Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Aus dem am Tage vorher angeworbenen Ein- 
geborenen-Führer Tanisib (Bergkaffer) war nichts 
Genaues über den bevorstehenden Weg heraus- 
zubekommen. Trotzdem hatte ich immer noch Hoff- 
nung, bis zum Abend oder im Laufe des 22. 
Nugaswater zu erreichen. Jeder Reiter erhielt nun 
für 10 Tage Kost, — pro Tag einen Veher — die 
er auf seinem Pferde unterzubringen hatte. Um 
6½ Uhr vormittags (am 21. v. Mts.) stand die 
Abtheilung in Stärke von 2 Offizieren, 6 Unter- 
offizieren, 25 Reitern, 2 Führern, Kriegsfreiwilligen 
(Ertmann und Johr) zum Abmarsch bereit. Nach 
fast ununterbrochenem Trecken (Pferde wurden größten- 
theils geführt) erreichten wir 6 Uhr abends, nach 
Aussage Tanisibs, das Nugasrevier. Hier zu bleiben 
und nun durch Patrouillen Verbindung mit den 
anderen Kolonnen zu suchen, hielt ich für gänzlich 
zwecklos und marschirte daher am 22. morgens 
weiter, Tanisib bedeutend, er solle uns nach dem 
Grootberge bringen. Nach unsagbar mühseligem 
Marsch und schweren Klettertouren für die Pferde, 
die dabei fast alle Eisen einbüßten, kam das Detache- 
ment am Vormittage des 24. an ein stark fließendes, 
mit schönem Uferwald bestandenes Revier. Tanisib 
erklärte, dasselbe habe seinen Ursprung am Groot- 
berge, und bezeichnete in einer Entfernung von etwa 
1½ Reitstunden einen kegelförmigen Berg als den 
Sitz des Feindes. 
Ich schloß daraus, daß ich mich am Gauwater 
befinde und unter allen Umständen hier die Kolonnen 
Mueller und Estorff eintreffen müßten. Es wurde 
abgesattelt. Am Nachmittag ritt ich mit Ert- 
mann und zwei Unteroffizieren am Flußbett 
aufwärts. Nach etwa ¾ stündigem Ritt in strömen- 
dem Regen erblickten wir plötzlich in einer Ent- 
sernung von etwa 60 Schritt 20 bis 30 Hotten- 
totten, die bei unserem Anblick ein großes Geschrei 
erhoben und alsbald in den Klippen verschwunden 
waren. Eine Verfolgung wäre gänzlich zwecklos 
gewesen. Mir genügte es auch, vollkommen, die 
Thatsache der Anwesenheit des Feindes festgestellt 
zu haben. Am nächsten Morgen (25. v. Mts.) ging 
ich mit dem Detachement aus dem Flußthal auf eine 
Anhöhe etwa 800 m zurück, ließ aber Feldwebel 
Herz mit drei Reitern an unserem alten Lagerplatz 
versteckt liegen. Es gelang ihm, aus einem 6 bis 8 
Mann starken spionirenden Trupp einen Hottentotten 
und einen Kaffern abzuschießen. Der Hottentott 
erlag seinen Verwundungen bald, der Kaffer sagte 
aus, daß alle die verbündeten feindlichen Führer 
stark verschanzt auf der am Tage vorher von Tanisib 
bezeichneten Höhe lägen. Gegen Abend traf das 
Detachement Mueller ein. 
Gefecht am Grootberge, 26. Februar 1898. 
Beim Vormarsch am 26. hatte das Detachement 
die Avantgarde. Der Feind wurde zuerst durch den 
bei der Spitze befindlichen Reiter Fielenbach ge- 
meldet. Anfänglich sollte die Abtheilung durch Rechts- 
  
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abmarsch auf den linken Flügel des Feindes drücken 
und ihm beim Zurückgehen die Rückzugslinie ab- 
schneiden. Während das Detachement stetig ohne 
Schuß in der befohlenen Richtung vorging, wurde 
es durch Herrn Major Mueller persönlich an die 
Artillerie herangeholt, mit der gemeinsam es nun 
wirken sollte. Es gelang, gänzlich gedeckt den 
Stellungswechsel vorzunehmen. Sobald jedoch die 
Abtheilung eingenistet war, bekam sie Feuer, das 
ruhig erwidert wurde. Als das Feuer etwas 
schwächer wurde, ging die Abtheilung im Lausschritt 
gegen die vor ihr liegende Höhe vor und nahm 
dieselbe, desgleichen eine zweite, aus der sehr heftig 
gefeuert wurde. Hier angelangt, erhielt Lazareth= 
gehülfe Lehnberg einen tödlichen Schuß. 
Schließlich wurde eine dritte Anhöhe genommen. 
Alle Höhen waren mit Schanzen versehen, besonders 
die letzte war sehr stark und ausgedehnt verschanzt. 
Der Feind hatte fast ausschließlich mit Gewehr 88 
geschossen. Hier auf der letzten Schanze stieß die 
Kompagnie Kaiser zu uns, und es wurde nun ge- 
meinsam die Verfolgung ausgenommen. Ich bin 
jedoch nicht mehr zum Schuß gekommen. 
Das Verhalten von Unteroffizieren und Mann- 
schaften muß ich als vorzüglich bezeichnen. 
Bei dem am 28. v. Mts. mit der Abtheilung 
vorgenommenen Patrouillenritt wurde ein Gefangener 
gemacht lam Tage vorher durch die Kompagnie 
Kaiser angeschossen) und mit Sicherheit festgestellt, 
daß der Feind in nördlicher Richtung abgezogen sei. 
Es wurden drei Vorderlader und ein Henry-Martiny- 
gewehr gefunden. 
(gez.) Franke, Premierlieutenant.“ 
  
Der Feldzug legte der Schutztruppe zum Theil 
sehr schwere Anstrengungen und Entbehrungen auf, 
namentlich den Theilen derselben, welche häufig auf 
Fußmärsche angewiesen waren; denn bei dem trockenen, 
heißen Klima und der großen Wasserarmuth des 
Landes bedeuten andauernde Fußmärsche für den 
Europäer oft eine ganz gewaltige Anstrengung. Die 
vierte Feldkompagnie hatte denn auch am Schluß des 
Feldzuges fast die Hälfte ihrer Mannschaft als 
dienstunbrauchbar eingebüßt, wobei sich allerdings 
geltend machte, daß sie vor dem Feldzuge eine 
schwere Fieberepidemie überstanden hatte. 
RAus dem Bereiche der Misstonen und 
der Ankishlaverei-Bewegung. " 
Für die Baseler Mission sind mit dem am 
10. Juni von Hamburg abgegangenen Dampfer 
„Adolph Woermann“ der Missionar Graf nebst 
Frau sowie Fräulein Nothwang nach Accra und 
Missionar Wilhelm Müller nach Kamerun abgereist.
	        
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