Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Nachrichten aus den deulschen Schukgebieten. 
Deulsch · Pstafrika. 
Vom Rompagnieführer Ramsayh sind aus Udjidiji 
folgende Berichte über seine Ankunft am Tanganyika 
und seine Bereisung des Nordostufers des Tanganyika 
eingegangen: 
Udjidji, den 1. August 1896. 
Wie ich schon früher meldete, bin ich mit der 
Udüdjiexpedition nach 3½ monatlichem Marsch am 
8. Mai hier eingetroffen. 
Der sehr alte, leider blinde Wali Msabah ben 
Yem, ein uns unbedingt ergebener, seit etwa 
30 Jahren hier wohnender Araber, der die hiesigen 
Verhältnisse und Land und Leute um den Tan- 
ganyika herum besser kennt als irgend ein Anderer 
und zu dem die Eingeborenen großes Zutrauen 
haben, hatte zwei geräumige ganz gut erhaltene 
Temben, die dem bisherigen Wali von Kambambarre 
(Manyema) gehören, bereit gehalten, so daß die 
Europäer der Expedition gleich Unterkunft fanden. 
Auch die Soldaten konnten leidlich untergebracht 
werden. Beide Temben, die nach arabischer Manier 
innen fast ganz dunkel sind, sind inzwischen um- 
gebaut und durch Einsetzen von mehreren Fenstern 
und Thüren zu leidlichen Wohnungen und Magazinen 
hergerichtet worden. 
Der in Angriff genommene Neubau einer ordent- 
lichen massiven Station schreitet gut vorwärts, da 
ich hier eine Anzahl brauchbarer Maurer und 
Zimmerleute engagiren konnte und ganz in der 
Nähe der Station ein Sandsteinlager gefunden habe, 
das hier Niemandem bekannt war und das uns jetzt 
dic schönsten Bausteine liefert. 
Kalksteine habe ich in der nächsten Umgebung 
noch nicht finden können; aus den in großer Menge 
am Strande liegenden Muscheln wird etwas Kalk 
gebrannt, der zum Verputzen benutzt wird. Sehr 
störend ist der gänzliche Mangel von guten Bau- 
hölzern in der Nähe der Stadt; dieselben müssen 
sehr weit mit Dhaus geholt werden. 
Die unter dem Namen „Udjidji“ bekannte Stadt 
mit ihrer 30= bis 40 jährigen arabischen Kultur und 
der riesige Tanganyika mit seiner Meeresbrandung 
machen einen großartigen Eindruck, der reichlich ent- 
schädigt für die vielen Mühen und Strapazen der 
langen Reise. Das fortwährende Bransen und 
Rauschen des Sees und die vielen Fruchtbäume, die 
von den Arabern hierher verpflanzt sind (Mango, 
Citronen, Baummelonen, Dattelpalmen, Granatapfel, 
Topetope ꝛc.), können es einen vergessen lassen, daß 
man sich im Herzen von Afrika befindet. Die 
Kokosnußpalme wird hier durch zahlreiche Oelpalmen 
vertreten; hier am Ort giebt es zwei Kokosnuß- 
palmen, die recht gut gedeihen. — Eine Stadt 
„Ujidii“ giebt es eigentlich nicht, die so bezeichnele 
Stadt besteht aus den zusammenhängenden Orten: 
Kassimbo, welches auf dem der eigentlichen Stadt 
östlich vorgelagerten Höhenzuge liegt und der ge- 
sundeste Theil zu sein scheint, Bogogwa, Kawele, 
Ungoi, wo sich der Markt befindet, Rugunga, Utarec, 
Kascho und Urega. In diesen zerstreut liegen die 
sogenannten „Campi“ der Araber und Küstenleute: 
der Wali wohnt in dem höher gelegenen Kassimbo, 
in dem auch die Station gebaut wird. Die ganze 
Stadt hat eine kolossale Ausdehnung und mindestens 
so viel Einwohner wie Tabora; wenn Letzeres zu- 
nächst bevölkerter erscheint, so liegt es daran, daß 
dort fast immer sehr viele Träger versammelt sind 
und die Stadt belebt machen. Die nächste Um- 
gebung von Udjidji ist wie diese ganze Landschaft 
außerordentlich stark bevölkert. 
Durch das Fallen des Tanganyika ist zwischen 
der Stadt und dem See eine mehrere Hundert Meter 
breite Sandebene (buga) entstanden, die der Station 
als Exerzirplatz dient; das spärliche Gras derselben 
dient fast dem gesammten Viehbestande von Udjidji 
als Weide. Der See fällt seit zwei Jahren nicht 
mehr, einige ganz besonders scharf sehende Leute 
wollen sogar eine kleine Steigung bemerkt haben. 
Die durch die Zeitungen gehende Notiz, daß 
Udjidji den Eindruck einer großen Ruinc macht, ist 
durchaus unzutreffend; es giebt hier nicht mehr und 
nicht weniger Nuiuen als in jeder anderen großen 
Stadt Afrikas. Die sehr große Tembe des Mohammed 
ben Chalfan-Rumaliza ist infolge der Faulheit seiner 
hiesigen Vertreter allerdings ctwas in Verfall ge- 
rathen; trotzdem wohnt jetzt fast die halbe Kom- 
pagnie in ihr und sie ist mit geringer Mühe wieder 
in guten Stand zu setzen. Die große Dhau Ruma- 
lizas, in der 400 bis 500 Menschen Platz hatten, 
ist von der Brandung in Trümmer geschlagen 
worden, weil sich keiner von seinen Leuten darum 
bekümmert hat. 
Welche Macht und welchen kolossalen Einfluß 
dieser Rumaliza hier gehabt hat, davon machen sich 
gewiß diejenigen, die den schmächtig und eigentlich 
schwächlich aussehenden Araber mit den kleinen 
schönen Händen und Füßen an der Küste kennen 
lernen, keinen Begriff. Trotzdem er seinen Namen 
in weiten Gebieten zu einem gefürchteten gemacht 
und großes Unheil angerichtet hat, ist er im Allge- 
meinen hier doch sehr beliebt. Ihm würden, falls 
er hierher zurückkommen sollte, alle seine alten Leute, 
das sind Tausende, wieder zuströmen. Recht beur- 
theilen können nur diejenigen die Macht dieser 
Araber, die Tippu Tip und ähnliche Leute in ihrer 
Glanzperiode im Innern kennen gelernt haben. 
Die Bevölkerung der Stadt besteht, abgesehen 
von den eingeborenen Wadjidji, aus Angehörigen 
aller afrikanischen Stämme. Es ist eine ziemlich 
 
	        
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