Angorahaar, das sehr im Preise stieg, war schon
theilweise in den Händen der Aufkäufer, als die
Preissteigerung ihren Anfang nahm. Die Ursache
dieses Widerspruchs liegt unzweifelhaft in der ver-
mehrten Goldausbeute im Transvaal. Der goldene
Regen hat sich über ganz Südafrika verbreitet. Die
große Anzahl von Einwanderern, welche sich am Wit-
watersrand niedergelassen hat, deckte ihren Bedarf,
soweit dies möglich, aus den Erzeugnissen der an-
grenzenden Länder und zahlte dafür bereitwillig den
leicht erworbenen Reichthum. Von den westlichen
Theilen der Kolonie ging Wein, Branntwein, Groß-
und Kleinvieh nach den Goldfeldern, der Handel mit
Fischen und frischen Früchten nahm einen Ausschwung,
und Nebenerzeugnisse des Ackerbaues fanden guten
Absatz. Kaufleute und Arbeiter kamen mit reichlichen
Mitteln von Johannesburg in die Kapkolonie zurück,
erholungsbedürftige Besucher vom Goldlande und
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der große Strom von Reisenden von und nach den
Minengebieten ließen überall Geld zurück. Diese
Umstände begründen den vermehrten Wohlstand der
Kapkolonie im Allgemeinen. Für den Staatshaus-
halt der Kapkolonie war der bedeutendste Faktor
der große Personen= und Güterverkehr nach dem
Transvaal. Daß die Eroberung der weiten Länder-
gebiete im Norden zur Hebung der Kapkolonie bei-
getragen hat, ist bisher zu bezweifeln. Eine Menge
tüchtiger Arbeiter ist von Kapstadt dahin ausgewan-
dert, und nicht unbeträchtliche Gelder sind dort an-
gelegt, die noch keine Zinsen gebracht haben.
Die Vermehrung des Landesreichthums wird auch
für die Zukunft mehr von der Ausfuhr nach den
Minengebieten als von der überseeischen abhängen.
Die Haupt-Ausfuhrartikel über See: Wolle, Angora-
haar, Straußfedern, Diamanten, Felle, Häute 2c.,
werden der Menge nach kaum wesentlich vermehrt
werden. Getreide wird wohl nie erheblich ausgeführt
werden, da die Preise des Weltmarktes den süd-
afrikanischen Farmer nicht bezahlen würden. Mit
der zunehmenden Einwanderung wird aber die Aus-
beutung und Erzeugungsfähigkeit des Landes für die
eigenen Bewohner sich vermehren.
Im laufenden Jahre schwebt über Südafrika eine
schwere Geißel, die Rinderpest, welche ihren vernich-
tenden Weg von Nordafrika südwärts bis in den
Transvaal und Betschuanaland fortgesetzt hat. Ge-
lingt es der Kapregierung und dem Freistaat nicht,
die Seuche fernzuhalten, so würde sie einen unge-
heuren Verlust und Rückgang des Wohlstandes
hervorrufen.
Einfuhr.
Es wurden an Waaren in die Kapkolonie ein-
geführt einschließlich Barren und der mit der Post
eingegangenen:
1893 1894
Pfund Sterling
Für Privatrechnung 10 760 556 10 887 787 13 285 005
Rechnung der Ne-
1895
gierung 604280 410 858 327 400
Zusammen 11 364 836 11 298 645 13 612 405
Gemünztes Geld. 175151 289 461 5 482 475
11 539 987 11 588 096 19 094 870
Diese Zahlen geben den gesammten Werth der
Einfuhr ohne Unterschied, ob eine Verzollung der
Waaren stattgefunden hat oder nicht, und begreifen
auch die Güter in sich, welche in Bond (auf Zoll-
niederlage) gebracht sind oder nur durchgeführt
wurden. Das Ergebniß gewährt ein ziemlich sicheres
Bild von der überseeischen Gesammteinfuhr, ergiebt
aber nicht den Werth der ganzen Gesammteinfuhr in
die Kapkolonie, da die Zollkontrole an den Land-
grenzen eine unvollständige ist.
Um einen genauen Ueberblick über den Handel
in den einzelnen Ländern, soweit er durch die Kap-
kolonie vermittelt wird, zu erhalten, muß man die
eingeführten Güter nach den Bestimmungsgebieten
(countries lor Consumption) feststellen. Die amt-
liche Statistik unterscheidet in dieser Hinsicht:
1. Güter für die Zollunion (Kapkolonie, Oranje-
Freistaat, Britisch-Betschuanaland, Betschuanaland-
Protektorat, Basutoland) einschließlich solcher außerhalb
derselben, die zollfrei oder ohne Zollnachlaß dorthin
ehen.
"5?. Güter für Gebiete außerhalb der Zollunion
unter Zollnachlaß (rebate), Südafrikanische Republik
und andere Gebiete.
Die nachfolgende Zusammenstellung für 1891 bis
1895 zeigt die Vertheilung der eingeführten Güter,
wie folgt:
Guter unter Zollnachlaß) füter für Gebrauch im Zolloerein
o.
"1 . schuana-
Süd= Gebiete Bei to. Oranie= Kap-
land und Basuto anl ap Ueberhaupt
afrikanische außerhalb Zusammen geischuana- 2 istaat?) kolonies; Zusammen
Nepublit, der Zoll- Sellchtona- land") Freistaat:) kolonies)
union. toral?) 4 "„
Werth: Pfund Sterling —
1891 668 713 61268 629 971 79743 1 16 966 627 070 6 014 905 6 738 4837368 454
1892 1185 667 "% 26 041 1211 708 85 941 35 644 594 301 6 480 966 7196 88808566
1893 2381564 27347 2 408 911 91 7713 50 009 562 848 7 365 062 8.069 692)10 178 603
1894 895 639 56 432 2952 071 138 860 386 331 637 404 6 980 774 7795 3690 747 440
1895 4314 390 192 46514506 841 146 907 49570 676 716 7741 1848614 377 13 121218
1) Nicht eingerechnet zollfreie Güter, und Güter, bei denen Zollnachlaß nicht gewährt wird. — 2) Nicht ein-
begriffen sind zollfreie Güter. — 5) Einschließlich aller Güter, die zollfrei oder nicht eingeführt sind unter Anspruch
r0a Zollnachlaß. — 4) Britisch-Betschuanaland ist zur Kapkolonie geschlagen (Proklamation vom 11. November 1895).