und geschickter gewesen als in Indien. Die began-
genenen Fehler haben ihren Grund mehr in ver-
fehlten, aber in jenen Zeiten allgemein als gültig
erachteten Theorien und in der Aussendung ungeeig-
neter Beamter gehabt; und doch ist auch diese Kolonie
für Portugal infolge der allgemein gewordenen Miß-
stimmung der brasilianischen Bevölkerung gegen das
portugiesische Beamtemwesen bei Gelegenheit der Napo- 1
leonischen Eingriffe gegenüber dem Mutterlande in
kürzester Frist verloren gegangen. Die portugiesischen
Besitzungen in Afrika sind im Wesentlichen die ein-
zigen, welche dem Mutterland erhalten geblieben
sind, obwohl hier die Portugiesen während der ersten
Jahrhunderte ihrer Herrschaft keine wirkliche Kolo-
nisationsthätigkeit entwickelt haben. Die hier vor-
liegenden Schilderungen der portugiesischen Besitzungen
in Afrika haben ein ganz besonderes Interesse für
den Leser, da es über sie bisher an jeder auch nur
einigermaßen zuverlässigen Darstellung fehlte und das
Material sehr schwer zu beschaffen war.
In dem zweiten Theil des Bandes wird die
Kolonialpolitik Spaniens von dem Auftreten des
Kolumbus an geschildert und die Entstehung und
Entwickelung jeder einzelnen Besitzung Spaniens
innerhalb bestimmter Zeitabschnitte vorgeführt. Den
Indianerschutzgesetzen und ihrem großen Einfluß auf
die Geschichte der Kolonien sowie der vielfach schwan-
kenden Haltung der spanischen Regierung in dieser
wichtigen Frage wird mit Recht ein großer Abschnitt
gewidmet. Der maßgebende Einfluß, welchen die
äußere Politik Spaniens und besonders seine Be-
ziehungen zu England auf das Geschick seiner
Kolonien geübt haben, ist nicht minder sorgsam nach-
gewiesen. Ein weiterer Theil behandelt dann das sich
lang ausdehnende Drama des allmählichen Verlustes
der gesammten amerikanischen Kolonien mit Ausnahme
von Kuba und Puertorico. Das Schlußkapitel über
die spanischen Kolonien im 19. Jahrhundert gewinnt
einen besonderen Reiz im Hinblick auf die aufstän-
dischen Bewegungen, von denen dieselben augenblicklich
ergriffen sind. Welch ein Gegensatz zwischen dem
jetzt vor dem Abgrund des finanziellen Ruins stehen-
den Kuba und jener blühenden Lage der Insel in
den zwanziger und dreißiger Jahren, welche Verfasser
so wirkungsvoll schildert! Gerade dieses Kapitel
zeigt, wie nützlich, lehrreich und nöthig es ist, aus
der Geschichte der Fehler, welche fremde Nationen
in der Verwaltung ihrer Kolonien begangen haben,
zu lernen, um schwerwiegende Mißgriffe und ihre
Folgen unsererseits zu vermeiden.
v. Danckelman.
F. J. v. Bülow: Drei Jahre im Lande Heu-
drik Witboois. Schilderungen von Land und
Leuten. 2. Aufl. Berlin 1897. E. S. Mittler
& Sohn.
Daß das an dieser Stelle beim ersten Erscheinen
eingehend gewürdigte, vortreffliche Buch v. Bülows
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beim Publikum solchen Anklang gefunden hat, daß
es schon nach Jahresfrist in zweiter Auflage erscheinen
konnte, wird jeden Kolonialfreund mit Genugthuung
erfüllen. Es wird durch diese Thatsache erwiesen,
sowohl daß Südwestafrika doch immer weitere Kreise
des deutschen Volkes interessirt, als auch daß treue
naturwahre Schilderungen allmählich mehr Anklang
finden als die von Abenteuern und Jayderfolgen
wimmelnden üblichen afrikanischen Reisebücher.
Nangliste der Kaiserlich deutschen Marine
für das Jahr 1897 (abgeschlossen am 30. No-
vember 1896). Auf Befehl Seiner Majestät des
Kalsers und Königs, redigirt im Marine-Kabinet.
Berlin. E. S. Mittler und Sohn. Geheftet
Mk. 2,50, gebunden Mk. 3,20.
W. Duisberg: Allerlei Bilder aus meinem Leben
auf lose Blätter gezeichnet. Basel. Missions-
buchhandlung.
Der bekannte und geschätzte Missionar schildert
in diesem Buche einen Theil der Erfahrungen seines
Lebens, von dem er mehr als 30 Jahre der Ver-
breitung des Christenthums in Afrika gewidmet hat.
Der reiche Inhalt kann hier nicht weiter angedeutet
werden. Niemand, der kolonialen Dingen Aufmerk-
somkeit schenkt, wird die Schrift aber unbefriedigt
aus der Hand legen.
Friedrich Sarre: Reise in Kleinasien. Sommer
1895. Forschungen zur Seldjukischen Kunst und
Geographie des Landes. Berlin 1896. Dietrich
Reimer (E. Vohsen).
Dieses ausgezeichnete Werk ist das Ergebniß
einer Reise, die der Verfasser in Begleitung des
Dr. med. Osborne im Vilajet Konia ausgeführt
hat. Die Hälfte des starken Bandes enthält vor-
treffliche, nach Photographien gezeichnete Abbildungen
von Land, Leuten und Kunstwerken, um dem Leser
das Verständniß der Forschungen des Verfassers
über die frühtürkische Architektur zu erleichtern.
Auch wer diesen Studien weniger Interesse zu-
wendet, wird durch das Lesen des. Werkes gefesselt
werden. Schildert es doch sehr lebendig Leben und
Treiben in sehr wenig bekannten Theilen Kleinasiens,
welches durch die deutschen Bahnbauten jetzt öfters
als je zuvor bei uns genannt wird.
Oswald Kunhardt: Wanderjahre eines jungen
Hamburger Kaufmanns. Eine Reise um die Erde
in 1000 Tagen. Mit Abbildungen und Ueber-
sichtskarten. Berlin 1897. Dietrich Reimer
(E. Vohsen).
Der Verfasser schildert zu Nutz und Frommen
der dentschen Kaufleute, aber auch zum Vergnügen
aller Gebildeten in dem vorliegenden stattlichen
Bande seine Reisen, die er zu geschäftlichen Zwecken
Ende Oktober 1893 angetreten hat. Er ist dabel
nach Paraguay, Panama, Mexiko, Kalifornien, den
Südsee-Inseln, Australien, Südafrika gelangt und