ungefähr 60 Krieger theilnahmen, worunter 20 mit
Flinten bewaffnet waren. Im Anschluß daran hielt
Na vor seinem Volke eine lange Rede, er hob zu-
nächst seine große Freundschaft und sein Vertrauen
zu den Weißen hervor und sagte, er würde demnächst
keinen Krieg ohne Einwilligung der Weißen führen.
Der Weiße wäre wohl in der Lage, ihm überall
zu helfen. Ich entgegnete ihm, die kleinen Busch-
palawer solle er, wie früher, selbst erledigen, sie wären
für den Weißen zu unwesentlich, er solle aber stets
sowohl seinem Bruder Mango als auch den übrigen
Stämmen, welche auf dem linken Sannagaufer
wohnen, gegen Ngilla helfen, Ngilla habe nichts auf
dem linken Sannagaufer zu suchen. Dann führte ich
ihm die große Gefahr, welche das Erscheinen der
Pocken bei Ngilla mit sich brächte, vor Augen und
gab ihm Weisung, durch sorgfältige Absperrung sich
vor Einschleppung dieser Krankheit zu bewahren.
Dieselben Weisungen haben von mir die anderen
Bewohner des Sannagaufers erhalten. Mein Gegen-
geschenk, welches ich am anderen Tage überreichte,
war entsprechend groß. Es folgte an demselben
Tage ein Vorexerziren meiner Truppe, wobei nament-
lich fünf Patronen Schnellfeuer einen großen Ein-
druck machten.
Am 25. nahm ich von Natinati Abschied und
begab mich nach Kule. Von einem Besuch bei Mango
mußke Abstand genommen werden, da infolge der
letzten kriegerischen Ereignisse Mangel an Lebens-
mitteln dort herrschen solle. Der Sannaga bildet
bei Tinati bei zahlreicher Inselbildung Stromschnellen,
die dem Befahren ein Hinderniß entgegensetzen. Von
Kule kehrte ich, die alten Quartiere benußend, nach
der Station Yaunde zurück, wo ich am 29. April
eintraf. Es ist zu bemerken, daß bei dem Rückwege
die Bewohner aller Dörfer überaus zutraulich waren
und entgegenkommend Nahrungsmittel brachten. Die
Truppe beendigte die angefangenen Arbeiten auf der
Station. Es wurde gebaut eine neue Viehfenz, etwa
100 m im Geviert, desgleichen wurde die Station
frisch umzäunt und diese neue starke Fenz mit
Bastionen und Schützenständen versehen. Die Länge
der neu errichteten Fenz beträgt etwa 350 laufende
Meter. Auch wurde nach der Voghe-Beschühseite
zu ein geschleppter Astverhau errichtet, welcher, das
Gartenland umschließend, auf der Nordwestseite bis
zum Wasser herunterreicht. Inzwischen hatten sämmt-
liche Yaundehäuptlinge ihre Unterwerfung melden
lassen. Bercits am 9. Mai wurde die Post durch
einzelne Soldaten, wie in früheren Zeiten, herunter-
gebracht. Am 17. wurden die bestellten Träger ge-
mustert. Mehr als einmal so viel, wie gebraucht
wurden, waren erschienen, unter Anderem hatten sich
zum ersten Mal 60 Bancträger gestellt, welche ich
infolgedessen auch alle einstellte. Am 198. erfolgte
der Rückmarsch der Expedition nach der Küste, ob-
gleich der Gesundheitszustand der Weißen ein recht
mäßiger war und während des Rückmarsches fort-
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gesetzt neue Erkrankungen vorkamen. Es erwuchs
jedoch der Expedition hierdurch kein Aufenthalt.
Als die Expedition die bestraften Gegenden
passirte, zeigten sich sämmtliche Bewohner vertraut,
beinahe alle Dörfer waren wieder frisch aufgebaut
oder es waren die Leute mit dem Wiederaufbau be-
schäftigt. Nur der bucklige Häuptling Ombasamissoto,
der südlich des Njong wohnt, hatte sein Dorf nicht
wieder aufgebaut und war, wie die Nachbarn er-
zählten, weit weggezogen. Am 28. Mai erreichten
wir Station Lolodorf. Hier hatte inzwischen der
Stationsleiter, Sergeant Heinthaller, den Häupt-
ling Tunga, ciner früher von mir ertheilten Weisung
nachkommend, gefangen genommen. Tunga war,
abgesehen von seinen alten Sünden, nie der Auffor-
derung, den Weg zu reinigen, nachgekommen und
die Strecke Bipindi— Lolodorf war die schlechteste
des ganzen Weges. Die Gefangennahme Tungas
erfolgte, ohne daß ein Schuß dabei fiel. Sergeant
Heinthaller holte ihn mit acht Soldaten mitten
aus seinen Leuten heraus, von denen ungefähr 150
zur Stelle waren. Durch die Gefangennahme Tungas
sahen sich seine Leute veranlaßt, die Straße in der
vorgeschriebenen Abmessung nunmehr herzustellen, und
dem Einfluß der Station Lolodorf ist es ferner zu-
zuschreiben, daß auch die Straße bis weit nach Yaunde
hinein sich in gutem Zustande befindet. Die Strecke
Lolodorf— Bipindi ist zur Zeit die beste des ganzen
Weges. Trotz der Bitten vieler Gumbahäuptlinge
wurde Tunga gefesselt von mir zur Küste gebracht
und dem Gonvernement zur Aburtheilung übergeben.
Ueber die Verhältnisse von Lolo meldete mir der
Stationsleiter, Sergeant Heinthaller, daß die
Bulys, welche schon in unmittelbarer Nähe der
Station sitzen, Schwierigkeiten machten, sie drängten
allmählich die Gumbastämme zurück, auch schon gegen
Weiße hätten sich dieselben Uebergriffe erlaubt.
Einem amerikanischen Missionar, der nach Balue gehen
wollte, wurde von den Bulys sein Magazingewehr
weggenommen. Diese amerikanische Mission Value
liegt ungefähr drei Tagereisen südöstlich von Lolodorf.
Von Groß-Batanga soll diese Mission fünf Tage-
märsche entfernt sein. Wie ich in Lolo hörte, beab-
sichtigen diese Missionare bei den Banes eine neue
Station zu gründen.
Ein Krebsschaden für alle Verhältnisse sind die
von den weißen Faktoreien in den Busch gesandten
Karawanen, die nur aus Farbigen, meistentheils
Weyjungen, bestehen. Im Besitz von einigen Hinter-
ladern, welche ihnen von den Faktoreien mitgegeben
werden, erlauben sie sich Uebergriffe aller Art gegen
die Eingeborenen. Derartige Karawanen in der
Stärke von ungefähr 40 Trägern mit vier Hinter-
ladegewehren ausgerüstet, habe ich zwei Tagemärsche
landeinwärts von Lolodorf angetrossen. In Kribi
kam die Expedition am 4. Juni an, wurde am 5.
an Bord der „Nachtigall“ gebracht und landete am
6. morgens in Kamernn.