Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Siationen; ich möchte Sie bei allen Stämmen finden. 
Wo Sie sind, ist das Land ruhig,“ sagte er wieder— 
holt. Er bedauerte, daß wir keine Mission in Ta- 
bora haben, und versprach uns seine beste Hülfe, 
falls wir uns dort niederließen. 
Nach einigen Tagen zog ich mit den erhaltenen 
28 Kindern heimwärts nach Uischrombo. 
Ueber die neue Station der Neudettelsauer 
Mission auf dem Sattelberge schreibt Missionar 
Flierl: Schon für das leibliche Auge hat man vom 
Sattelberg aus eine gute Aussicht. Im Osten dehnt 
sich das unendliche Meer, im Süden des Bubuniflusses 
die Rawlinson-Bergketten, jenseits wieder das Meer 
mit den winzigen Tamiünseln und drüben über dem 
Huaigolf die gewaltigen Bergketten des Südostens 
von Kaiser Wilhelmsland; im Westen, jenseits der 
etwa drei Stunden breiten, an Dörfern und Plan- 
tagen reichen Einsenkung hohe, dunkle Waldgebirge: 
im Norden zunächst die Parallelbergkette des Busim 
mit zahlreichen Dörfern und Plantagen, und darüber 
glänzt das Meer, aus dem sich die große Insel Rook 
mit ihren 5000 bis 6000 Juß hohen Bergkuppen 
erhebt, nahe davon in östlicher Richtung das West- 
ende von Neu-Pommern mit seinen malerischen 
Zwillingsvulkanen Hunstein und Below, ebenso hoch 
wie die Rookberge. Vor und zwischen der Rookinsel 
und Neu-Pommern liegt die Wolke der kleinen nie- 
drigen Siasiinseln. Daneben besteht die gute Aus- 
sicht des Sattelbergs als Missionsniederlassung zu- 
nächst darin, daß er so recht inmitten der Heiden 
liegt und also ein guter Mittelpunkt für Missions- 
thätigkeit unter den Bergstämmen zu werden verspricht. 
Ferner besteht die gute Aussicht dieser Bergstation 
auch in ihrer gesunden Lage. Daß der Ort malaria- 
frei ist, 
keinem Zweifel mehr. Auch Br. Deckers Fieber, 
das er augenscheinlich von der Astrolabebai mitbrachte, 
hat sich nicht wiederholt. Bei gesundem Ort aber 
giebt es weniger Personenwechsel, und dies ist auch 
dem endlichen Missionserfolg förderlich. 
Ferner eröffnet sich für die hiesige Bergstation 
noch gute Aussicht dadurch, daß der Bergrücken ge- 
nügend Ernährungsfläche darbietet für eine größere 
Stationsgemeinde. Der Sattelbergrücken ist ein kleines 
Hochländchen und bietet für eine Station völlig aus- 
reichend brauchbares Land für jede wünschenswerthe 
Entwickelung. was ihn erst recht geeignet macht zum 
Mittelpunkt der Missionsthätigkeit unter dem Bergvolk. 
Verschiedene Mittheilungen. 
Ueber die Thätigkeit der versuchskulturanstalt des 
Röniglich botanischen Gartens in Berlin 
entnehmen wir dem „Notizblatt“ (Leipzig, Engel- 
mann) Folgendes: 
17 
unterliegt ja nach so langer Erprobung 
Es wurden von den in der Anstalt herangezo- 
genen tropischen Nutzpflanzen größere Sendungen 
abgegeben an die Usambara-Kaffeebau Gesellschaft, 
den botanischen Garten zu Victoria und die Station 
Lolodorf in Kamerun; endlich für die neu zu be- 
gründende landwirthschaftliche Versuchsstation in 
Usambara. Mit dem als Gerbemittel rasch bekannt- 
gewordenen Canaigre (Kumes hymenosepalus) sind 
Versuche angestellt worden, welche zur Erzeugung 
einer großen Menge Pflänzlinge aus drei Knollen 
des Gewächses geführt haben. Andere Versuche be- 
trafen die Aufzucht wichtiger tropischer Gewächse aus 
Samen, die von Willium Brothers in Ceylon aus 
den botanischen Gärten in Buitenzorg, Calcutta, 
Madras, Saigun und aus Westindien bezogen waren. 
Ueber den ostafrikanischen §ettbaum Stearodendron 
Stuhlmunnii Engl. 
schreibt Professor Engler im „Notizblatt“: 
Dr. Stuhlmann hat bei einer Vereisung der 
Landschaft Ulugurn das häufige Vorkommen eines 
von den Eingeborenen Mkani genannten Baumes 
festgestellt, aus dessen Früchten die Wakami ein talg- 
artiges Fett herstellen, welches nach Bagamoyo zum 
Verkauf gebracht wird. Die 3 em dicken tetraedri- 
schen und sehr zahlreichen Samen der mächtigen 
Früchte sind so reich an Fett, daß vier Früchte etwa 
1 bis 1,5 kg Fett ergeben. Um den Baum, welcher 
wegen des Fettgehaltes seiner Früchte möglicherweise 
mit Aussicht auf Gewinn kultivirt worden kann, 
wissenschaftlich zu bestimmen, sind von Dr. Stuhl- 
mann Blätter und Früchte eingesandt worden, auf 
Grund deren im März v. Is. festgestellt werden 
konnte, daß die Pflanze mit einer bis dahin unbe- 
schriebenen, von dem verstorbenen Forscher C. Holst 
bei Aguelo in Usambara reichlich wildwachsend be- 
obachteten Guttifere identisch ist. Holst. schrieb 
darüber, daß der Baum zu den mächtigsten und 
größten des dortigen Tropenwaldes gehöre: n Nicht 
allein seiner Größe und Schönheit wegen ist der 
Baum interessant, es sind dies Blüthen sowohl wie 
Frucht. Erstere liegen um diese Zeit (24. Februar) 
zu Hunderten zerstreut auf dem Boden; alle Augen- 
blicke begegnet man, durch den Waldpfad gehend, 
mehr oder weniger solchen Blüthenkomplexen. Die 
Früchte sind mächtig groß und schwer, messen 1 Juß 
Länge mit einem Durchmesser, der oberhalb der Mitte 
etwas weniger als ½ JFuß beträgt. Es kommen 
verhältuißmäßig nur wenig Früchte zur Entwickelung, 
die bei ihrer Verletzung einen dicken goldgelben Saft von 
sich geben. Im Allgemeinen ist der Baum im Wol 
sofort zu erkennen durch seine eigenartige, von der 
der anderen Bäume abweichende Art und Zweig- 
stellung; namentlich die Zweige sind es, welche 7 
nnregelmäßige, quirlförmige Stellung besttenn. 4½% 
dann gehen diese fast immer im rechten Winkel ab.
	        
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