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durch Weiße ist aber allen Stämmen äußerst zuwider,
und werde ich allmählich von hier aus versuchen,
mit Hülfe von Jumba darauf vorzudringen. Da
sie einestheils näher, aber auch viel besser im Stande
ist, wäre sie sehr für unsere Zwecke geeignet.
Die Lage der Station selbst ist meiner Auffassung
nach für eine Regierungsstation unter den augen-
blicklichen Verhältnissen eine recht geeignete. Sie
übersieht den Sanaga an einer der sehr wenigen
Stellen, wo er überschritten werden kann und sogar
eine ständige Fähre ist. Sie hat nach Westen eine
vorläufig noch verschlossene Verbindung am Nordufer
und zwei, in der Trockenzeit sogar drei Wege am
Südufer. Gegen die noch nicht gewonnenen Bakokos
im Osten (Badjob) hat sic die kleinen, nicht feind-
lichen Zwischenstämme Doköpe und N dogundjueh
vorliegen. Im Süden ist Mpim (Bekok) zwar ab-
geneigt, aber einflußlos; nach Westen die freundlichen
Jambena und Satebayome (Bekok). Von großem
Vortheil dürfte noch die Lage auf dem Südufer sein,
besonders dadurch, daß der Weiße dort noch neu ist
und im Gegensatz zum Nordufer viel geringere
Schwierigkeiten findet. Auch wäre vielleicht in Be-
tracht zu ziehen, daß ein weiteres Vorgehen auf dem
Südufer zu einer viel sichereren Verbindung mit
Yauünde in Höhe der etwa sechs Tage entfernten
Nachtigallfälle führen dürfte. Die erwähnten Stämme,
die die Station am Südufer umgeben, sind alle
friedlich und haben durch Verkauf von Lebensmitteln,
Gestellung von Arbeitern mit Ausnahme der am
weitesten östlich liegenden, noch sehr scheuen Dogund-
juch mit der Station regen Verkehr. Ueber die
noch weiter östlich liegenden Bakokos, die Badjob,
bei denen Herr v. Brauchitsch umkehren mußte,
kann ich nicht urtheilen. Nur hörte ich von den
Bekokhäuptlingen, sic reichten mit vielen Unterstämmen,
darunter auch die von Kund her bekannten Dogo-
belles, bis ins Grasland. Jedenfalls hatte die
Stettensche Expedition drei Tage weiter südöstlich
voriges Jahr mit Badjob zu kämpfen. Ein fried-
liches Durchkommen ist meiner Ueberzeugung nach
bei diesen unberührten Nordstämmen absolut nicht
unmöglich, zumal Lieutenant Schmidt durch den
Dokupchäuptling bereits dahin verhandelt und einen
guten Weg nach Osten bereits anlegt. Es fehlen
nur noch die Stämme, die der Station im Norden
gegenüber liegen. Es sind dies bei Sakebayeme an-
fangenden Dogodsche, die nicht feindlich sind, die
Dogohèm der Station gegenüber und die Lohimköle
weiter flußaufwärts, die alle als Babimbi bezeichnet
werden. Speziell die beiden großen Ortschaften der
Dogohemlandschaft Muhenj, Ekundafie und Njembé,
dieselben, die schon 1892 Herrn v. Stetten über-
fallen haben sollen, sind feindlich, obwohl sie nach
meiner Ankunst die Feindseligkeiten unterließen. Aber
hierin ist bereits neuerdings insofern eine Wendung
zum Besseren eingetreten, als es gelungen ist, durch
Dokupehändler über die 2 km weiter flußaufwärts
gelegene Fähre mit dem Häuptling Jit in Mandeng,
einem der mächtigsten Dogohemkings, Verhandlungen
anzuknüpfen, die hoffentlich dazu führen werden, die
beiden rebellischen Dörfer derart zu isoliren, daß sie
um Frieden bitten.
Es hat in dieser Hinsicht die Erhöhung der
Stationsbesatzung auf 36 Mann sehr viel gethan und
möchte ich in Hinsicht auf die hervorragende mora-
lische Wirkung, den verhältnißmäßig leichten Trans-
port, die Möglichkeit, die Uebergänge und beide
Dörfer selbst unter Feuer zu nehmen, und schließlich
die Aussicht einer späteren Verwendung auf dem
Graslande den Vorschlag des Herrn Lieutenants
Schmidt ganz gehorsamst zur geneigten Kenntniß
bringen und befürworten, ein 3,7 cm Geschütz der
Schutztruppe vorläufig der Station zu überweisen.
Ueber den Sanaga selbst kann ich aus eigener
Anschauung und der Aussage aller Häuptlinge nach
nur berichten, daß eine Schifffahrt absolut ausge-
schlossen erscheint. Nur unterhalb der Herbertfälle
und bei Sakebayeme sind wenige Kilometer lange,
ruhige Strecken. Alles Uebrige sind Schnellen mit
vielen großen Gneisfelsen, die an nur ganz wenigen
Stellen überschritten werden können. Ostwärts der
Station, soweit die Erkundungen reichen, sind die-
selben Verhältnisse. Schon der völlige Mangel an
Kanus beweist die Richtigkeit meiner Angabe.
Der Boden ist bei Mpim und auf der ganzen
Wegstrecke dahin Gneis, Laterit und Quarz, kein
Granit, kein Basalt. Es sind also für Plantagen
zum Export nach Europa wenige Aussichten.
Ueber die innere Entwickelung der Station be-
ehre ich mich ganz gehorsamst hinzuzufügen, daß der
Stationsleiter Lieutenant Schmidt offenbar äußerst
thätig war. Nach dem Sanaga zu ist der ganze
Berg und ein guter Theil der nächsten Anhöhen
abgeholzt, und ist dies die einzige Vertheidigungs-
maßregel, die ergriffen worden ist. Nach Süden
führt ein breiter, straßenähnlicher Weg zu den Farmen,
die mit Planten und Reis bepflanzt sind und in
nicht zu ferner Zeit wohl fast allein die Stations-
verpflegung tragen werden. Vorläufig kommen vor
Allem Doküpcs, aber auch Mpims und andere Leute
täglich zum Lebensmittelverkauf auf die Station, doch
halte ich den gehorsamsten Vorschlag für angebracht,
die nächsten sechs Monate etwa monatlich mit der
ost zusammen zehn Lasten Reis und drei Lasten
Biskuit hinaufzusenden, da der Anbau der benach-
barten Stämmc ein sehr geringer ist und die Lie-
ferungen daher unzuverlässig erscheinen. Die noch
ergiebige Jagd in dem hohen Urwalde, der Mpim
umgiebt, sorgt ab und zu für Fleisch, doch wird nach
Heraufschaffen des nöthigen Materials auch die Vich-
zucht versucht werden. Gebaut sind schon außer dem
Wohnhaus drei große Kasernements für Soldaten
und Arbeiter, und wird soeben der Bau eines neuen
Wohnhauses begonnen, zu dem Ziegel gebraunt und
viele Bretter und Balken geschnitten werden. Arbeiter
sind in Menge von fast allen Bekokhäuptlingen zu