Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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einer Bekanntmachung des Foreign Office zu einem 
Protektorat unter dem Namen East Africa Protecto- 
rate vereinigt worden. 
Gerbstoffe. in Britisch, Indien. 
Dem indischen Forstdepartement ist vom Deputy 
Conservator of Forests ein Memorandum unterbreitet 
worden, in welchem auf Grund von forstwissenschaft- 
lichen Studien Vorschläge zur Hebung des Ein- 
kommens aus den indischen Waldungen durch rationelle 
Herstellung von Tanninextrakten aus verschiedenen 
Baum= und Straucharten nach europäischer Methode 
gemacht werden. Der Generalinspektor der indischen 
Wälder Ribbentrop hat dieses Memorandum allen 
Conservators of Forests in Britisch-Indien mit- 
getheilt und sic aufgefordert, durch praktische Versuche 
und Begünstigung bezüglicher Privatunternehmungen 
dazu mitzuwirken, daß die Tanninindustrie thatsächlch 
ins Leben gerufen und dem Lande auf solche Weise 
eine neue Einnahmecquelle verschafft werde. 
In dem Boegleitschreiben Nibbentrops ist zu- 
nächst auf die steigende, lediglich durch das Angebot 
begrenzte Ausfuhr von Myrobalanen, den tannin- 
reichen Früchten von Terminalia Chebula, Ter- 
minalia Citrina, Terminalia Bellerica und 
Phyllanthus Emblica sowie auf die außerordent- 
liche Zunahme des Handels mit Katechu (ein gerb- 
stoffhaltiges, aus dem Holze der Acacia Catechu 
bereitetes Extrakt) in Birma hingewiesen. 
Daß die Nachfrage nach Myrobalanen und Ka- 
techu in der That eine sehr bedeutende ist, wird 
durch dic indische Zollstatistik der Jahre 1891,92 
bis 1894/95 bezw. die monatlichen Trade Accounts 
für 1895/96 bewiesen. Danach gelangten nämlich 
während der lehten fünf Jahre zur Ausfuhr: 
a. Myrobalanen. 
1891/92. 1790 802 Cwt. im Werthe von 3 936 902 Nup. 
1892,03 667540o - 3367 093 = 
1893.91. 330 529 4 150 460 = 
1894.95 1 123 113 4649763 
1895/96 1 000 026 4045 598 = 
b. Katechu. 
1891/02 197059 Cwt. im Werthe von 3 172 961 Rup. 
1892 93 229 31t6 - 3 824 810 
1893/94 187 115 - 3378 902 = 
1891/95. 155 02322 - 2921 363 
1895 96 183702 - 3 796 106 
Außer den gedachten Gerbstoffen bergen die aus- 
gedehnten indischen Wälder noch eine ganze Reihe 
anderer tanninhaltiger Gewächse, denen bis jetzt nicht 
die gebührende Beachtung geschentt worden sei. Es 
sind dies, soweit bisher ermittelt, folgende Gewächse: 
a. Mit tanninreichen Blättern. 
1. Anogeissus latilolia. Ein ansehnlicher, in 
den Centralprovinzen und in Südindien häufiger 
Baum, zur Familie der Combretacenc gehörend. 
  
2. Sumach= (Rhus-) Arten. (Familie Anacar- 
diaccac.) Dieselben kommen im subtropischen Hima- 
layagebirge vor. 
b. Mit tanninreicher Rinde bezw. derartigem 
ernholz: 
3. Himalaya-Eichen, wie 
lamelosa, serrata u. s. w. 
4. Acsculus indica. Die indische Kastanie, 
ebenfalls im Hamalayagebirge häufig. 
5. Acacia-Arten (Familic Alimoseac), besonders 
Acacia arabica, der „Cabul= trec“, welcher über 
den Punjab und das ganze westliche und südwestliche 
Indien bis nach Ceylon hin verbreitet ist. 
6. Shorea robusta, der „Sal-tree“ (Familie 
Dipterocarpcac), ein stattlicher Baum, welcher in 
der tropischen Himalayazone sowie in Centralindien 
und im westlichen Theile Bengalens kleine Wal- 
dungen bildet. 
7. Cassia auriculata, „Tanners Cassia“ ge- 
nannt. (Familie Mimoscac.) Ein in den Central= 
provinzen der Bombaypräsidentschaft und in Südindien 
wildwachsender Strauch mit tanninreicher Rinde. 
8. Soymida-Arten. (Familie Ilelinccac.) 
„Indian Red Wood“, Bäume Central= und Süd- 
indiens, die auch in den Nordwestprovinzen an- 
getroffen werden. 
. Terminalia tomontosa. (Familie Combre-- 
taccac.) Ein naher Verwandter der oben erwähnten 
Myrobalanenbäume, welcher fast über ganz Indien 
verbreitet ist. 
10. Pinus longilolin. (Familie Coniserac.) 
Die Kiefer des Himalayagebirges. 
Da der Export der Blätter der Rinde oder des 
Holzes derartiger Gewächse, wie der vorstehend ge- 
nannten, sich schwerlich rentiren würde, so wird vor- 
geschlagen, aus diesen Stosfsen nach enropäischer 
Methode Tanninextrakte herzustellen und diese zur 
Ausfuhr zu bringen oder auch sie im Lande selbst 
zum Gerben von Hänten zu verwenden. 
Die Eingeborenen Indiens gerben bislang Thier- 
häute durch Einnähen derselben in Säcke zusammen 
mit Rohgerbmaterial in so primitiver Weise, daß eine 
fast ganz unbrauchbare Qualität Leder gewonnen 
wird, welches kaum als solches bezeichnet werden kann. 
Diejenigen indischen Gerbereien dagegen, welche nach 
europäischem Verfahren arbeiten — wie diejenigen 
Cawupurs —, sind gezwungen, Tanninextrakt zu 
importiren bezw. in primitiver Weise ihren Bedarf 
selbst zu bereiten. 
Es liegt hiernach auf der Hand, welch großer 
Nußen Indien erwachsen würde, wenn aus dem 
Quercus incana, 
unerschöpflichen Nohmaterial seiner Wälder und 
Dschungeln fabrikmäßig ein billiges Tanninextrakt 
hergestellt würde. Es wäre damit die Basis für 
einen zweifellos großen Ausschwung des Gerberhand- 
werks in Indien geschaffen. 
Der indische Export von Häuten ist ein sehr be- 
trächtlicher und steigender, wie folgende, die Ausfuhr
	        
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