Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

aufmerksam, daß diese Bezeichnung von Bulwa un- 
richtig ist, sie lautet richtig: Pflanzung der Usam- 
bara-Kaffeebau-Gesellschaft in Berlin. 
  
Ramrrun. 
Bericht des Raiserlichen Gouverneurs über seine 
Inspektionsreise nach Vaunde. 
Den Berichten des Gouverneurs v. Puttkamer 
über die Anfang d. Is. von ihm unternommene 
Inspektionsreise nach Baunde entnehmen wir Fol- 
gendes: 
Am 31. Dezember v. Is. morgens 6 ½ Uhr fand 
der Abmarsch von Kribi statt. 
Bestand der Expedition außer mir: Premier- 
lieutenant v. Carnap-Quernheimb, Büchsenmacher 
Zimmermann als Unteroffizier bei dem Ablösungs- 
kommando der Kaiserlichen Schutztruppe, Bautechniker 
Hinnrichs als Stationsassistent für Yaunde; die 
farbigen Feldwebel Zampa und Andu und 60 Mann 
der Kaiserlichen Schutztruppe (40 Mann zur Ab- 
lösung eines Theils der Yaundegarnison bestimmt), 
etwa 170 Träger; 1 Pferd. 
Endlich begleiteten die Expedition noch vier 
Haussahändler, welche von dem Stationschef Domi- 
nik veranlaßt waren, nach Yaunde und von dort 
zur Küste zu kommen, in Kribi und Batanga ihre 
Waaren, besonders Elfenbein, gegen europäische Er- 
zeugnisse umgesetzt hatten und nun unter dem Schutze 
der Expedition nach Adamaua zurückkehrten, um 
ihren Landsleuten erzählen zu können, daß es aus 
Südadamaua einen kürzeren und ebenso sicheren Weg 
zu den europäischen Faktoreien und der Küste giebt 
als die bisher ausschließlich begangene Straße Tibati 
—Banyo—Vola. Wenn das Beispiel dieser Haussa- 
händler Nachahmung findet, so kann für Kribi ein 
erheblicher Ausschwung des Handels erwartet werden. 
Der seit den Zeiten Kunds und Tappenbecks 
als fast undurchdringlich geltende unbewohnte Urwald- 
gürtel östlich von Kribi ist jetzt durch einen vorzüg- 
lichen Weg, dem auch die so nothwendigen, primi- 
tiven Baumstammbrücken nicht fehlen, gangbar gemacht 
und kann durchweg als Reitweg bezeichnet werden, 
womit nicht gesagt sein soll, daß der Reiter nicht 
an vereinzelten Stellen absteigen und sein Thier 
führen muß. Wir marschirten täglich ungefähr sechs 
Stunden, biwakirten drei Nächte im Urwald und 
erreichten am Sonntag den 3. Januar morgens 
7½ Uhr den freundlich am rechten Ufer des ziemlich 
schnell fließenden Lokunjeflusses gelegenen Ort Bipindi. 
Hier besuchte ich den früheren langjährigen Stations- 
leiter von Yaunde, Herrn Zenker, der jetzt in 
Bipindi ein eigenes Anwesen hat und für mehrere 
heimische wissenschaftliche Gesellschaften interessante 
Sammlungen anlegt. Sein ganz und gar mit ein- 
geborenen Mitteln hergestelltes geräumiges Wohnhaus 
ist ein vollkommenes Museum, voll von ethnographi- 
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schen Merkwürdigkeiten, Photographien, Oel= und 
Aquarellskizzen, Herbarien, Thierfellen und Schädeln, 
Wassen, Fetischen, Vogelbälgen und dergleichen. Auch 
hat Herr Zenker mit Anlage einer Kaffeeplantage 
begonnen, um die Kosten seiner Station zu ver- 
ringern. 
Noch an demselben Vormittag wurde der 100 m 
breite Lokunje in dem von der Regierung hier statio- 
nirten eisernen Fährboot überschritten und eine Stunde 
später in dem am Fluß der prächtig bewaldeten 
Bipindiberge malerisch gelegenen Bakokodorf des alten 
Heäuptlings Bijoko Quartier genommen. Am nächsten 
Morgen betraten wir das Gebiet des bisherigen 
unruhigen und von den Karawanen gefürchteten 
Agumbastammes und erreichten nach vierstündigem 
Marsch das Dorf des berüchtigten Häuptlings Tunga, 
der noch vor einigen Jahren durch seine Leute den 
bekannten Ueberfall im Urwalde auf die Morgen- 
sche Expedition ausführen ließ. Er hat sich seither 
stets feindlich zur Regierung und allen Kulturbestre- 
bungen gestellt und durchziehende Händler dergestalt 
belästigt, daß diese gewöhnlich einen Umweg machten, 
um Tungas Dorf nicht zu passiren. Vor einiger Zeit 
gelang es Hauptmann v. Kampt, sich seiner Person 
zu bemächtigen und ihn nach Kamerun zu bringen. 
Er durfte zwei seiner Weiber und drei Begleiter 
mitnehmen und wurde mehr als politischer Gefangener 
behandelt. Trotzdem stand er unter dem Eindruck, 
daß ein Todesurtheil gegen ihn verhängt werden 
würde. Nachdem er Kamerun mit seinen Anlagen, 
Faktoreien, Truppe und Kriegsschiffe gesehen, zeigte 
er eine merkliche Sinnesänderung und erklärte wieder- 
holt, er habe sich nun von der Macht der Regierung 
durchaus überzeugt und werde, falls ihm das Leben 
geschenkt würde, ein loyaler Unterthan sein. Da er 
anscheinend aufrichtig war, beschloß ich, den Versuch 
zu machen, und eröffnete ihm, er solle gegen das 
feierliche Versprechen künftigen Wohlverhaltens und 
nach Gangbarmachung der entsetzlichen Wege in dem 
gebirgigen Ngumbalande durch sein Volk frei in seine 
Heimath zurückkehren. Dies war durch eine Bot- 
schaft den Ngumbaleuten bekannt gegeben und kurz 
vor meinem Abmarsch hatte eine von Yaunde nach 
Kribi entsandte Patrouille gemeldet, die Wege im 
Ngumbalande seien in Ordnung. Ich fand dies in 
vollem Maße bestätigt. Der ganze Weg durch die 
Ngumbaberge war zu einem sehr bequemen Reitweg 
umgewandelt, die reißenden Gebirgswasserläufe über- 
brückt, nur einzelne steile Berge und Felspartien 
bieten noch Schwierigkeiten für Lastthiere, ohne 
wirkliche Hindernisse zu sein. 
Bei meinem Anmarsch kam mir Tunga mit 
Weibern und Begleitern entgegen und begrüßte mich 
aufs Herzlichste. Soldaten und Träger wurden in 
dem geräumigen Dorf einquartiert, ich selbst nahm 
mit Herrn v. Carnap in dem Anwesen eines Ga- 
bunesen Hilarion Wohnung, welcher dort für die 
Firma Woermann Handel treibt. Bald erschien 
Tunga mit den Dorfältesten und brachte mir das
	        
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