Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

3 
Todten und fünf Verwundete und wichen infolge- 
dessen in das Gebüsch zurück, bis sich endlich ein 
Theil unter dem Vormann Kajata zur Betheiligung 
an dem Gefechte der 3. Kompagnie entschloß und 
schließlich auch auf deren rechtem Flügel den letzten 
Sturm tapfer mitmachte. Ich habe Kajata, welcher 
sich auch schon vorher durch gutes Patrouillenreiten 
ausgezeichnet hatte, hierfür meine besondere An- 
erkennung ausgesprochen. Die feindlichen Hereros, 
welche um ihr Dasein, vor Allem um ihre Ochsen 
kämpften, hielten sich recht tapfer, was auch ihre 
starken Verluste bewiesen. Posten scheinen dieselben 
indessen nur in der Werft selbst ausgestellt zu haben. 
Anderenfalls würde der erste Schuß nicht erst haben 
fallen können, nachdem wir bereits an deren Um- 
zäunung angelangt waren, so daß das Gefecht mehr 
den Charakter eines Ueberfalls angenommen hatte. 
Indessen raffte sich der Feind rasch auf und hatte 
die 3. Kompagnie unter der tapferen Führung 
des Premierlieutenants v. Perbandt zunächst einen 
schweren Stand, welcher sich erst mit dem Eingreifen 
der Artilleric besserte. Die Letztere hatte ich getheilt 
und ein Geschütz dem Hauptmann v. Estorff, zwei 
Geschütze der Abtheilung v. Perbandt, als der 
schwächeren, überwiesen. Die Leßteren, unter der! 
Führung des Premierlieutenants a. D. Herrmann 
selbst, hatten zunächst 500 m von der Werft abgeprotzt. 
Das dichte Gebüsch um die Letztere hinderte in- 
dessen ihre Wirksamkeit, weshalb ich sic anwies, 
dicht an die Umfassung heranzufahren, wo sie auch, 
beinahe in der Schützenlinie, während des ganzen 
Gefechts geblieben ist und von ihrem Führer mit 
Umsicht und Ruhe geleitet wurde. Mit ihrem Ein- 
greifen wurde sofort eine Abschwächung des feind- 
lichen Feuers bemerkbar. Völlig wurde dasselbe in- 
dessen erst durch den letzten Infanteriesturm zum 
Schweigen gebracht, obwohl die Artillerie schließlich, 
was ich in Afrika noch nicht erlebt habe, sich ver- 
schossen hatto. Nach dem Sturme wurde bis zur 
jenseitigen Umfassung durchgestoßen und kam es hier 
noch zu einem wirksamen Verfolgungsfeuer auf die 
eilends verschwindenden schwarzen Gestalten, da das 
dortige Gelände ein besseres Schußfeld aufwies. Im 
Uebrigen verweise ich bezüglich der Einzelheiten des 
Gefechts auf den beifolgenden Bericht des Premier- 
lieutenants v. Perbandt. (Anlage 2.) 
Meine Anwesenheit bei der Avantgarde während 
des Vormarsches hatte es von selbst mit sich gebracht, 
daß ich zunächst in das Gefecht der Abtheilung 
v. Perbandt mit hineingezogen wurde. Der schwere 
Stand, in den dieselbe sofort gerathen war, sowie 
die mir vorläufig ungewiß erscheinende Haltung der 
verbündeten Hereros bewogen mich, bei dieser Ab- 
theilung zu bleiben, so daß ich bezüglich des Gefechts 
der Abtheilung v. Estorffs nur auf den Berichtv) 
des Führers derselben verweisen kann. 
*) Noch nicht eingetroffen. 
Die Ausbente des Sieges war groß, es wurden 
eine Menge Gewehre gefunden, etwa 3000 Stück 
Vieh nebst sechs Wagen erbeutet, dagegen an Ge- 
fangenen, wie dies bei den hiesigen Kriegen üblich, 
nur wenig Männer, aber zahlreiche Weiber und 
Kinder eingebracht. Von Letzteren werden in der 
Umgegend noch jeden Tag gefunden. Die Weiber 
und Kinder der Khauas schicke ich bei Gelegenheit 
nach Windhoek, da ich die völlige Verpflanzung des 
Restes dieses Stammes dorthin ins Auge gefaßt 
habe. Die Khauas sind zweifellos am härtesten 
mitgenommen und sollen nach Aussage der Ge- 
fangenen nur noch 40 waffenfähige Männer besitzen. 
Beinahe sämmtliche Vormänner des Stammes sind 
gefallen, unter Anderen auch der Magistrat Jonas 
Fledermuis, den ich bereits vor zwei Jahren ge- 
fangen, aber wieder begnadigt hatte. Von der 
Kapitänsfamilie ist nur noch Jakob Lambert übrig, 
ein Vetter des gefallenen Kapitäns. An diesen haben 
sowohl ich wie Witbooi die Aufforderung gerichtet, 
sich von den Hereros zu trennen und sich unseren Be- 
dingungen zu unterwerfen. Auf diesen mittelst eines 
gefangenen Khauas-Hottentotten abgeschickten Brief 
ist bis jetzt noch keine Antwort eingetroffen. Wie 
verblendet die Khauas in den Krieg gezogen sind, 
beweist, daß deren Vormänner bis zum letzten Augen- 
blick die Hülfe Witboois und Simon Coopers in 
Aussicht gestellt haben. Die Gefangenen wollten 
daher an die Theilnahme des Crsteren auf unserer 
Seite nicht glauben, bis ich ihnen den Kapitän. 
selbst präsentirte. Witbooi ist zweifellos bis jett 
der bestverleumdete Mann im Schutzgebiete gewesen. 
Aber auch die Leute Kahimemas sind hart mit- 
genommen. Von ihnen haben wir etwa 30 Todte 
gefunden, darunter einen Bruder und zwei Söhne 
Kahimemas. Der erste Vormann des Letzteren und 
selbständiger Werftbesitzer, Kajacta, hat von füuf 
Söhnen drei verloren. Nach Aussage der Gefangenen 
soll Kahimema mit vier Begleitern, darunter einer 
verwundet, nach der letzten Wasserstelle in nord- 
östlicher Richtung, Klein Okahandya, geflüchtet sein. 
Doch liegen auch andere Aussagen vor, und habe ich 
daher hier zunächst Halt gemacht, bis die nach allen 
Seiten ausgeschickten Patrouillen und Spione be- 
stimmte Nachrichten gebracht haben. Auf das Un- 
gewisse mit der ganzen Truppe in das weite, wege- 
lose und von hier ab nordöstlich wasserarme Land 
zu marschiren, würde geradezu zu einer Katastrophe 
führen können. Die Spuren der Geflohenen laufen 
nach allen Seiten auseinander, während auf die 
besten Merkzeichen, nämlich Wagenspuren, nicht mehr 
zu rechnen ist, nachdem uns hier die Wagen des 
Gegners in die Hände gefallen sind. 
Ist nun auch der Feind schwer geschlagen, so 
kann der Krieg doch erst als beendet angesehen 
werden, wenn dessen Haupt in unseren Händen ist. 
Ob zu diesem Zweck noch einmal gefochten werden 
muß, möchte ich bezweifeln. Indessen leicht wird
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.