Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

deren Einwohner nach Aussage der Leute von 
Mkondoa besonders freche Karawanenräuber sein 
sollten, wurde zuletzt unterworsen. Interessant waren 
hier die rings um die Felder errichteten niederen 
Erdwälle zur Regulirung der Wasserverhältnisse in 
der Regenzeit; ferner die von den Eingeborenen ver- 
wendeten Pfeile mit Messingspitze. Von Ziwani 
marschirten wir nach Mkondoa, um die Kranken und 
das erbeutete Vieh zurückzulassen und uns neu zu 
verproviantiren. 
Meine Absicht, die Massais von Mridjo zu be- 
strasen, mußte ich vorläufig aufgeben, da wir nach 
Aussage sämmtlicher wegekundigen Suahelijäger min- 
destens drei bis vier Tage ohne Wasser hätten mar- 
schiren müssen. Auch der Aufenthaltsort der Massais, 
die ihre Kraals in den Serianibergen verlassen haben, 
ist zur Zeit nicht bekannt. Ich habe einige der 
Suahelijäger beauftragt, den dortigen Wohynsitz der 
Massais ausfindig zu machen und der Station hier- 
über Meldung zu erstatten. 
Am 11. August rückten wir in Ufiomi ein. Die 
schuldigen Stämme wurden bestraft, ihre Hütten 
verbrannt. Vieh konnte nur wenig erbeutet werden, 
da die Wasiomis von unserem Anmarsch Nachricht 
erhalten und das meiste Vieh schon viele Tage vorher 
weggeschafft hatten. Der Hauptschuldige am Morde 
Hennings, Sultan Giso, war mit seinem ganzen 
Stamm nach Klein-Ufiomi auf der Westseite des 
Selemaberges ausgewandert. Es gelang, ihn mit 
seinem Sohne und mehreren seiner Leute durch einen 
nächtlichen Streifzug gefangen zu nehmen. Der Sultan 
Hilo von Haliambe, der sich schon bei meinem letzten 
Besuch deutschfreundlich gezeigt, der Sultan Nijeihe, 
der ein Empfehlungsschreiben von Herrn Köther 
vorwies, und der Hauptsultan Uhn, der mich bei 
Gefangennahme des Giso unterstützte, erhielten Schut- 
brief und Flagge sowie Geschenke an Vieh. Giso 
und sein Sohn Mande wurden durch ein sofort zu- 
sammengerufenes Kriegsgericht, dem die Sultane Hilo, 
Njeihe und Uhn, ferner die drei Sols der Kompagnie, 
Selim Daust, Murgan Selim, Ramassan, Unteroffi- 
zier Skiba, Dr. Reinhard und Lieutenant Glau- 
ning angehörten, während Lieutenant Stadlbaur 
als untersuchungsführender Offizier fungirte, ver- 
urtheilt; ersterer zum Tode, letzterer zu Kettenhaft. 
Die nach Verlauf von kaum zehn Wochen nach 
Ermordung Hennings erfolgte energische Bestrafung 
der Aufrührer sowie die reichliche Belohnung der 
treugebliebenen Sultane dürften nunmehr wohl ein 
friedliches Verhalten dieses Stammes gewährleisten, 
solange ein Europäer von der Besonnenheit des 
Herrn Köther der Faktorei vorsteht. 
Von Ufiomi aus sandte ich Unteroffizier Skiba 
mit den gefangenen Weibern über Mkondoa nach 
Mpapua zurück, mit dem Auftrag, das in Mkondoa 
zurückgelassene Beutevieh und die kranken Askaris 
nach der Station zu schaffen. 
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Am 15. August marschirte ich über den Selema- 
paß nach Klein-Ufiomi zur Bestrafung der Wafiomis 
von Babati. Diese haltten das der Faktorei von 
Köther gehörige Vieh geraubt mit den höhnischen 
Worten, der Msungu sei ja jetzt todt und Nirmand 
mehr da, um die Faktorei zu schützen. Da sie sich 
weigerten, zum Schauri zu kommen und Strase zu 
bezahlen, zerstörte ich ihre Dörfer, nahm ihnen Vieh 
weg und versolgte sie bis Umbugwe. 
In Umbugwe konnte ich mich gleichzeitig über- 
zeugen, daß auf der dortigen Faktorei der Firma 
Köther Alles in Ordnung und ein Einfall der 
Massais von Ngorongoro vorläufig nicht zu be- 
fürchten ist. 
Den Manyarasee fanden wir bis auf einen schmalen 
Sumufstreifen an der Südwestseite des Sees, wo der 
Kwon einfließt, völlig ausgetrocknct. 
Von Umbugwe kehrten wir wieder nach Klein- 
Ufiomi zurück. Neben den Wasiomis wohnen hier 
viele Wataturus, deren Häuptling Hanota sich uns 
gegenüber sehr freundlich gezeigt und einen Elsenbein- 
zahn als Geschenk gebracht hatte. Von hier marschirten 
wir an dem von zahlreichen Kibokos und Wasser- 
vögeln belebten Baturasee entlang, dann durch busch- 
bestandene Thäler über den Zigedaberg und den an 
der Uebergangsstelle kaum knietiefen Bulufluß nach 
Mangati (Ort Massagaloda). Der dortige Sultan 
Malombe kam uns schon von weither entgegen und 
brachte einen schönen Elsenbeinzahn von 1/1 Frasila 
Gewicht. Von Mangati aus marschirte ich, der Ne 
quisition des Lieutenants Stadlbaur für die Straf- 
xpedition in Suru Folge leistend, gemeinsam mit 
diesem an den zwischen dem Gurniberg und dem 
steil abfallenden Plateau des ostafrikanischen Grabens 
liegenden Balangiddasee. Der See, den ich zur 
Erkundung des gegenüberliegenden Westplateaus 
zweimal überschritt, ist völlig ausgetrocknet. In seiner 
Nordhälfte ist er mit mächtigen Schollen von Salz= 
krystallen bedeckt und gleicht einer geborstenen Eis- 
fläche. Am Westufer liegt auf weite Strecken reines 
weißes Salz zu Tage, wie frischgefallener Schnee 
aussehend. Wir sammelten mehrere kleine Säcke 
dieses Salzes und haben dasselbe bis zu Ende der 
Expedition täglich zum Kochen benutzt. Proben der 
Salzkrystalle und des reinen Salzes habe ich an die 
Abtheilung für Landeskultur gesandt. 
Die Südhälfte des Sees enthält rothbraunen, 
trockenen Schlammboden. Das Westplateau selbst ist 
eine weite Grassteppe mit aufgesetzten Felskuppen, 
belebt von Rhinozerossen, Straußen und Antilopen. 
Leider gelang es im Lager am Gurniberg dem 
Sohn des Giso, Mande, in der Nacht vom 23. zum 
24. August zu entfliehen. Obwohl drei Posten im 
Lager standen, von denen der am nächsten stehende 
sofort schoß, und obwohl zahlreiche Patrouillen ab- 
gesandt wurden, gelang es nicht mehr, seiner habhaft 
zu werden. Von hier aus gelangten wir durch 
zehnstündige wasserlose Steppe nach Turu (siehe
	        
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