Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

ihnen leichtere Friedensbedingungen. Die Haupt- 
bedingungen waren folgende: Der Häuptling Omba= 
bissolo hat 100 Ziegen zu zahlen, ferner hat der- 
selbe vom 1. April ab auf sechs Monate 10 Arbeiter 
unentgeltlich für die Station zu stellen, er selbst 
verbleibt als Geisel auf der Station, bis alle Be- 
dingungen erfüllt sind. Ferner hat derselbe alle 
Streitigkeiten der Station zur Entscheidung vorzu- 
legen. Die Häuptlinge der Ntonis waren bereits 
unmittelbar nach dem Eintreffen der Expedition zur 
Unterwerfung auf der Station gewesen. 
Ombabissoko, über die Ursachen zum Aufstand 
befragt, gab an, er wäre zur Zeit, wo die Feind- 
seligkeiten begonnen hätten, auf Reisen gewesen, die 
jungen Leute in seinem Orte hätten leichtsinnig ge- 
handelt, wenn er zur Stelle gewesen, wäre der Frie- 
den nicht gebrochen worden. Derselbe bestritt, daß 
die Voghe-Beschühs die von ihnen gefangenen 
Stationsleute geschlachtet und aus ihnen Medizin 
gemacht hätten. Nur einen der Gefangenen hätten 
die Voghe-Beschühs nach Ausbruch der Feindselig- 
leiten getödtet, der andere Gefangene sei an die 
Ntonis verkauft worden, welche ihn an die Bakokos 
weiter verhandelt hätten. 
Am 2. April 1896 traf der Lieutenant Dominik 
auf der Station ein und übergab ich ihm die Leitung. 
Er meldete mir, daß die Stämme südlich des Njong 
den Frieden wollten. 
Da inzwischen die Voghe-Beschühs die ihnen 
auferlegten Kriegskosten bezahlt, die gestellten Voghe- 
Beschühs sehr fleißig sich erwiesen hatten und über- 
haupt die ganzen Leute sehr zutraulich waren, setzte 
ich an demselben Tage den gefangenen Häuptling 
Ombabissoko in Freiheit. Ich habe diesen Schritt 
nicht zu bereuen gehabt, denn Ombabissoko hat sich 
nach seiner Entlassung stets freundlich und zutraulich 
gegen die Station gezeigt. 
Zu meiner Orientirung über die Verhältnisse am 
oberen Sannaga rückte ich am 14. April mit drei 
Weißen, 119 Soldaten und den nöthigen Trägern 
nach dem oberen Sannaga ab. Ich nahm möglichst 
viele Soldaten mit, weil die Besürchtung nahe lag, 
daß auf der Station Ya#unde, durch die Anwesenheit 
so vieler Menschen, die Lebensmittel knapp werden 
könnten. Unser Nachtquartier schlugen wir in dem 
YMetudedorf Ajunguana, welches bereits im Graslande 
liegt, auf. Anfangs waren die Bewohner dieses 
Dorfes scheu, doch wurden sic allmählich zutraulicher. 
Am 15. April übernachteten wir in dem Ntonidorfe 
Etabomba-Etawi. Die Leute waren hier nicht schen 
und verblieben bei unserem Anrücken in ihren Häu- 
sern. Ihr Vertrauen hob sich, als ein Träger be- 
strast wurde, der sich Uebergriffe erlaubt hatte. Am 
17. übernachteten wir in Mowomela, einem Dorfe 
der Menjada, nachdem wir die Flußläufe Fullu und 
Fama passirt hatten. Beide waren sehr angeschwollen 
und reißend, und leistete uns beim Durchwaten ein 
mitgeführtes Drahttau gute Dienste. Die Bevölke- 
  
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rung von Mowomela hatte sich geflüchtet und erst 
auf der Rückreise zeigte dieselbe Vertrauen. 
Am 18. kamen wir nach kurzem Marsch nach 
der Landschaft Batschenga. In dem Dorfe des 
Häuptlings Kule, welches wir um 10½ Uhr passir- 
ten, wurden wir überaus freundlich aufgenommen. 
Große Töpfe mit Durrahbier und Lebensmittel 
wurden uns zur Verfügung gestellt. Der Häuptling 
bat inständig, wir möchten doch bei ihm übernachten. 
Da ich jedoch Awuna, welches unmittelbar am 
Sannaga liegt, zu meinem Marschziel ausersehen 
hatte, schlug ich ihm die Bitte ab mit dem Hinweis, 
bei dem Rückmarsche in seinem Dorfe zu schlafen. 
Auch in Awung wurden wir freundschaftlich auf- 
genommen, Lebensmittel und Durrahbier erhielten 
wir auch hier, auch wurde Beides von Kule nach- 
gesandt. Ich verblieb bis zum 21. einschließlich in 
Awuna und benutzte die Zeit, durch Jagen in der 
überaus wildreichen Gegend auf dem anderen Ufer 
des Sannaga meinen Leuten die langentbehrte 
Fleischkost zu geben. 
Am 22. marschirten wir auf dem linken Sannaga- 
ufer aufwärts nach Tinatl. Der Besuch war vorher 
durch Boten angekündigt. Wir marschirten um 7 Uhr 
vormittags ab und kamen gegen Mittag an. Der 
Weg dorthin führte durch Grassavanne und hatten 
wir drei größere Wasserläufe zu durchschreiten, von 
denen einer nur mit großer Mühe passirt werden 
konnte. Der Häuptling Na hatte die deutsche Flagge 
gehißt und kam uns entgegen. Er macht trotz seiner 
Jugend einen sehr gesetzten ruhigen Eindruck. Wohl- 
thuend berührt bei der Begrüßung und den späteren 
Verhandlungen die große Ruhe und Aufmerksamkeit, 
die in seiner Umgebung herrscht. Ganz im Gegensatz 
zu den Yaündehäuptlingen ist er unbedingter Herrscher 
über sein Volk, und werden seine mit leiser Stimme 
gegebenen Befehle rasch und ohne Widerrede aus- 
geführt. Der Expedition wurden 27 große runde 
Hütten zur Unterkunft eingeräumt, und wurde fertig 
zubereitetes Essen und viele Krüge mit Durrahbier 
zur Verfügung gestellt. Er bestätigte die schon in 
Kule und Awuna in Erfahrung gebrachten Nach- 
richten über Ngilla und gab an, daß Ngilla vor etwa 
zwei Monaten den Sannaga oberhalb Mango an 
einer seichten Stelle überschritten und seinen Bruder 
Mango bekriegt habe. Er sei seinem Bruder zu 
Hülfe geeilt und habe Ngilla mit einem Verlust von 
40 Mann schließlich das Feld räumen müssen, ohne 
Gefangene gemacht zu haben; der diesseitige Verlust 
betrage nur 20 Köpfe. Sein Bruder Mango sei 
jedoch aus seiner Stadt weggezogen, da ihm der 
bisherige Aufenthalt auf der Insel zu unsicher sei, 
und halte sich auf dem linken Sannagaufer, weit 
vom Flusse entfernt, auf. Zur Zeit herrschten bei 
Ngilla die schwarzen Pocken und Ngilla soll selbst 
hieran erkrankt sein. 
Tags darauf brachte mir Na sechs Elefantenzähne, 
darunter zwei sehr große, zum Geschenk, am Nach- 
mittag fand ein großer Kriegstanz statt, an dem
	        
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