Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

und geschickter gewesen als in Indien. Die began- 
genenen Fehler haben ihren Grund mehr in ver- 
fehlten, aber in jenen Zeiten allgemein als gültig 
erachteten Theorien und in der Aussendung ungeeig- 
neter Beamter gehabt; und doch ist auch diese Kolonie 
für Portugal infolge der allgemein gewordenen Miß- 
stimmung der brasilianischen Bevölkerung gegen das 
portugiesische Beamtemwesen bei Gelegenheit der Napo- 1 
leonischen Eingriffe gegenüber dem Mutterlande in 
kürzester Frist verloren gegangen. Die portugiesischen 
Besitzungen in Afrika sind im Wesentlichen die ein- 
zigen, welche dem Mutterland erhalten geblieben 
sind, obwohl hier die Portugiesen während der ersten 
Jahrhunderte ihrer Herrschaft keine wirkliche Kolo- 
nisationsthätigkeit entwickelt haben. Die hier vor- 
liegenden Schilderungen der portugiesischen Besitzungen 
in Afrika haben ein ganz besonderes Interesse für 
den Leser, da es über sie bisher an jeder auch nur 
einigermaßen zuverlässigen Darstellung fehlte und das 
Material sehr schwer zu beschaffen war. 
In dem zweiten Theil des Bandes wird die 
Kolonialpolitik Spaniens von dem Auftreten des 
Kolumbus an geschildert und die Entstehung und 
Entwickelung jeder einzelnen Besitzung Spaniens 
innerhalb bestimmter Zeitabschnitte vorgeführt. Den 
Indianerschutzgesetzen und ihrem großen Einfluß auf 
die Geschichte der Kolonien sowie der vielfach schwan- 
kenden Haltung der spanischen Regierung in dieser 
wichtigen Frage wird mit Recht ein großer Abschnitt 
gewidmet. Der maßgebende Einfluß, welchen die 
äußere Politik Spaniens und besonders seine Be- 
ziehungen zu England auf das Geschick seiner 
Kolonien geübt haben, ist nicht minder sorgsam nach- 
gewiesen. Ein weiterer Theil behandelt dann das sich 
lang ausdehnende Drama des allmählichen Verlustes 
der gesammten amerikanischen Kolonien mit Ausnahme 
von Kuba und Puertorico. Das Schlußkapitel über 
die spanischen Kolonien im 19. Jahrhundert gewinnt 
einen besonderen Reiz im Hinblick auf die aufstän- 
dischen Bewegungen, von denen dieselben augenblicklich 
ergriffen sind. Welch ein Gegensatz zwischen dem 
jetzt vor dem Abgrund des finanziellen Ruins stehen- 
den Kuba und jener blühenden Lage der Insel in 
den zwanziger und dreißiger Jahren, welche Verfasser 
so wirkungsvoll schildert! Gerade dieses Kapitel 
zeigt, wie nützlich, lehrreich und nöthig es ist, aus 
der Geschichte der Fehler, welche fremde Nationen 
in der Verwaltung ihrer Kolonien begangen haben, 
zu lernen, um schwerwiegende Mißgriffe und ihre 
Folgen unsererseits zu vermeiden. 
v. Danckelman. 
F. J. v. Bülow: Drei Jahre im Lande Heu- 
drik Witboois. Schilderungen von Land und 
Leuten. 2. Aufl. Berlin 1897. E. S. Mittler 
& Sohn. 
Daß das an dieser Stelle beim ersten Erscheinen 
eingehend gewürdigte, vortreffliche Buch v. Bülows 
788 
  
beim Publikum solchen Anklang gefunden hat, daß 
es schon nach Jahresfrist in zweiter Auflage erscheinen 
konnte, wird jeden Kolonialfreund mit Genugthuung 
erfüllen. Es wird durch diese Thatsache erwiesen, 
sowohl daß Südwestafrika doch immer weitere Kreise 
des deutschen Volkes interessirt, als auch daß treue 
naturwahre Schilderungen allmählich mehr Anklang 
finden als die von Abenteuern und Jayderfolgen 
wimmelnden üblichen afrikanischen Reisebücher. 
Nangliste der Kaiserlich deutschen Marine 
für das Jahr 1897 (abgeschlossen am 30. No- 
vember 1896). Auf Befehl Seiner Majestät des 
Kalsers und Königs, redigirt im Marine-Kabinet. 
Berlin. E. S. Mittler und Sohn. Geheftet 
Mk. 2,50, gebunden Mk. 3,20. 
  
W. Duisberg: Allerlei Bilder aus meinem Leben 
auf lose Blätter gezeichnet. Basel. Missions- 
buchhandlung. 
Der bekannte und geschätzte Missionar schildert 
in diesem Buche einen Theil der Erfahrungen seines 
Lebens, von dem er mehr als 30 Jahre der Ver- 
breitung des Christenthums in Afrika gewidmet hat. 
Der reiche Inhalt kann hier nicht weiter angedeutet 
werden. Niemand, der kolonialen Dingen Aufmerk- 
somkeit schenkt, wird die Schrift aber unbefriedigt 
aus der Hand legen. 
Friedrich Sarre: Reise in Kleinasien. Sommer 
1895. Forschungen zur Seldjukischen Kunst und 
Geographie des Landes. Berlin 1896. Dietrich 
Reimer (E. Vohsen). 
Dieses ausgezeichnete Werk ist das Ergebniß 
einer Reise, die der Verfasser in Begleitung des 
Dr. med. Osborne im Vilajet Konia ausgeführt 
hat. Die Hälfte des starken Bandes enthält vor- 
treffliche, nach Photographien gezeichnete Abbildungen 
von Land, Leuten und Kunstwerken, um dem Leser 
das Verständniß der Forschungen des Verfassers 
über die frühtürkische Architektur zu erleichtern. 
Auch wer diesen Studien weniger Interesse zu- 
wendet, wird durch das Lesen des. Werkes gefesselt 
werden. Schildert es doch sehr lebendig Leben und 
Treiben in sehr wenig bekannten Theilen Kleinasiens, 
welches durch die deutschen Bahnbauten jetzt öfters 
als je zuvor bei uns genannt wird. 
Oswald Kunhardt: Wanderjahre eines jungen 
Hamburger Kaufmanns. Eine Reise um die Erde 
in 1000 Tagen. Mit Abbildungen und Ueber- 
sichtskarten. Berlin 1897. Dietrich Reimer 
(E. Vohsen). 
Der Verfasser schildert zu Nutz und Frommen 
der dentschen Kaufleute, aber auch zum Vergnügen 
aller Gebildeten in dem vorliegenden stattlichen 
Bande seine Reisen, die er zu geschäftlichen Zwecken 
Ende Oktober 1893 angetreten hat. Er ist dabel 
nach Paraguay, Panama, Mexiko, Kalifornien, den 
Südsee-Inseln, Australien, Südafrika gelangt und
	        
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