Bericht der Station Kilimatinde) und nach Beendi-
gung der dortigen Strafexpedition in fünf Tagen
über Saranda nach Kilimatinde, wo ich meinen er-
schöpften Askaris zwei Tage Ruhe gönnte und mich
neu verproviantirte.
Durch Südugogo und Westusagara marschirte ich
in zehn Tagen nach Mpapna. Beim Marsch durch
Ugogo fand ich fast überall stark bevölkerte und gut
angebaute Ortschaften von bedeutender Ausdehnung.
Dagegen machten die an der äußersten Westgrenze
von Usagara gelegenen Gebirgsdörfer Difu, Ngalamiro
und Berege einen sehr ärmlichen Eindruck. Vieh ist
wenig vorhanden. Die Ernte hat durch Trockenheit
und die Heuschrecken sehr gelitten.
Am 17. September traf ich wieder in Mpapua
ein, wo ich Alles in bester Ordnung vorfanW.
15 von den 32 angeworbenen Trägern, zumeist
Wanjamwesis, sämmtlich aus der Umgegend von
Mpapua, haben die neunwöchentliche anstrengende
Expedition bis zu Ende mitgemacht. Sie wurden
reichlich beschenkt und sollen den Stamm für die
allmählich einzurichtende Trägerkaste der Station
bilden.
Die Wegeroute Mpapuna —Mkondoa, serner die
Route Ufiomi — Turn — Kilimatinde — Mpapua ist
von mir ausgenommen worden.
Ueber die Lage der Station Bukoba im Juni 1890
berichtet Kompagnieführer Herrmann Folgendes:
Der vertriebene Sultan Mukotani ist auf meine
Drohungen hin vom Sultan Kageto von Karagwe
doch ausgewiesen worden und hat sich in englisches
Gebiet nach Koki (Uganda) begeben, wo er von
Mwanga einen Bananenhain erhatten hat.
Die hiesige Bevölkerung wird fleißig angehalten,
ihre abgehackten Bananenhaine wieder anzupflanzen.
Die infolge der Landvertheilung ausgewanderten
Eingeborenen, die sich den neuen Sultanen nicht
fügen wollten, habe ich in unbewohnten Gebieten
des hiesigen Landes angesiedelt, bis jetzt etwa
600 Familien.
Ueberall herrscht Friede. Mehrere kleine Ueber-
griffe gegen Karawanen wurden durch Vermittelung
der Station redressirt und die Schuldigen bestraft.
In Kifumbiro und Kitengule herrscht reger Handel;
jeder dieser Plätze hat Ujiji längst überholt.
Die beiden feindlichen Sultane Lutafkwa und
Bwama haben sich auf der Mission Marienberg im
Beisein von 3000 Unterthanen ein großes Verbrüde-
rungsfest gegeben. Beide sind auf mein Zureden
offen zum Christenthum übergetreten. Ein schöner
Erfolg.
Ich machte in diesem Monat behufs kartographi-
scher Arbeit kleinere Reisen. Mit allen Wasiba-
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Sultanen bin ich sehr befreundet und tauschte mit
ihnen den Blutschwur. Wenn das hier so weiter
geht, wird dauernd der Friede erhalten bleiben.
Dies Jahr ist so trocken wie kaum eins früher,
infolgedessen die an steten Regen gewöhnten Bananen
stark leiden.
Am 16. früh schlug der Blitz ins große Europäer=
haus, doch wurde der Dachbrand, dank der herrschen-
den Windstille, gelöscht. Als Kuriosum erwähne ich,
daß mein Aneroid, trotzdem es selber nicht beschädigt
wurde — der Blitz schlug dicht dabei durch ein
Gewehr — von seinem gewöhnlichen Stand 654 mm
auf 752 mm sprang.
Ueber Pöhlen bei Bukoba
berichtet Kompagnieführer Herrmann Folgendes:
Im November 1892, gelegentlich eines Feldzuges
gegen den Sultan Mukotani von Kjamtnara, entdeckte
ich in dieser Landschaft und der angrenzenden Bugab#
Höhlenverstecke, deren sich die Einwohner zu Kriegs-
zeiten bedienen. Man versteckte darin Familien, Vieh
und Gut. Die Höhlen sind in Felsen gelegen und
unterirdisch oft zu weiten Hallen erweitert und schwer
aufzufinden. Die Eingänge sind theilweise künstlich.
In manche steigt man wie in ein Bergwerk auf in
den Fels eingehauenen Wendeltreppen hinab, bei
anderen geht es sanft schräg in die Tiefe. Bei
einigen ist der Eingang ein Felsenthor oder ein großes
natürliches Loch, andere haben einen so kleinen Ein-
gang, daß sich ein Mann kaum durchwinden kann;
der Eingang ist dann geschickt durch Gras rc. mas-
kirt. In manchen Höhlen hat ein Mann Plat, in
anderen 400 Personen mit Vieh und Hausgeräth.
Solcher Höhlen giebt es zu Hunderten.
Jeßt in friedlichen Zeiten nach Bukoba zurück-
gekehrt, habe ich eine große Anzahl Höhlen einer
genauen Besichtigung unterzogen. Von vornherein
sei gesagt, daß bei allen Nachgrabungen keine Funde
prähistorischer Knochen, Wassen oder gar Inschriften
gemacht wurden. Außer gelegentlicher Erweiterung
der Eingänge hat sonst eine künstliche Erweiterung
der Höhlen nirgends stattgefunden, sie repräsentiren
vielmehr ein System von durchschnittlich 1 bis 1,20 m
hohen, im Durchschnitt kreisrunden Röhren, wie in
einem Kaninchenbau, nur selten erweitert sich im vor-
deren Ende die Höhle zu einer Art Halle. Diese
Röhren, welche alle fließendes Wasser enthalten,
laufen allmählich spitz zu; das Wasser tritt dann
tiefer als Quelle wieder zu Tage; gangbar sind
manche Röhren noch bis 1 km vom Eingang. Ver-
schieden sind die Eingänge: Schlitze im Gestein mit
sanft schräg abfallendem Eingang oder senkrechte
Trichter mit glatten Felswänden; letztere werden,
wenn nur 10 bis 15 m tief, durch eingeklemmte
Hölzer an Stelle einer Leiter passirbar gemacht oder
es sind Stufen eingeschlagen, doch giebt es auch solche,