Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

— 711 — 
ehrenhaften Nation zur Ehre gereiche, und es sei 
ihm die größte Freude, Alle aufzufordern, auf das 
Herzlichsie das Wohl Seiner Majestät des Kaisers 
von Deutschland zu trinken. Dem Toast wurde 
dann mit dreifachem Hip Hip Hurrah Bescheid ge- 
than. Nachdem diese offiziellen Toaste getrunken waren, 
wurde der Rest der Zeit in freundschaftlichem Aus- 
tausch von Grüßen und dem Befestigen neuer 
deutsch-englischer Freundschaften verbracht, die viel 
versprachen an einem der erfolgreichsten Feste und 
bei einem so wohlgelungenen Frühstück, und es ist 
zu hoffen, daß sie sich als dauerhaft und fruchtbar 
für beide dort vertretene Nationen erweisen werden. 
Nach dem Frühstück ging der Admiral mit seinem 
Stabe und seinen Gästen an Bord des „Nacoon“, 
gesolgt von dem siellvertretenden Gouverneur 
v. Bennigsen, während Frau und Fräulein 
Nawson, geführt von Kapitän Coerper vom 
„Seeadler“ und begleitet vom Archdeakon Farler, 
den sehr bübschen botanischen Garten dicht bei dem 
Gouvernementshause besichtigten. Dies erforderte aber 
geraume Zeit, so daß Boten gesandt wurden, um 
die Spaziergänger nach der Landungsbrücke zurück- 
zurufen, wo alsdann die Einschiffung auf den 
„Racoon" erfolgte. An Bord gekommen, stellte es 
sich heraus, daß der Admiral seinerseits bereit war, 
zu dem „St. George“ zurückzukehren, und nachdem 
er sich vom stellvertretenden Gonverneur verabschiedet 
hatte, setzte sich der „Racoon“ sofort in Bewegung 
und verließ unter vollem Dampf den Hafen, um 
sich dem „St. George“ zu nähern, woselbst der 
Admiral, Frau und Fräulein Rawson und die 
erren vom Flaggschiff der „Racoon“ und den an 
Vord befindlichen Vertretern von Sansibar Lebewohl 
sagten. Als bald darauf letzteres Schiff nach Sau- 
sibar abdampfte, sah man den „St. George" unter 
Dampf nach dem Süden gehen, wo er zunächst den 
Beirahafen anlaufen sollte. 
Die „Racoon“ fuhr eiligst nach Sansibar und 
ankerte dort, nachdem sie den Ankerplatz des 
„St. George“ in Dar-es-Saläm um 3 Uhr 
16 Minuten verlassen hatte, um 6 Uhr. Auf diese 
Weise hatte sie nur 2 Stunden und 44 Minuten 
zur Reise gebraucht, 26 Minuten weniger als der 
„St. George“ brauchte, als er nach Dar-es-Saläm 
fuhr, also eine höchst achtungswerthe Leistung. Der 
ganze Ausflug nach Dar-es-Saläm war ein vollendeter 
Erfolg. 
Einige Verhältnisse von Dar-zes-Saläm verdienen 
noch Erwähnung. Die angenehme Frische der Brise 
außerhalb des Hafens und das Spritzen der Wogen 
auf den Riffen nahe dem Leuchthause bei dem Hafen- 
eingange schienen einen aus der tropischen Umgebung 
fortzuführen und machten es mehr einer südafrika- 
nischen Scenerie ähnlich. Das plötzliche Insichtkommen 
des Häuserkomplexes mit seinen rothen Dächern und 
weißen Wänden — Büreaus, Gefängnisse und Forts 
—, welcher die Klippen bekränzt, mit den cementirten 
Uferrändern und den regelmäßig geformten, bis zur 
  
See reichenden Gärten bot einen höchst theatralischen 
Anblick und ist wahrscheinlich einzig in seiner Art. 
In dem Kasino kann man sich in Italien wähnen, 
da die kleine Bühne am Ende des großen Saales 
sehr unafrikanisch ist. Der botanische Garten ver- 
dient alles Lob. Angelegt mit sehr vielem Ver- 
ständniß und Rücksichtnahme auf zukünftige Bedürf- 
nisse des Raumes und der Verhälknisse, blüht darin 
Alles üppig und zeigt eine solche Beschaffenheit, wie 
wir anderwärts nicht wiedergesehen haben. Der 
Boden ist gut gelockert an der Oberfläche und die 
Bestellung des Bodens ist methodisch vorbereitet 
und ausgeführt. Die Kanten der Becte sind überall 
nett und schmuck, die Wege breit und frei von Un- 
kraut. Aber nicht Alles ist dem Schmuck geopfert. 
Lange Saatbeete von allen nütlichen und zweck- 
mäßigen Bäumen und Sträuchern und zum Handel. 
sich eignende Pflanzen werden gepflegt, um ins 
Innere des Landes versandt zu werden. Die Kaffee- 
bäume, Teakholz= und Gummibäume sehen besonders 
schön und gesund aus. Für die unmittelbaren Be- 
dürfnisse des Platzes ist gut vorgesorgt. Ein aus- 
gedehnter Gemüsegarten zeigt alle möglichen Varietäten 
und hatte die Frühstückstafel mit köstlich frischen 
Gemüsearten versorgt, selbst mit Spargel, der dort 
gut gedeiht. 
Das im Hafen liegende große Segelschiff hatte 
fünf Tage lang gebrannt; es hatte 2500 Tons 
Kohlen geladen, aber die Anstrengungen eines Feuer- 
kommandos vom „Seeadler“ und vom Lande hatten 
das Feuer erfolgreich bekämpft. 
Dar-es-Saläm ist wohl werth, seitens der Be- 
wohner von Sansibar besser gekannt zu sein.“ 
Die Eisenbahngesellschaft für Deutsch -Ostafrika 
(Usambara-Linie) zu Berlin 
hat für das Jahr 1895 folgenden Geschäftsbericht 
erstattet: 
Die Arbeiten im Jahre 1895 haben sich so be- 
schleunigen lassen, daß der Endpunkt der ersten 
Strecke, Muhesa, um das Jahresende erreicht wurde. 
Die erste Lokomotive ist, festlich geschmückt, am 
12. Jannar d. Is. auf dem Bahnhaf Muhesa cin- 
gefahren; wir haben also die durch unsere Kon- 
zession bezw. den dazu ergangenen Erlaß des Reichs- 
kanzlers vom 22. Februar 1894 für die Fertigstellung 
der Linie Tanga— Muhesa uns bis zum 1. Juli 1896 
gesetzte Frist nicht voll in Anspruch zu nehmen 
brauchen. Die OQualität unserer Bahnanlage ent- 
spricht nach den übereinstimmenden Bekundungen von 
berufenen Sachverständigen den weitgehendsten Er- 
wartungen und es wird unsere Schöpfung in der 
Kolonie allgemein als die erste große kulturelle That 
voll gewürdigt und anerkannt. Um so tiefer ist das 
Bedauern nicht nur der Kreise unserer Verwaltung, 
sondern aller mit Sachkunde ausgestatteten Freunde 
der Entwickelung unserer Kolonie, insbesondere der-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.