Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

ungefähr 60 Krieger theilnahmen, worunter 20 mit 
Flinten bewaffnet waren. Im Anschluß daran hielt 
Na vor seinem Volke eine lange Rede, er hob zu- 
nächst seine große Freundschaft und sein Vertrauen 
zu den Weißen hervor und sagte, er würde demnächst 
keinen Krieg ohne Einwilligung der Weißen führen. 
Der Weiße wäre wohl in der Lage, ihm überall 
zu helfen. Ich entgegnete ihm, die kleinen Busch- 
palawer solle er, wie früher, selbst erledigen, sie wären 
für den Weißen zu unwesentlich, er solle aber stets 
sowohl seinem Bruder Mango als auch den übrigen 
Stämmen, welche auf dem linken Sannagaufer 
wohnen, gegen Ngilla helfen, Ngilla habe nichts auf 
dem linken Sannagaufer zu suchen. Dann führte ich 
ihm die große Gefahr, welche das Erscheinen der 
Pocken bei Ngilla mit sich brächte, vor Augen und 
gab ihm Weisung, durch sorgfältige Absperrung sich 
vor Einschleppung dieser Krankheit zu bewahren. 
Dieselben Weisungen haben von mir die anderen 
Bewohner des Sannagaufers erhalten. Mein Gegen- 
geschenk, welches ich am anderen Tage überreichte, 
war entsprechend groß. Es folgte an demselben 
Tage ein Vorexerziren meiner Truppe, wobei nament- 
lich fünf Patronen Schnellfeuer einen großen Ein- 
druck machten. 
Am 25. nahm ich von Natinati Abschied und 
begab mich nach Kule. Von einem Besuch bei Mango 
mußke Abstand genommen werden, da infolge der 
letzten kriegerischen Ereignisse Mangel an Lebens- 
mitteln dort herrschen solle. Der Sannaga bildet 
bei Tinati bei zahlreicher Inselbildung Stromschnellen, 
die dem Befahren ein Hinderniß entgegensetzen. Von 
Kule kehrte ich, die alten Quartiere benußend, nach 
der Station Yaunde zurück, wo ich am 29. April 
eintraf. Es ist zu bemerken, daß bei dem Rückwege 
die Bewohner aller Dörfer überaus zutraulich waren 
und entgegenkommend Nahrungsmittel brachten. Die 
Truppe beendigte die angefangenen Arbeiten auf der 
Station. Es wurde gebaut eine neue Viehfenz, etwa 
100 m im Geviert, desgleichen wurde die Station 
frisch umzäunt und diese neue starke Fenz mit 
Bastionen und Schützenständen versehen. Die Länge 
der neu errichteten Fenz beträgt etwa 350 laufende 
Meter. Auch wurde nach der Voghe-Beschühseite 
zu ein geschleppter Astverhau errichtet, welcher, das 
Gartenland umschließend, auf der Nordwestseite bis 
zum Wasser herunterreicht. Inzwischen hatten sämmt- 
liche Yaundehäuptlinge ihre Unterwerfung melden 
lassen. Bercits am 9. Mai wurde die Post durch 
einzelne Soldaten, wie in früheren Zeiten, herunter- 
gebracht. Am 17. wurden die bestellten Träger ge- 
mustert. Mehr als einmal so viel, wie gebraucht 
wurden, waren erschienen, unter Anderem hatten sich 
zum ersten Mal 60 Bancträger gestellt, welche ich 
infolgedessen auch alle einstellte. Am 198. erfolgte 
der Rückmarsch der Expedition nach der Küste, ob- 
gleich der Gesundheitszustand der Weißen ein recht 
mäßiger war und während des Rückmarsches fort- 
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gesetzt neue Erkrankungen vorkamen. Es erwuchs 
jedoch der Expedition hierdurch kein Aufenthalt. 
Als die Expedition die bestraften Gegenden 
passirte, zeigten sich sämmtliche Bewohner vertraut, 
beinahe alle Dörfer waren wieder frisch aufgebaut 
oder es waren die Leute mit dem Wiederaufbau be- 
schäftigt. Nur der bucklige Häuptling Ombasamissoto, 
der südlich des Njong wohnt, hatte sein Dorf nicht 
wieder aufgebaut und war, wie die Nachbarn er- 
zählten, weit weggezogen. Am 28. Mai erreichten 
wir Station Lolodorf. Hier hatte inzwischen der 
Stationsleiter, Sergeant Heinthaller, den Häupt- 
ling Tunga, ciner früher von mir ertheilten Weisung 
nachkommend, gefangen genommen. Tunga war, 
abgesehen von seinen alten Sünden, nie der Auffor- 
derung, den Weg zu reinigen, nachgekommen und 
die Strecke Bipindi— Lolodorf war die schlechteste 
des ganzen Weges. Die Gefangennahme Tungas 
erfolgte, ohne daß ein Schuß dabei fiel. Sergeant 
Heinthaller holte ihn mit acht Soldaten mitten 
aus seinen Leuten heraus, von denen ungefähr 150 
zur Stelle waren. Durch die Gefangennahme Tungas 
sahen sich seine Leute veranlaßt, die Straße in der 
vorgeschriebenen Abmessung nunmehr herzustellen, und 
dem Einfluß der Station Lolodorf ist es ferner zu- 
zuschreiben, daß auch die Straße bis weit nach Yaunde 
hinein sich in gutem Zustande befindet. Die Strecke 
Lolodorf— Bipindi ist zur Zeit die beste des ganzen 
Weges. Trotz der Bitten vieler Gumbahäuptlinge 
wurde Tunga gefesselt von mir zur Küste gebracht 
und dem Gonvernement zur Aburtheilung übergeben. 
Ueber die Verhältnisse von Lolo meldete mir der 
Stationsleiter, Sergeant Heinthaller, daß die 
Bulys, welche schon in unmittelbarer Nähe der 
Station sitzen, Schwierigkeiten machten, sie drängten 
allmählich die Gumbastämme zurück, auch schon gegen 
Weiße hätten sich dieselben Uebergriffe erlaubt. 
Einem amerikanischen Missionar, der nach Balue gehen 
wollte, wurde von den Bulys sein Magazingewehr 
weggenommen. Diese amerikanische Mission Value 
liegt ungefähr drei Tagereisen südöstlich von Lolodorf. 
Von Groß-Batanga soll diese Mission fünf Tage- 
märsche entfernt sein. Wie ich in Lolo hörte, beab- 
sichtigen diese Missionare bei den Banes eine neue 
Station zu gründen. 
Ein Krebsschaden für alle Verhältnisse sind die 
von den weißen Faktoreien in den Busch gesandten 
Karawanen, die nur aus Farbigen, meistentheils 
Weyjungen, bestehen. Im Besitz von einigen Hinter- 
ladern, welche ihnen von den Faktoreien mitgegeben 
werden, erlauben sie sich Uebergriffe aller Art gegen 
die Eingeborenen. Derartige Karawanen in der 
Stärke von ungefähr 40 Trägern mit vier Hinter- 
ladegewehren ausgerüstet, habe ich zwei Tagemärsche 
landeinwärts von Lolodorf angetrossen. In Kribi 
kam die Expedition am 4. Juni an, wurde am 5. 
an Bord der „Nachtigall“ gebracht und landete am 
6. morgens in Kamernn.
	        
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