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Klima scheint verhältnißmäßig gut zu sein, denn
Herr und Frau Scholten, welche bereits nahezu
vier Jahre ununterbrochen dort sind, erfreuen sich
Beide einer sehr guten Gesundheit, desgleichen auch
ihre drei Kinder im Alter von etwa drei, zwei und
einem Jahre.
Die Kakaopflanzung, welche mehrere Tausend
Bäume enthält, interessirte mich besonders. Ich sah
hier auf dem sandigen Lehmboden Bäume im Alter
von drei Jahren, welche kräftig und üppig gewachsen
waren und voller Früchte hingen. In diesem Jahre
werden weitere Flächen mit Kakao bestellt und zwar
mit verschiedenen Varietäten aus dem Botanischen
Garten in Viktoria. Die Arbeiter sind ausschließlich
Eingeborene und zwar zum Theil wohl Missions-
zöglinge, welche hier in höchst anerkennenswerther
Weise zur Arbeit erzogen werden. Die ganze
Pflanzung muß leider gegen das Vieh der Eingeborenen
durch einen starken Zaun geschützt werden, dessen
Herstellung und Unterhaltung sehr viel Arbeit kostet.
Der arabische Kaffee, der gleichfalls reichlich mit
Früchten beladene dreijährige Bäumchen aufwies,
läßt in dieser niedrigen Lage wohl kaum ein Produkt
ersten Ranges erwarten, indessen lohnt ein Versuch
jedenfalls.
Am nächsten Tage fand der übliche zehntägliche
Markt auf den großen Sandbänken unterhalb Lobe-
thal statt, und es gewährte einen eigenartigen An-
blick, als zu der bestimmten Morgenstunde der
Sanaga, so weit das Auge reichte, sich mit einer
Unzahl von Kanus bedeckte, welche langsam stromab
glitten, dem Marktplatze zu. Ich machte einen Aus-
flug in den an die Station angrenzenden Buschwald,
besuchte den Marktplatz und kehrte dann auf die
Nachricht, daß „Soden“ in Lobethal angekommen
sei, dorthin zurück.
Nach Verabredung mit dem an Bord befindlichen
Herrn Assessor Horn, welcher mit dem Petroleum-
motor am nächsten Tage nach Kamerun zurückkehren
wollte, verabschiedete ich mich bald von meinen
freundlichen Wirthen. Wir waren übereingekommen,
noch an demselben Tage einen Ausflug nach einem
großen, mit dem Sanaga in Verbindung stehenden
See zu machen, welcher einen Wasserweg zwischen
diesem Fluß und dem Nijong darstellen soll. Der
Eingang zu diesem See liegt also am linken Ufer
des Sanaga und zwar schräg unterhalb der
katholischen Missionsstation Mariaberg. Einen Na-
men für den See habe ich nicht in Erfahrung
bringen können. Von Lobethal fuhren wir mit
„Soden“ etwa eine Stunde lang stromauf und an-
kerten dann an der Einmündung eines Wasserarms
von etwa 20 m Breite. In zwei Kanus setzten
wir alsdann die Fahrt fort durch den sehr gewun-
denen, allmählich breiter werdenden Kriek. Der um-
gebende Urwald zeigte zahlreiche Spuren von Fluß-
pferden an den schlammigen Ufern. Das Wasser
scheint tief, jedoch wegen zahlreicher hineingestürzter
Baumstämme für größere Fahrzeuge nicht befahrbar.
Nashornvögel, Pfefferfresser, Papageien und zahl-
reiche andere Arten bevölkern den Urwald.
Weit reichhaltiger und interessanter jedoch ist die
Vogelfauna im Wasser und an den Ufern. Do sieht
man den Schlangenhalsvogel, Ptotus Levaillanti,
das Senegal-Binsenhuhn, Podica senegalensis, das
äußerst seltene Kamerun-Binsenhuhn, Podica came-
runensis, mehrere Eisvogel= und Reiherarten,
Strandläufer u. a. m.
Allmählich erweitert sich der Wasserarm zu einem
See mit zunächst ganz niedrigen, mit Gräsern und
Cyperusarten, sowie niedrigem Busch und vereinzelten
Bäumen bewachsenen Ufern. Eine Schlingpalme
(Calamus) ist hier sehr zahlreich und Charakter=
pflanze. Die Ufer sind sumpfig und in der Regenzeit
jedenfalls weithin überschwemmt. Der Charakter der
ganzen Gegend ist ein höchst interessanter und an-
ziehender. Der Reichthum an Wasservögeln ist hier
enorm, desgleichen herrscht ein Ueberfluß an Fischen.
Die Jagd nahm uns noch einige Stunden in Anspruch.
Leider gelang es uns nicht, einen der großen Silber-
und Purpurreiher, sowie die Nonnenente und eine
andere große Entenart zu Schuß zu bekommen. Auf
einer sich weit in den See hinein erstreckenden Sand-
bank machten wir der vorgerückten Tagesstunde wegen
Halt. Den See übersieht man von hier aus nach
ungefähr südwestlicher Richtung noch mehrere Kilo-
meter weit. Die Ufer sind dort überall hoch, von
Urwald bestanden. Die genauere Erforschung des
Sees wäre in jeder Beziehung eine sehr interessante
und lohnende Aufgabe. Nach einer etwa zweistündigen
Fahrt langten wir nach Einbruch der Nacht wieder
auf dem Dampfer „Soden“ an, dessen ganz vor-
zügliche Einrichtung man erst im Laufe der Zeit
völlig würdigen lernt, und der für einen Fluß wie
der Sanaga wie geschaffen ist. Am nächsten Morgen
wurde die Fahrt den Sanaga hinauf fortgesetzt und
bei der katholischen Missionsstation gehalten. Die
Station Mariaberg liegt auf einer Anhöhe am rechten
Ufer des Flusses. Herr Pater Walther hieß mich
freundlichst willkommen und führte mich durch die
den Verhältnissen angemessen und zweckmäßig er-
bauten Anlagen. Der Boden ist hier allerdings
minderwerthig, und ein dicht neben der Station ge-
legener Sumpf dürfte die sanitären Verhältnisse
ungünstig beeinflussen. Nach kurzem Aufenthalte
wurde wieder der Anker gelichtet zur Weiterfahrt.
Die Ufer des Sanaga sind durchweg steil und ab-
gerissen und bei niedrigem Wasserstand wenige Meter
hoch. In der Regenzeit soll der Wasserspiegel etwa
4 m höher liegen als in der Trockenzeit, und dann
tritt der Fluß oft über die Ufer, das Land für
mehrere Wochen weithin überschwemmend. Von den
steilen Ufern werden fortwährend Stücke abgerissen
und fortgeführt, und ungeheure Sandbänke, welche
überall im Flusse liegen, sind ein großes Hemmniß
für die Schifffahrt. Zahlreiche Alligatoren sonnen
sich auf denselben, Reiher, Seeadler, Strandläufer,