Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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durch Weiße ist aber allen Stämmen äußerst zuwider, 
und werde ich allmählich von hier aus versuchen, 
mit Hülfe von Jumba darauf vorzudringen. Da 
sie einestheils näher, aber auch viel besser im Stande 
ist, wäre sie sehr für unsere Zwecke geeignet. 
Die Lage der Station selbst ist meiner Auffassung 
nach für eine Regierungsstation unter den augen- 
blicklichen Verhältnissen eine recht geeignete. Sie 
übersieht den Sanaga an einer der sehr wenigen 
Stellen, wo er überschritten werden kann und sogar 
eine ständige Fähre ist. Sie hat nach Westen eine 
vorläufig noch verschlossene Verbindung am Nordufer 
und zwei, in der Trockenzeit sogar drei Wege am 
Südufer. Gegen die noch nicht gewonnenen Bakokos 
im Osten (Badjob) hat sic die kleinen, nicht feind- 
lichen Zwischenstämme Doköpe und N dogundjueh 
vorliegen. Im Süden ist Mpim (Bekok) zwar ab- 
geneigt, aber einflußlos; nach Westen die freundlichen 
Jambena und Satebayome (Bekok). Von großem 
Vortheil dürfte noch die Lage auf dem Südufer sein, 
besonders dadurch, daß der Weiße dort noch neu ist 
und im Gegensatz zum Nordufer viel geringere 
Schwierigkeiten findet. Auch wäre vielleicht in Be- 
tracht zu ziehen, daß ein weiteres Vorgehen auf dem 
Südufer zu einer viel sichereren Verbindung mit 
Yauünde in Höhe der etwa sechs Tage entfernten 
Nachtigallfälle führen dürfte. Die erwähnten Stämme, 
die die Station am Südufer umgeben, sind alle 
friedlich und haben durch Verkauf von Lebensmitteln, 
Gestellung von Arbeitern mit Ausnahme der am 
weitesten östlich liegenden, noch sehr scheuen Dogund- 
juch mit der Station regen Verkehr. Ueber die 
noch weiter östlich liegenden Bakokos, die Badjob, 
bei denen Herr v. Brauchitsch umkehren mußte, 
kann ich nicht urtheilen. Nur hörte ich von den 
Bekokhäuptlingen, sic reichten mit vielen Unterstämmen, 
darunter auch die von Kund her bekannten Dogo- 
belles, bis ins Grasland. Jedenfalls hatte die 
Stettensche Expedition drei Tage weiter südöstlich 
voriges Jahr mit Badjob zu kämpfen. Ein fried- 
liches Durchkommen ist meiner Ueberzeugung nach 
bei diesen unberührten Nordstämmen absolut nicht 
unmöglich, zumal Lieutenant Schmidt durch den 
Dokupchäuptling bereits dahin verhandelt und einen 
guten Weg nach Osten bereits anlegt. Es fehlen 
nur noch die Stämme, die der Station im Norden 
gegenüber liegen. Es sind dies bei Sakebayeme an- 
fangenden Dogodsche, die nicht feindlich sind, die 
Dogohèm der Station gegenüber und die Lohimköle 
weiter flußaufwärts, die alle als Babimbi bezeichnet 
werden. Speziell die beiden großen Ortschaften der 
Dogohemlandschaft Muhenj, Ekundafie und Njembé, 
dieselben, die schon 1892 Herrn v. Stetten über- 
fallen haben sollen, sind feindlich, obwohl sie nach 
meiner Ankunst die Feindseligkeiten unterließen. Aber 
hierin ist bereits neuerdings insofern eine Wendung 
zum Besseren eingetreten, als es gelungen ist, durch 
Dokupehändler über die 2 km weiter flußaufwärts 
gelegene Fähre mit dem Häuptling Jit in Mandeng, 
  
einem der mächtigsten Dogohemkings, Verhandlungen 
anzuknüpfen, die hoffentlich dazu führen werden, die 
beiden rebellischen Dörfer derart zu isoliren, daß sie 
um Frieden bitten. 
Es hat in dieser Hinsicht die Erhöhung der 
Stationsbesatzung auf 36 Mann sehr viel gethan und 
möchte ich in Hinsicht auf die hervorragende mora- 
lische Wirkung, den verhältnißmäßig leichten Trans- 
port, die Möglichkeit, die Uebergänge und beide 
Dörfer selbst unter Feuer zu nehmen, und schließlich 
die Aussicht einer späteren Verwendung auf dem 
Graslande den Vorschlag des Herrn Lieutenants 
Schmidt ganz gehorsamst zur geneigten Kenntniß 
bringen und befürworten, ein 3,7 cm Geschütz der 
Schutztruppe vorläufig der Station zu überweisen. 
Ueber den Sanaga selbst kann ich aus eigener 
Anschauung und der Aussage aller Häuptlinge nach 
nur berichten, daß eine Schifffahrt absolut ausge- 
schlossen erscheint. Nur unterhalb der Herbertfälle 
und bei Sakebayeme sind wenige Kilometer lange, 
ruhige Strecken. Alles Uebrige sind Schnellen mit 
vielen großen Gneisfelsen, die an nur ganz wenigen 
Stellen überschritten werden können. Ostwärts der 
Station, soweit die Erkundungen reichen, sind die- 
selben Verhältnisse. Schon der völlige Mangel an 
Kanus beweist die Richtigkeit meiner Angabe. 
Der Boden ist bei Mpim und auf der ganzen 
Wegstrecke dahin Gneis, Laterit und Quarz, kein 
Granit, kein Basalt. Es sind also für Plantagen 
zum Export nach Europa wenige Aussichten. 
Ueber die innere Entwickelung der Station be- 
ehre ich mich ganz gehorsamst hinzuzufügen, daß der 
Stationsleiter Lieutenant Schmidt offenbar äußerst 
thätig war. Nach dem Sanaga zu ist der ganze 
Berg und ein guter Theil der nächsten Anhöhen 
abgeholzt, und ist dies die einzige Vertheidigungs- 
maßregel, die ergriffen worden ist. Nach Süden 
führt ein breiter, straßenähnlicher Weg zu den Farmen, 
die mit Planten und Reis bepflanzt sind und in 
nicht zu ferner Zeit wohl fast allein die Stations- 
verpflegung tragen werden. Vorläufig kommen vor 
Allem Doküpcs, aber auch Mpims und andere Leute 
täglich zum Lebensmittelverkauf auf die Station, doch 
halte ich den gehorsamsten Vorschlag für angebracht, 
die nächsten sechs Monate etwa monatlich mit der 
ost zusammen zehn Lasten Reis und drei Lasten 
Biskuit hinaufzusenden, da der Anbau der benach- 
barten Stämmc ein sehr geringer ist und die Lie- 
ferungen daher unzuverlässig erscheinen. Die noch 
ergiebige Jagd in dem hohen Urwalde, der Mpim 
umgiebt, sorgt ab und zu für Fleisch, doch wird nach 
Heraufschaffen des nöthigen Materials auch die Vich- 
zucht versucht werden. Gebaut sind schon außer dem 
Wohnhaus drei große Kasernements für Soldaten 
und Arbeiter, und wird soeben der Bau eines neuen 
Wohnhauses begonnen, zu dem Ziegel gebraunt und 
viele Bretter und Balken geschnitten werden. Arbeiter 
sind in Menge von fast allen Bekokhäuptlingen zu
	        
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