Studiums der topographischen Verhältnisse
nehmen wollte oder konnte.
Was nun die Anlage einer Station betrifft,
so verweisen wir hierfür wie auch für die nähere
Ausführung des Vorigen auf unser Buch: „Tropische
Krankheiten“ (S. 10 u. f.) und bemerken nur kurz
als wesentlichste Punkte:
I. Das Wohnhaus für Europäer soll von Osten
nach Westen gebaut sein. (Siehe den Plan S. 231
in Fischs „Tropische Krankheiten“.)
II. In der Breite des Hauses nur ein Zimmer.
III. Rings um das Haus eine 2½ bis 3 oder
mehr Meter breite Veranda zum Schutz vor Be-
strahlung und Durchnässung der Wände.
IV. Die Bodenfeuchtigkeit und die Bodenluft soll
durch eine genügend dicke Lage von Beton von dem
Innenraum des Hauses abgeschlossen sein. Für
nach Glättung mit Cement nur mit einem gut passen-
Eine
den Linoleum zu bedecken.
V. Bretterböden sollen alle doppelt und möglichst
dicht gemacht werden.
VI. Die Bedachung so, daß weder Regen durch-
dringen, noch die Erwärmung durch die Sonne sich
im Hause fühlbar machen kann.
Ueber Höhenstationen bemerkt hierzu noch Missions-
inspektor Oehler Folgendes:
Was die Erfahrungen betrifft, die man mit Höhen=
stationen macht, so stehen solche der Basler Mission
in reichem Maße zu Gebote. Wir haben in Indien
vier solcher Stationen, deren höchste 7000 Fuß hoch
liegt. Unsere Gesundheitsstation auf der Goldküste,
Obiri, liegt 1400 Fuß hoch, daneben kommen in
Betracht die Erfahrungen von Ahognap (1450 Fuß
hoch) und des noch höher gelegenen Alutifi. Die
Erfahrungen von Bu6a in Kamerun kommen, weil
von zu kurzer Dauer, noch weniger in Betracht. Im
Allgemeinen ist die wohlthätige Wirkung der Höhen-
luft auf den durch tropische Hitze geschwächten Orga-
nismus unverkennbar; ferner sind die gesundheitlichen
Verhältnisse unserer höher gelegenen Stationen auf
der Goldküste gegenüber dencn an der Küste ungleich
günstiger, wenn auch lokale Verhältnisse oder Wohn-
häuser, die den sanitärischen Anforderungen nicht
entsprechen, den Vortheil, den die höhere Lage bietet,
wieder paralysiren können. Aber von einem mehr-
wöchentlichen oder auch mehrmonatlichen Aufenthalte
auf hochgelegener Station Heilung von der Malaria
zu erwarten, ist zu viel verlangt. Die Erfahrungen
der Basler Mission zeigen, daß die Keime für Malaria
und Schwarzwasserfieber sich oft sehr lange im Or-
ganismus behaupten, so daß schon Missionare in der
Heimath noch ein Jahr oder auch mehrere Jahre,
nachdem sie die Tropen verlassen hatten, von Mala-
riafiebern, ja selbst (es ist mir wenigstens ein Fall
bekannt) von Schwarzwasserfieber befallen wurden,
daß schwere Malariasieber auch bei denen ausbrechen
können, die sich auf eine Höhenstation zur Erholung
begeben haben, ist demnach selbstverständlich. Also
nicht ohne Weiteres Heilung von der Malaria darf
man von Höhenstationen erwarten, wohl aber all-
gemeine Kräftigung des Organismus, neue Wider-
standskraft. So werthvoll demnach solche Stationen
im Allgemeinen sind, so sind sie doch nicht allen
Patienten zuträglich. Soviel mir bekannt ist, müssen
sich Dysenteriekranke vor dem starken Temperatur-
wechsel bei Besuch einer Höhenstation hüten und auch
die starken Temperaturschwankungen an hochgelegenen
Orten scheinen für solche Kranken gefährlich zu sein.
Tuch in Indien gelten die blauen Berge als gefähr-
lich für Dysenteriekranke. Auch werden in Indien