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nissen und in meinem Auftrag, die Verbindung mög-
lichst auf friedlichem Wege herzustellen. Ein direkter
Weg Maunde — Dandungu nach Südosten ist mit
solchen Schwierigkeiten verknüpft, daß ihre Ueber-
windung größere Vorbereitungen bedürfen wird. An
das Mwellegebiet schließt sich nach meinen Erkundi-
gungen nach Osten ein ausgedehnter Urwald, der das
Reservoir für den schwunghaften Elfenbeinhandel
bildet, den die belgischen und holländischen Faktoreien
am Sanga betreiben und in dem jagende Haussa
und Fulla eifrig der Elefantenjagd nachgehen.
Die Haussa-Handelskarawanen kommen von Norden
über Yola und Ibi nach Tibati— Yoko —Wutschaba
—MWenke, und von Osten aus CarnotGaza— Bertua,
Delele, Wutschaba—Wenke, oder aus Bania und
Bajanga—Bertua—Wutschaba.
Nach 82 Tagen angestrengtester Zeit traf die
Expedition am 25. November in Carnot am Mam-
bere ein, die Leute durch die Kälte abgemagert und
durch den Busch abgerissen. Nur die außerordentlich
freundliche Aufnahme, welche der französische Admi-
nistrator G. A. Blom in Carnot der Expedition
zu Theil werden ließ, bewirkte es, daß die Expedition
nach einer vierwöchentlichen Ruhe wieder leistungs-
sähig war. Ich sandte die Unteroffiziere Staadt
und Zampa mit dem größten Theil der Leute von
Carnot über Wutschaba—Wenke nach Yaunde zurück,
wo sie ohne Zwischenfall eingetroffen sind. Herr
Blom gab von seiner Truppe einen Sergeanten und
20 Mann zur sicheren Begleitung der Expedition bis
zur Grenze (Bertua) mit. Sowohl auf französischem
wie später auf belgischem Gebiete bin ich mit größtem
Takt und kameradschaftlicher Liebenswürdigkeit von
allen Seiten aufgenommen worden und habe ich
Gelegenheit gefunden, mich bei den Herren Gouver=
neuren des Congo belge und Congo frangais vor-
zustellen und zu bedanken.
Am 22. Dezember in Simu am Sanga, der
Kameruner Südostecke, eingetroffen, habe ich den
Häuptling Malengo über seine Stellung zum Kaiser-
lichen Gouvernement aufgeklärt, ihm auf sein Gesuch
hin einen Schutzbrief ausgestellt sowie eine Abschrift
dieses dem französischen Agenten übergeben. In
Gegenwart zweier weißer, der Landessprache mächtigen
Zeugen hat der Häuptling Weisung erhalten, fremden
Unternehmungen keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten,“
ihnen vielmehr Hülfe und Nahrung gegen landes-
übliche Zahlung zu gewähren, was er auch zusagte.
Ich habe ihm auch mitgetheilt, daß Landesverkäufe
ohne Bestätigung des Kaiserlichen Gouvernements
ungültig find; im Uebrigen sollte er seine Leute zum
Plantagenbau heranziehen, damit den geradezu jämmer-
lichen Verpflegungsverhältnissen möglichst vorgebeugt
wird. Ich schalte hier ein, daß seitens meiner Expedition
auf französischem Gebiet ohne ausdrückliche Geneh-
migung des Administrators weder zum Zweck des
Sammelns, noch aus einem anderen Grunde ein
Schuß abgegeben worden ist, auch habe ich beim
Generalgouverneur des Kongostaates die Genehmigung
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nachgesucht, das Gebiet mit sechs bewaffneten Sol-
daten passiren zu dürfen.
Daß von hiesigen Faktoreien Tauschartikel bis
ins Yaundegebiet kommen, scheint mir daraus her-
vorzugehen, daß ich hier wie dort dieselben Waaren-
etiketten gefunden habe, und nicht dringend genug ist
den deutschen Firmen zu rathen, sich für den Hinter-
landhandel mit guten Stoffen zu versehen, wie sie
hier gewünscht werden.
Schnaps wird nicht verkauft, hingegen Gewehre
und Pulver in ungeheueren Quantitäten, und trotzdem
klagen die Faktoreien über Waarenmangel, ein Be-
weis, welche Massen Elfenbein ausgeführt werden.
In Richtung Ost und Nordost ist „Wute“, Süd
und Südost „Bonga“ die Handelssprache. Die
Firmen beschäftigen Accraleute als Handwerker, Kru-
boys als Arbeiter.
Ueber Uesso, am Zusammenfluß des Ngoko und
Sanga, begab ich mich mittelst holländischen Dampfers
nach Ngoko, die Kanufahrt war zu Ende.
In Uesso selbst sind zwei Faktoreien und nicht
weit davon war früher ein französischer Posten. Die
Verpflegungsverhältnisse sind jämmerlich, auch strotzen
die Dörfer im ganzen Gebiet vor Schmutz.
In Ngoko verhält sich unser Interesse, wie folgt:
Die Faktoreien lagen in früheren Jahren auf dem
linken Ufer, verlegten jedoch ihre Waarenlager auf
das rechte, gezwungen durch die alle drei bis vier
Jahre wiederkehrenden ganz bedeutenden Ueber-
schwemmungen. Das Hauoptarbeitsfeld liegt augen-
scheinlich auf deutschem Gebiet, was sich durch den
zwischen dem 2. und 4. Breitengrad liegenden Urwald
erklärt. Die Agenten begeben sich zu Handelszwecken
in das deutsche Gebiet, Unterkunftsräume an dem
von Norden in den Ngoko einfließenden Mbumba
und dem von Westen kommenden Mschama befinden
sich auf unzweifelhaft deutschem Gebiet.
Die Socicté anonyme belge pour le Com-
merce du Haut Congo hat in Ngoko nur ein
größeres Waarenlager aus Bambus errichtet, wäh-
rend die holländische Faktorei Wilhelmina aus zahl-
reichen, massiven Gebäuden, eigenem Pulverhaus 2c.
bestehen, die insgesammt einen sauberen, wohlhaben-
den Eindruck machen.
Der Flecken Ngoko liegt auf einer Insel, die
Pflanzungen desselben aber auf dem linken Ufer.
Der Fluß hat einen Tag stromauf Stromschnellen
ist oberhalb dieser wiederum schiffbar. Für die an
der Kamerunküste ansässigen Kaufleute wäre der
Handel über Land nach hier zu weit, was den
Kautschuk anbetrifft und wie weit sie den Elfenbein-
handel an sich ziehen, hängt von ihnen selbst ab.
Die Preise der Waaren sind enorm, Elfenbein ist
dagegen sehr billig, 6 bis 7 Mk. pro Kilo.
Die Erzeugung von Kautschuk, den ich in zwei
Arten Bäumen und drei Sorten Lianen überall und
in Mengen angetroffen habe, dürfte einen wesentlichen
Ausschwung nehmen, sobald sich die Arbeiterverhält-
nisse mehr klären. Der Transport dieses Artikels
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