Der erste Theil dieses Weges geht durch Baum-
und Buschsavannen, während man von dem kleinen
Orte Yuvokoyi bis nach Amutive, einem benachbarten
Ort bei Lome, in dem ausgetrockneten Bett der
Lagune marschirt, welche vollkommen den Charakter
einer Grassavanne ohne jeden Baum und Strauch
zeigt. Der eigentliche Moorboden tritt hier wenig
zu Tage, da fast Alles durch den Dünensand ver-
weht ist; nur der Theil, welcher zwischen der Lagune
und dem Strande gelegen ist, weist überall den un-
gefähr 1½ m hohen, undurchdringlichen Busch auf,
außer vereinzelt stehenden Agobims, sowie einigen
kleinen Kokosanpflanzungen, die dem Wanderer sehr
erwünscht sind, um seinen Durst zu löschen.
Nachdem ich in Bagida gerastet hatte, gelangte
ich weiter, den Buschweg verfolgend, über den
großen Fetischort Be und Amutive marschirend, am
Abend in dem Handelscentrum von Togo, Lome, an.
Am 4. August reiste ich nach Erledigung der
nöthigsten Geschäfte von Lome ab und langte auf
der großen Handelsstraße über Akeppe abends in
NoSppe an. — Da ich leider meine Träger voraus-
geschickt hatte und diese sich in einer Palmweinfarm
fesigekneipt hatten, hatte ich hier durch den bedingten
größeren Aufenthalt Gelegenheit, die Wasserarmuth
des Landes kennen zu lernen. Ein schmutzig-graues
Wasser, was sie stundenweit auf dem Kopfe mühsam
zu ihren Dörfern tragen müssen, wird hier von den
Leuten für hohes Geld feilgeboten. Was die
Kokospalme am Strande ersetzt, thut hier die Oel-
palme, weil sie ebenfalls mit ihrem Wein den müden
Wanderer erfrischt.
Von Lome führt der Weg über die genannte
Lagune in einer sandigen Ebene, bis er plötzlich bergauf
führt und ein rother strenger Lehmboden an Stelle
des Sandes tritt.
In großen wellenförmigen Erhebungen von un-
gefähr 60 bis 80 m Höhe führt der Weg durch
undurchdringlichen Busch an einzelnen kleinen Farmen
und Dörsern vorbei, bis der rothe Lehmboden
zurücktritt und ein humusreicherer Lehmboden der
Vegetation ein anderes Aussehen verleiht.
Nachdem man 11⅛ Stunden weiter in das Innere
marschirt ist, treten dann mit dem besseren Boden
große und schöne Palmenhaine auf; die Farmen
werden üppiger, slatt der dürftigen Kassava sieht man
mehr Mais bauen, die Dörfer werden größer und
d Hütten sind besser gebaut als die der sandigen
Zone.
Akeppe ist der erste bedeutendere Ort, den ich
antraf. Hier schon sah man ein ziemlich reges Leben.
Es ist die letzte Station der ermüdeten Träger, die
weit aus dem Innern ihre Waaren zur Küste nach
Lome führen. Eine Stunde nördlich liegt der bei
Weitem bedeutendere Ort Nosppe. Hier finden all-
wöchentlich größere Märkte statt, welche vorzugsweise
von englischen Händlern besucht werden, was sich
mir auch darin bestätigte, daß das deutsche Geld
gegen das englische bedeutend zurücktritt. Ueberall
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an kleinen Orten auf der Straße fanden sich fast bis
Lome herunter kleinere Verkaufsstellen, welche dem
Wanderer Palmwein sowie Erdnüsse und andere
Leckerbissen der Neger feilhielten. Da hier eine reiche
Ernte an Palmwein aus den ergiebigen Oelpalm-
wäldern gewonnen wurde, war ein überaus reicher
Karawanenverkehr, welcher hauptsächlich Palmöl,
Wein und zum Theil auch Mais nach Lome führte.
Auch traf ich Karawanen zu 20 und 30 Trägern,
welche von weither aus Atalpame Gummi nach der
Küste herunterbrachten. Ich traf auf dem Wege bis
nach Nobppe an diesem Tage nach meiner durch-
schnittlichen Schätzung ungefähr 600 Leute, vorzugs-
weise Frauen. Trotz des regen Verkehrs war auf
große Strecken der Weg mit Gras verwachsen, da
der Neger, wie es scheint, auch auf den breitesten
Wegen, seiner Gewohnheit folgend, nur im Gänse-
marsch marschirt. Daher wird die Maßnahme, wie
sie auf der Station Misahöhe getroffen ist, daß die
einzelnen Ortschaften den Weg bis an ihre Grenzen
in Stand zu halten haben, auch in diesem Bezirke
von großem Vortheil sein.
Am 5. August brach ich früh von hier auf und
gelangte gegen Abend 6 Uhr nach dem ziemlich be-
deutenden Orte Keve-ga. Der Boden ist hier von
grauer Farbe und zu dem sandigen Lehmboden zu
rechnen. Durch die ungenügende Bündigkeit des
Bodens waren die Hütten auch von weniger Festig-
keit und von geringerer Größe als dic in dem vor-
her beschriebenen Noppe.
Am 6. August früh rückte ich nach dem nahe-
gelegenen Assahun ab. Bis Keppe war ich ohne jede
Schwierigkeit die 4 m breite Kunststraße trockenen
Weges marschirt. Von hier ab mußte ich dem Ein-
geborenenpfad folgen, welcher die Hauptstraße ins
Innere bildet und eine Breite von nicht mehr als
2 bis 2½ Fuß aufweist. Bald trat die erste Urwald-=
vegetation auf. Hohe große Seifenbäume, darunter
Oelpalmen, verschlungen mit Lianen, bilden den
Hauptbestandtheil. Nach 1½⅛ Stunden hatte ich
Assahun erreicht, wo ein großer Markt abgehalten
wurde. Erdnüsse, Bams, Kassava, Banauen, Palm-
wein, Mais, geröstet und ungeröstet, allerhand Speisen
aus Mais und Erdnüssen bereitet sowie getrocknete
Fische von der Küste her, Glasperlen und Tücher,
letztere fast nur europäischen Ursprungs, Ananas so-
wie Apfelsinen und Citronen wurden in großer Menge
unter Feilschen der einzelnen handelnden Gruppen
lebhaft feilgeboten.
Nach kurzer Rast marschirte ich weiter durch
Baum= und Grassavannen, in denen die Bäume ver-
einzelt herumstanden, wie Seisenbäume, Baobabs,
Mimosen und Kanubäume. Die vielen Sträucher
gewährten leider keinen weiteren Ausblick. Am Abend
gelangte ich in dem berüchtigten Tove an, dessen
Häuptling sich bei der Bevölkerung keines guten
Rufes erfreut. Wegen der zerfallenen Hütten und
der engeren unsauberen Straßen, in denen sich die
Schweine sehr ungenirt bewegten, machte Tove in