Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Rindshäute bilden einen wichtigen Ausfuhr- 
artikel, sie würden einen höheren Preis als gegen- 
wärtig erzielen, wenn auf ihre Zubereitung größere 
Sorgsamkeit verwendet würde. Ihr Preis schwankt 
zwischen 110 und 125 Franken für 100 Stück. 
Sie werden hauptsächlich nach Amerika und Groß- 
britannien, einige auch nach Frankreich und Deutsch- 
land ausgeführt. 
Schaffelle werden mit 40 bis 60 Franken für 
100 Stück verkauft. 
Den Handel mit Thierhörnern haben vor- 
nehmlich deutsche Geschäftsleute in Händen, die Hörner 
werden hauptsächlich von Tamatave, Mananjary, 
Majunga und Diego-Suarez aus versandt. Im 
Innern der Inseln stellen die Hovas aus Horn 
Gegenstände für den Haushalt her, die in Tanana- 
riva billig verkauft werden. 
Ein wichtiger Ausfuhrartikel ist serner Raphia, 
d. h. der Bast der Raphiapalme, deren Blattrippen 
die Eingeborenen zum Bau ihrer Hütten verwenden. 
Dieser Bast ist seiner Haltbarkeit wegen ein wichtiger 
Handelsartikel geworden. Er wird in erheblichen 
Mengen nach Europa ausgeführt, wo er von Gärt- 
nern und Weinbauern zum Anbinden von Pflanzen, 
Bäumen und Reben gebraucht wird. Die Raphia- 
palme ist an der Westküste von Madagaskar sehr 
häufig. Für Majunga bildet das Erzeugniß den 
hauptsächlichsten Ausfuhrart#kel, es werden monatlich 
etwa 150 Ballen von je 1 dz ausgeführt. In Ta- 
matave kauft man Raphia zu 45 bis 50 Franken 
für 1 dz, der Ausfuhrzoll beträgt 3,50 Franken 
für 1 dz. 
Kautschuk war vor fünf oder sechs Jahren ein 
noch wichtigerer Ausfuhrartikel als jetzt; um möglichst 
viel Kautschuk zu gewinnen, haben indeß die Einge- 
borenen die Pflanzen nahe am Stengel abgeschnitten, 
was zur Folge gehabt hat, daß die Pflanzen in 
einzelnen Gegenden fast verschwunden sind. An der 
Westküste, wo der Handel weniger lebhaft und die 
Bevölkerung spärlicher ist, giebt es noch Kautschuk- 
pflanzen im Ueberfluß, und die Ausfuhr nimmt zu. 
In Tamatave wurden für 1 dz Kautschuk 500, 
in Mananjary und Maroantsetra 450 und in Fort 
Dauphin und Nossi-Be 350 Franken gezahlt. Dieser 
Preis schwankt je nach Reinheit und Biegsamkeit 
des Erzeugnisses. 
—.... 
Perschiedene Milkheilungen. 
Rolonial--Wirthschaftliches Nomitee. 
Aus dem eben erschienenen Jahresbericht 1897/98 
des Kolonial = Wirthschaftlichen Komitees, Berlin, 
Unter den Linden 47, ist von Interesse: 
Die Ausfuhr aus den Kolonien (1896 Mk. 
11 019 544), die Einfuhr in die Kolonien (1896 
Mk. 18694 414) wurden gefördert durch 31 Wander- 
ausstellungen deutscher Kolonial-Erzeugnisse und in 
30 
  
— 
den Kolonien gangbarer ausländischer Exportartikel 
in allen Theilen des Reiches in Verbindung mit den 
Handelskammern, der Deutschen Kolonialgesellschaft, 
naturwissenschaftlichen, kaufmännischen und gewerb- 
lichen Vereinen. 44 Ausstellungen sind vorgemerkt. 
Ueber 1000 Firmen befassen sich heute mit dem 
Verkauf der Erzeugnisse aus den Kolonien. 
Auf die Hebung der europäischen und Eingebo- 
renen-Kulturen in den Kolonien wirkte das Komitee 
durch die chemische Prüfung in dem pharmazeutisch- 
chemischen Laboratorium der Universität Berlin und 
durch praktische Prüfungen in der Industrie von 
„Gummi arabikum aus Deutsch-Südwestafrika“. 
Resultat ungünstig, 
„Sesamsaat aus Togo“. Resultat sehr gönstig, 
„Kopra aus Togo durch Seifenfabriken“. Resul- 
tat sehr günstig, 
„Gummi arabikum aus Deutsch-Südwestafrika durch 
die Reichsdruckerei“. Resultat nicht günstig, 
„Tapioka (Stärke) aus Togo, taxirt am Hamburger 
Markt“. Resultat ungünstig; 
durch Einsendung von Sesamsaat an das Gouver- 
nement in Deutsch -Südwestafrika zu Anbau- 
versuchen; 
durch Vorstellungen bei den Gouvernements in 
Südwestafrika, Kamerun und Togo bezüglich 
Maßnahmen zur Verbesserung der Eingeborenen- 
Kulturen: Gummi arabikum bezw. Palmöl; 
durch Agitation und Auskunftsertheilung über in 
Bildung begriffene koloniale Erwerbsgesellschaften. 
Die Hülfsmittel des Komitees: Die Zeitschrift 
für tropische Landwirthschaft „Der Tropenpftanzer“ 
— das „Kolonial-Handels-Adreßbuch“ — die Schrift 
„Die Kulturen der Kolonien“ unterstützten die gemein- 
nützigen Arbeiten des Komitees auf das Wirksamste. 
Auch das Ausschreiben der Preisaufgabe zur „Hebung 
des Weinbaues und der Gartenkulturen in Deutsch- 
Südwestafrika“ war von Erfolg begleitet. Ein Land- 
wirth in Windhoek beantragt die Zuerkennung des 
Preises auf: selbstgekelterten Wein — Rosinen aus 
selbstgezogenen Weintrauben — selbstgezogene und 
hergerichtete Feigen. 
Das Komitee besteht heute aus über 1800 Mit- 
gliedern, die ihren Sitz zum Theil in den Kolonien 
selbst haben. 
Die Hauptversammlung findet am 6. Juni d. Js., 
vormittags 10 Uhr, zu Berlin, Unter den Linden 
Nr. 47 1, statt. 
  
Ueber den Maria Theresienthaler 
geht uns mit Bezug auf den Aufsatz in Nr. 6 des 
Kolonialblattes, S. 148, von sachkundiger Seite die 
folgende Mittheilung zu: 
Der Maria Theresienthaler verliert in Maskat 
an Boden zu Gunsten der indischen Rupie; in Aden 
herrscht bereits Rupienkurs. In Sansibar ist der 
Maria Theresienthaler nicht mehr im Umlauf. Zah-
	        
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