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Mitschleppen des noch vorhandenen Gepäcks nicht
mehr angehen wollte. So hatte Ehlers befohlen,
als die Expedition wieder einmal auf dem Rücken
eines hohen Gebirgszuges übernachtet hatte, daß in
die Stammhöhlung eines dort befindlichen hohen
Baumes das Gepäck hineingelegt und verlassen werden
sollte. Es wurden daher die beiden Zelte, Bettgestell,
Tauschwaaren, wie Aexte, Messer, Perlen, auch Pulver
und etwas Dynamit dort gelassen.
Die Waffen mit der nöthigen Munition wurden
mitgenommen, ebenso alle Papiere, und es ist nach
Allem sicher, daß Ehlers in den Baum keinerlei
schriftliche Mittheilung mit hineingelegt hat. Der
Baum wurde auf Befehl des Ehlers durch Axt-
hiebe gezeichnet, um ihn wieder finden zu können.
Aus der Aeußerung des Ehlers: „Nach zwei
Tagen kommen wir nach großen Dörfern mit viel
Essen, und wenn wir uns erholt haben, dann holen
wir die Sachen uns!“ tönt noch immer die große
Hoffnung, seine Expedition gelingen zu sehen.
Mittlerweile waren den großen Leiden im Ganzen
zehn Schwarze erlegen und der Rest befand sich in
beklagenswerthem Zustande. Beim Ueberklettern eines
der vielen Felsen stürzte Piering herunter und ver-
letzte sich so böse an seinen beiden Oberschenkeln, daß
ihm das Gehen nur durch Unterstützung gelang.
Hierbei wurde auch der Taschenkompaß, welcher bis
dahin die Richtung angegeben hatte, zertrümmert.
Endlich am elften Tage der nahrungslosen Lei-
denszeit, also am 30. September, wurde der große
Fluß gesehen, welcher seine Gewässer nach Westen
ezw. Südwesten führte, und auf dessen Erreichen
Ehlers seine ganze Hoffnung gesetzt hatte.
In durch hohe Berge eingeengtem Flußbett brausten
die Fluthen stürmisch dahin und wiesen wohl der
Expedition den Weg zu ihrer Rettung, aber leider
kein Dorf war weit und breit zu sehen, auch nicht
die Spuren einer bewohnten Gegend zu erkennen.
Ehlers selber litt furchtbar an dem schon erwähnten
Darmleiden mit rein blutigen Ruhrerscheinungen, und
seine Kraft war ganz zu Ende; dazu war sein ganzer
Körper, den schließlich nur noch ein baumwollenes
Unterhemd, ein sogenanntes „Singlet“, schützte, voll
jener übelriechenden eitrigen Wunden, in denen sich
zahllose röthliche Maden tummelten, ja bis ins Ge-
sicht hatten sich diese Wunden gezogen.
Dem Polizeiunteroffizier Piering ging es nicht
viel besser, auch er war mit seiner Kraft nahezu zu
Ende und daneben mußte er noch an den Folgen
seines Sturzes von dem Felsen leiden.
Die überlebenden Schwarzen gaben den Enro-
päern nur wenig nach, ein großer Theil war sogar
noch viel schlimmer daran. Der kleine Diener des
Herrn Ehlers, Tschokra, starb an Entkräftung in
dem Lager am Fluß.
Einigen Schwarzen war es gelungen, eine Sago-
palme zu entdecken und das Mark dieser leider nur
einen Palme gab endlich ein wenig bessere Nahrung
als das früher genossene Gras, wenn es auch im
Heißhunger roh gegessen wurde. Hier endlich gab
auch Ehlers seine Genehmigung zum Schlachten
der großen Hündin, die die Expedition treu bis
dahin begleitet hatte, doch hat Ehlers abgelehnt,
das Fleisch derselben zu essen.
Die beiden Europäer und der größte Theil der
Schwarzen schliefen fast fortwährend in dem Lager
am Flusse vor Erschöpfung und den kräftigeren unter
den letzteren trat die Ueberzeugung entgegen, daß
Ehlers, den Alle nicht geuug als ihren guten
Herrn preisen konnten, dem Tode entgegensah und
in ganz kurzer Zeit, vielleicht schon in wenigen
Stunden sterben müßte.
Von einer Fortsetzung des Jußmarsches
konnte für Ehlers allgemein, für Piering schon
wegen seiner Beinverletzung nicht die Nede sein.
Ehlers empfand dies auch selber und trug Ranga
und Opia, zwei noch etwas kräftigeren Leuten aus
Buka, auf, ein Floß zu bauen, auf dem er, Piering
und die zwei Schwarzen den Fluß abwärts fahren
könnten. Allen übrigen Leuten sprach er Muth ein
und sagte ihnen, sie sollten nur, nachdem sie aus-
geruht hätten, den Fluß so schnell wie möglich stromab
entlang gehen, sie kämen dann bald nach Dörfern
im englischen Gebiet. 4
Nach dreitägigem Aufenthalt am Flusse war ein
Floß am Morgen des 3. Oktober fertiggestellt und
Alles wurde zum Aufbruch bereit gemacht. Das Floß
war wohl fest gebaut aus Stämmen, die lageweise
rechtwinkelig übereinandergelegt und mit Rotang fest-
gebunden waren, aber es hatte den großen Fehler,
der dort nicht zu vermeiden war, daß das Holz,
welches zum Bauen benutzt werden mußte, für ein
richtiges Floß zu schwer war. So kam es, daß das
Floß, in das Wasser gelassen, schon ohne Belastung
unter Wasser schwamm und naturgemäß einen be-
deutenden Tiefgang hatte. Mit der Belastung der
vier Passagiere: Ehlers, Piering und den
beiden Schwarzen Ranga und Opia, sank es noch
etwas tiefer. Mit Mühe gelang es, für Ehlers
und Piering in der Mitte des Flosses eine
Erhöhung zu bauen, auf diese wurde die Geld-
kassette, ein Stahlkoffer mit allen Papieren, Gewehre,
Patronen und einzelne Kleinigkeiten geladen und dann
wurden durch Stäbe zwei Armsessel konstruirt. Beide
Europäer, auf das Floß gebracht, sanken vor Schwäche
bald in sich zusammen und schienen sofort in tiefen
Schlaf gesunken zu sein.
Nanga, dem schon in Friedrich Wilhelmshafen
seitens Pierings, der ihn seit fünf Jahren kannte,
stets großes Vertrauen entgegengebracht worden war,
hatte auch auf der Expedition durch seine Eigen-
schaften das Vertrauen Ehlers' sich erworben und
wurde deshalb immer in besonderer Weise bevorzugt
und mit einer Art Aufseherposten betraut.
Am 3. Oktober vormittags waren die überleben-
den Schwarzen aufgebrochen zu neuem Marsch stromab
und gegen Mittag fand die Abfahrt des Flosses statt.
Trotz des erhöhten Sitzes spülte das Wasser den