Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

außer zwei frischen Thieren die vier Thiere vom 
ersten Versuche, welche die jungen Zecken erhalten 
hatten, ebenfalls 20 cem Blut subkutan eingespritzt 
erhielten. 
Die beiden frischen Thiere und die beiden im 
ersten Versuche gesund gebliebenen Rinder erkrankten 
danach an Texasfieber in der vorher geschilderten 
Beise und hatten Pyrosomen im Blute. Die beiden 
Rinder dagegen, welche durch Zecken infizirt gewesen 
woren und die Krankheit in einer sehr leichten Weise 
dorher überstanden hatten, blieben diesmal vollkommen 
gesund, sie zeigten weder Temperatursteigerung, noch 
lonnten in ihrem Blute bei vielfach wiederholten 
Untersuchungen die Parasiten aufgefunden werden. 
Sie waren also durch das einmalige Ueberstehen der 
Krankheit in leichtester Form vollkommen immun 
gegen die Wirkung einer Injektion von 20 cem Texas- 
fieberblut geworden. 
Die bisherigen Versuche berechtigen zu folgenden 
Schlüssen: 
1. Es ist der ganz einwandfreie Beweis gelungen, 
daß junge Zecken, welche mit kranken Thieren über- 
haupt nicht in Berührung gekommen sind, das Texas- 
fieber erzeugen können. Dieselben müssen jedoch von 
Zecken abstammen, welche auf kranken Thieren ge- 
sessen haben. 
2. Das Ueberstehen des Texasfiebers in der 
leictesten Form verleiht vollkommene Immnnität 
gegen eine Infektion mit erheblichen Mengen von 
Texasfieberblut. 
Es würde zu weit führen, wenn ich hier die 
große Tragweite, welche die Resultate für die Wissen- 
schaft und hoffentlich auch für die Praxis besitzen, 
erörtern wollte. 
Da es auch in der dritten Generation nicht ge- 
lungen war, die schwere und schnell tödliche Form 
des Texasfiebers, wie ich sie an der Küste so oft zu 
sehen Gelegenheit gehabt hatte, zu erzielen, so brach 
ich die Versuche im Usambaragebirge ab und gedenke 
diselben an der Küste, soweit meine Zeit dazu noch 
ausreicht, fortzusetzen. 
Zmächst sollen die in Kwai immunisirten Thiere 
noch daraufhin geprüft werden, ob sie auch gegen 
die natürliche Insektion im verseuchten Gebiet immun 
sind, und wie sich dieselben gegen Einspritzung von 
Blut verhalten, welches die Jugendformen des Texas- 
feeberparasiten enthält. Zu diesem Zwecke sind die 
sechs kröftigsten Versuchsthiere von Kwai nach Dar- 
Es-Saläm geschafft und zugleich mit einigen aus Pugu 
bezogenen frischen, das heißt nicht immunen Rindern 
auf die verseuchten Weiden geschickt. 
— — 
Die Expedition nach dem Usambaragebirge ging 
auf dem Hinwege über Tanga und zurück über Pan- 
gan. Es bot sich mir hierbei vielfach Gelegenheit, 
weiteres Material über die Ausbreitung des Texas= 
fiebers an der Küste im nördlichen Gebiete der 
Kolonie zu sammeln. 
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Ueberall, wo ich in den Küstenorten und in der 
Nähe der Küste Erkundigungen einzog, wurde mir 
bestätigt, daß frisch aus dem Innern bezogenes Vieh 
sehr bald vom Texasfieber ergriffen wird und große 
Verluste erleidet. Aber schon wenige Tagereisen nach 
dem Innern zu, so namentlich in den Inseldörfern 
des Panganiflusses, trifft man ganz gesunde Vieh- 
herden, welche vollkommen frei von Zecken sind. 
Geheimer Medizinalrath Dr. Koch nimmt an, daß 
Stabsarzt Zupitza, der sich seit Ende Oktober am 
Victoria-Nyanza aufhielt, sich bereits auf dem Rück- 
marsche befindet und gegen Mitte März die Küste 
erreichen wird. Unter dieser Voraussicht hofft er, 
die ihm gestellte Aufgabe bis April erledigen zu 
können, und gedenkt, sofern er keine anderen Weisungen 
erhält, dann von Afrika abzureisen und im Mai 
wieder in Berlin zu sein. 
  
Ueber die Ausdehnung des Rukwa-s#es. 
Die bisher noch offene Frage über die Ausdeh- 
nung des Rukwa-Sees ist nunmehr durch die Reese 
des Engländers Wallace in erfolgreicher Weise ge- 
löst worden. Mr. Wallace hat das Resultat seiner 
Forschungsexpedition in einem ausführlichen Schreiben 
der Station Udjidji mitgetheilt, aus welchem wir 
das Folgende entnehmen: 
Ich habe meine Reise um den Rukwa beendet 
und bin seit dem 14. September hierher zurück. 
Ich war nicht so lange unterwegs als beabsichtigt, 
da der See nicht so groß war, wie er auf den Karten 
aussieht. Ich ging den Saisifluß abwärts bis dahin, 
wo er in den See stürzt, und von dort um das 
Südende, dann aufwärts an der Nordostseite; kreuzte 
dann die Ebene nach der Südwestseite in der Breite 
von 7° 40/ südlich und dann wieder abwärts auf 
dieser Seite bis zurück zum Saisifluß. Dann kam 
ich nach Kapufi, hierauf den Kalamafluß abwärts 
nach Abercorn am Chitoberg zurück. 
Ich fand das offene Wasser nur in einer Aus- 
dehnung von 25 geographischen Meilen von Nord- 
westen nach Südosten, mit einer größten Breite von 
12 geographischen Meilen. Er liegt in der Südost- 
ecke einer weiten Ebene, die zwischen 20 und 30 geo- 
graphischen Meilen in der Breite schwankt. In 
nordwestlicher Richtung gehend, folgt auf das offene 
Wasser ein schmaler, nicht tieser Sumpf, der an dem 
Nordostrande der Ebene liegt in einer Ausdehnung 
von 30 Meilen und an den sich eine zur Zeit trockene, 
etwa 20 Meilen lange, kahle schlammige Ebene an- 
schließt. An deren Ende ging ich quer hinüber nach 
Fipa. An dem Südende fließen die Flüsse Saisi 
und Songwe, etwa von gleicher Größe, in das offene 
Wasser; entlang dem Nordostrande sind wenige Fluß- 
betten, alle zur Zeit trocken. Da, wo ich den See 
durchquerte, sah ich kein Zeichen von den Flüssen 
Kafna und Lunga, so daß sie also austrocknen müssen,
	        
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