Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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verständigen Prüfung übergeben. Nach dem Bericht 
des Direktors der genannten Hochschule, Geheimen 
Regierungsraths Professor Dr. Wittmack, ist der 
Taboraweizen von ausgezeichneter Beschaffenheit und 
besitzt namentlich einen hohen Prozentsatz — 14,47% 
— Protein. Eine Probe des Weizens gelangte ge- 
legentlich an die hiesige Börse, woselbst die Getreide- 
händler demselben großes Lob zollten und ihn als 
ähnlich dem ungarischen Theißweizen und doch wieder 
so mild wie amerikanischen rothen Winterweizen 
bezeichneten. Mit dem Mehl des Taboraweizens 
wurden seitens des Bäckermeisters Tacke Backversuche 
angestellt, welche gleichfalls ein günstiges Ergebniß 
gehabt haben. 
Wenn es nun auch ausgeschlossen ist, daß der 
Taboraweizen als Ausfuhrprodukt für Ostafrika in 
Betracht kommt, Tabora liegt etwa 800 km von 
der Küste entfernt, so darf man doch hoffen, daß 
der Anbau sich weiter entwickelt und mit der Zeit 
der Bedarf an Getreide im inneren Ostafrika durch 
eigene Erzeugnisse gedeckt wird. 
Togv. 
Stationen im Innern. 
Im Frühling d. Is. ist in Sansanne Mangu 
im Einvernehmen mit dem dortigen Oberhäuptling, 
welcher seit Jahren mit Deutschland in vertrags- 
mäßigen Beziehungen steht, eine Station durch 
Premierlientenant v. Carnap errichtet worden. Der 
Oberhäuptling hat Grund und Boden sowie Bau- 
material der deutschen Regierung zur Verfügung 
gestellt und jede Unterstützung versprochen. Zwischen 
Sansanne Mangu und dem Surltanate Yendi, dessen 
größter außerhalb der neutralen Zone gelegene Theil 
schon vor Langem unter deutschen Schuß getreten ist, 
hat die Verwaltung von Togo jetzt friedliche Be- 
ziehungen geschaffen. Regelmäßiger Botendienst ver- 
bindet unter Vermittelung des Sultans von Yendl 
die Station Kete-Kratschi mit Sansanne Mangu. 
Mit der Leitung der neuen Station ist Dr. Gruner 
betraut worden, welcher Ende Mai von der Küste 
aufgebrochen ist und Mitte Juni sich in Amedschove 
efand. 
Marlshall-Inseln. 
Reise des Landeshauptmanns. 
Der Kaiserliche Landeshauptmann Irmer hat 
im Frühling auf dem „Archer“ eine Reise nach den 
östlichen Inselgruppen ausgeführt und ist am 
28. Mai im Schutzgebiete wieder eingetroffen. 
  
Rus dem Bereiche der Misstonen und 
der Antisklaverei-· Bewegung. 
Dem Missionar Ulrich in Klein-Popo, welcher 
die Erziehung der vor Jahren vom König von 
Dahomey Seiner Majestät dem Kaiser geschenkten 
drei Negerknaben geleitet hat, ist der Königliche 
Kronen-Orden 4. Klasse verliehen worden. Die drei 
jetzt herangewachsenen Neger sollen im Dienst der 
Schiffe der westafrikanischen Station Verwendung 
finden. 
An Stelle des bisher mit der Administration 
der apostolischen Präfektur Togo betrauten P. Dier 
ist der l’. Hermann Bücking zum avpostolischen 
Präfekten ernannt worden. 
Die evangelische Missionsgesellschaft für Ostafrika 
(Berlin III) hat den Pastor Ostwald als Missionar 
nach Tanga abgeordnet. 
Ueber den in Ondjiva (Ovamboland) residiren- 
den Oberhäuptling der Ovaku njama, Uejulu, schreiben 
die „Berichte der Rheinischen Mission“: Sein Ver- 
hältniß zu den Missionaren gestaltet sich immer 
freundlicher, obwohl dieselben ihm manchmal ernst 
ins Gewissen geredet haben. Oft ist es ihnen auch 
bereits gelungen, von ihrem Einfluß bei Uejulu zu 
Gunsten armer bedrückter Leute Gebrauch zu machen. 
Bei der unumschränkten Macht, die ein solcher 
Ovambohäuptling über alle selne Unterthanen besitzt, 
und bei dem unbedingten Ansehen, das er deshalb 
bei ihnen genießt, kommt das natürlich der ganzen 
Stellung der Missionare zum Volk und damit der 
Mission nur zu gute. Uejulu hat offenbar Respekt 
vor den Lehrern. 
Eines Sonntags war Uejuln, statt zum Gottes- 
dienst zu kommen, auf die Jagd gegangen, hatte 
aber nichts geschossen, sondern nur mit seinem Pferd 
Unglück gehabt. Als Missionar Wulfhorst ihm 
sagte: „So geht es, wenn man so etwas am Sonn- 
tag thut“, entgegnete er: „Mit dem Sonntag, das 
ist wahr! Früher waren wir dumm, da gingen wir 
alle Tage auf die Jagd, jetzt aber wissen wir, wann 
Sonntag ist. Wenn wir am Sonntag auf die Jagd 
gehen, so bekommen wir nichts. Es ist wahr, ich 
habe es zu allen Leuten gesagt, mit dem Sonntag 
das ist recht.“ 
Nach dem „Missionsblatt der Brüdergemeinde“ 
sind schmerzliche und betrübende Nachrichten von 
ihrem Missionsgebiet in Deutsch-Ostafrika eingetroffen. 
Der Missionar Jean Ledoux in Iniana ist nach 
kurzer Krankheit am 10. Februar gestorben. Außer- 
dem leidet Missionar Bachmann in Rungue oft an 
Fieber und Missionar Kretschmer in Rutenganio 
kann sich nach einem Anfall von Schwarzwasserfieber 
gar nicht recht erholen, sondern ist körperlich und
	        
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