Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Deuksch-HSüdwestafrika. 
Ueber die Beendigung der Rämpfe gegen die 
Rhauas-= Dottentotten 
meldet der Kaiserliche Landeshauptmann Major 
Leutwein aus Okahandya unter dem 8. Juni d. Is. 
Folgendes: 
Ener Durchlaucht habe ich die Ehre, im Anschluß 
au meinen Bericht aus Otjundas) über den ferneren 
Verlauf des Krieges, wie folgt, zu melden: 
Der im genannten Bericht erwähnte Bote an die 
Khanas-Hotlentotten kam am 12. Mai d. Is. mit der 
genauen Nachricht über die gegenwärtige Stellung 
des genannten Stammes sowie des Häuptlings Kahi- 
mema zurück. Unter Hinterlassung einer starken 
Wache für die Verwundeten und Gefangenen auf 
dem alten Lagerplatz marschirte ich demzufolge am 
13. abends mit der ganzen Truppe ab und erreichte 
am 14. abends, Witbooi in der Avantgarde, den ge- 
nannten Platz und bezog zehn Minnten vor demselben 
Gefechtsstellung, soweit solches bei dem auch dort 
ungemein dichten Gebüsch möglich war. Boten, zu- 
meist aus Witboois und Hereros bestehend, welchen 
ich den Gefreiten Hilzebecher vom Stabe beigab, 
brachten den Aufrührern die Aufforderung, sich ent- 
weder bedingungslos zu ergeben oder eines neuen 
Kampfes gewärtig zu sein. Sie zogen das Erstere 
vor. Kahimema, welcher nur noch fünf Leute 
bei sich hatte, kam noch an demselben Abend, die 
Khauas-Hottentotten am anderen Morgen. Während 
der Nacht waren sie in der Werft selbst bewacht 
worden. Ein Theil der Khauas hatte sich indessen 
vorher abgezweigt und ging direkt in das Lager 
bei Otjunda, wo wir sie nach unserer Rückkehr 
vorfanden. Augenscheinlich hatten sie sich vorher 
überzeugen wollen, ob die Gefangenen getödtet wer- 
den würden. 
Nachträglich muß ich noch erwähnen, daß nach 
unserem Abmarsche von Otjunda auch der Kapitän 
Simon Cooper aus Gokhas, ohne von mir gerufen 
zu sein, mit etwa 130 gut bewaffneten Reitern be- 
hufs Theilnahme am Kriege im Lager eingetroffen 
war. Er folgte mit den besten Pferden der Ex- 
pedition nach und erreichte die Letztere am 15. 
morgens nach Eintreffen der Gefangenen. Wie sehr 
der Stamm der Khauas zusammengewürfelt ist, und 
zwar naturgemäst aus weniger guten Elementen, 
konnte jetzt festgestellt werden. Nach einer Ansprache 
meinerseits, in welcher ich den Gefangenen das Leben 
zusicherte, da der Kriegsanstifter, ihr Kapitän Eduard 
Lambert, schon todt sei, ergriff auf mein Ansuchen 
auch Witbooi zu einer Strafpredigt das Wort, in 
welcher er ihnen androhte, er würde, wenn sie 
noch einmal wegliefen, sie aufs Unerbittlichste ver- 
folgen helfen, bis sic todt oder wiedergefunden seien. 
Während dieser Ansprache entdeckte er unter den 
Gefangenen drei seiner eigenen Leute, welche er 
*) Siehe Deutsches Kolonialblatt Nr. 14, Beilage. 
Einlieferung ausschreiben. 
  
sofort vor die Front nahm und tüchtig durchhauen 
ließ. Hierdurch sah sich Simon Cooper, welcher es 
wohl sonst nicht so genau genommen hätte, zu gleichem 
Thun veranlaßt. Er hatte unter ihnen fünf 
seiner Unterthanen entdeckt. Schließlich kamen noch 
zehn Manasselente aus Hoachanas in gleicher Weise 
an die Reihe. In das Lager zurückgekehrt, wieder- 
holte sich diese Prozedur an einer ganzen Anzahl 
der direkt dorthin geflüchteten Khauas. Mithin waren 
unter den noch etwa 70 waffenfähigen Männern des 
Stammes mindestens die Hälfte fremder Nationalität. 
Im Ganzen bestand der Stamm noch aus etwa 
220 Köpfen einschließlich Weiber und Kinder. 
Die Ansprache Witboois hatte ihre Wirkung nicht 
verfehlt. Die Bewachung der Khauas hat uns bis 
jetzt wenig Mühe gekostet. Sie wurden unmittel- 
bar nach Ergreifung unter schwacher Bedeckung 
nach Windhoek abgeführt, wo sie zu Zwangsarbeiten 
verwendet werden. Ein Theil thut auch bereits bei 
der Feldtruppe selbst Dienst, und hat bis jetzt keiner 
einen Versuch zur Flucht gemacht. Die Namen der 
erwachsenen Männer sind ausfindig gemacht und auf- 
geschricben worden. Es fehlen von ihnen nur 
noch drei, über deren Verbleib Nicmand Auskunft 
zu geben im Stande war, ich werde sie zur 
Möglicherweise sind sie 
indessen bereits todt. Als Eigenthum besitzt der 
Stamm nichts mehr, als was seine Angehörigen auf 
dem Leibe tragen. An Gewehren hatte er noch 
43 Stück, zum Theil gute Hinterlader. 
Kahimema nebst Anhänger behielt ich im Hinblick 
auf die in Okahandya zu führenden Verhandlungen 
bei mir. Es war nämlich mittlerweile auch die 
Nachricht eingetroffen, daß sich Nikodemus in Oka- 
handya unter Betheuerungen seiner Unschuld freiwillig 
gestellt habe. Da sich sein Halbbruder, der Unter- 
kapitän Assa Riarna, für ihn verbürgte, wurde er 
vorläufig auf freiem Fuße belassen, später aber auf 
meinen Befehl doch festgesetzt, als ihn die Aussagen 
der vorläufig vernommenen Gefangenen immer 
schwerer belasteten. 
Nunmehr schickte ich auch mit einigen Leuten von 
Samuel Botschaft an die Großleute von Kahimema, 
an der Spitze Kahilaeta, ebensalls mit der Auffor- 
derung, sich bedingungslos zu unterwerfen oder der 
Fortsetzung des Krieges gewärtig zu sein. Auch dieser 
Schritt verfehlte seine Wirkung-nicht. Soweit sie am 
Leben waren, stellten sich die Großleute — vier an 
der Zahl — im Lager bei Otjunda. Nachdem noch 
ein zwei Tagemärsche entfernter Viehposten Kahi- 
memas, in der Stärke von 1200 Stück, aufgehoben 
worden war, kehrte ich selbst mit der gesammten 
Truppe in das Hauptlager bei Otjunda zurück, wo. 
ich am 19. früh wieder eintraf. Aus Meldungen, 
die unterdessen in der Richtung von Okahandya ein- 
gelaufen waren, ergab sich, daß die Hauptwerft von 
Nikodemus sich in Eknja, nördlich Otjihauena, befinde. 
Dort lag nunmehr der Schwerpunkt des Krieges, da 
die Frage, ob es noch einmal zum Schießen komme,
	        
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