Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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Klima scheint verhältnißmäßig gut zu sein, denn 
Herr und Frau Scholten, welche bereits nahezu 
vier Jahre ununterbrochen dort sind, erfreuen sich 
Beide einer sehr guten Gesundheit, desgleichen auch 
ihre drei Kinder im Alter von etwa drei, zwei und 
einem Jahre. 
Die Kakaopflanzung, welche mehrere Tausend 
Bäume enthält, interessirte mich besonders. Ich sah 
hier auf dem sandigen Lehmboden Bäume im Alter 
von drei Jahren, welche kräftig und üppig gewachsen 
waren und voller Früchte hingen. In diesem Jahre 
werden weitere Flächen mit Kakao bestellt und zwar 
mit verschiedenen Varietäten aus dem Botanischen 
Garten in Viktoria. Die Arbeiter sind ausschließlich 
Eingeborene und zwar zum Theil wohl Missions- 
zöglinge, welche hier in höchst anerkennenswerther 
Weise zur Arbeit erzogen werden. Die ganze 
Pflanzung muß leider gegen das Vieh der Eingeborenen 
durch einen starken Zaun geschützt werden, dessen 
Herstellung und Unterhaltung sehr viel Arbeit kostet. 
Der arabische Kaffee, der gleichfalls reichlich mit 
Früchten beladene dreijährige Bäumchen aufwies, 
läßt in dieser niedrigen Lage wohl kaum ein Produkt 
ersten Ranges erwarten, indessen lohnt ein Versuch 
jedenfalls. 
Am nächsten Tage fand der übliche zehntägliche 
Markt auf den großen Sandbänken unterhalb Lobe- 
thal statt, und es gewährte einen eigenartigen An- 
blick, als zu der bestimmten Morgenstunde der 
Sanaga, so weit das Auge reichte, sich mit einer 
Unzahl von Kanus bedeckte, welche langsam stromab 
glitten, dem Marktplatze zu. Ich machte einen Aus- 
flug in den an die Station angrenzenden Buschwald, 
besuchte den Marktplatz und kehrte dann auf die 
Nachricht, daß „Soden“ in Lobethal angekommen 
sei, dorthin zurück. 
Nach Verabredung mit dem an Bord befindlichen 
Herrn Assessor Horn, welcher mit dem Petroleum- 
motor am nächsten Tage nach Kamerun zurückkehren 
wollte, verabschiedete ich mich bald von meinen 
freundlichen Wirthen. Wir waren übereingekommen, 
noch an demselben Tage einen Ausflug nach einem 
großen, mit dem Sanaga in Verbindung stehenden 
See zu machen, welcher einen Wasserweg zwischen 
diesem Fluß und dem Nijong darstellen soll. Der 
Eingang zu diesem See liegt also am linken Ufer 
des Sanaga und zwar schräg unterhalb der 
katholischen Missionsstation Mariaberg. Einen Na- 
men für den See habe ich nicht in Erfahrung 
bringen können. Von Lobethal fuhren wir mit 
„Soden“ etwa eine Stunde lang stromauf und an- 
kerten dann an der Einmündung eines Wasserarms 
von etwa 20 m Breite. In zwei Kanus setzten 
wir alsdann die Fahrt fort durch den sehr gewun- 
denen, allmählich breiter werdenden Kriek. Der um- 
gebende Urwald zeigte zahlreiche Spuren von Fluß- 
pferden an den schlammigen Ufern. Das Wasser 
scheint tief, jedoch wegen zahlreicher hineingestürzter 
  
Baumstämme für größere Fahrzeuge nicht befahrbar. 
Nashornvögel, Pfefferfresser, Papageien und zahl- 
reiche andere Arten bevölkern den Urwald. 
Weit reichhaltiger und interessanter jedoch ist die 
Vogelfauna im Wasser und an den Ufern. Do sieht 
man den Schlangenhalsvogel, Ptotus Levaillanti, 
das Senegal-Binsenhuhn, Podica senegalensis, das 
äußerst seltene Kamerun-Binsenhuhn, Podica came- 
runensis, mehrere Eisvogel= und Reiherarten, 
Strandläufer u. a. m. 
Allmählich erweitert sich der Wasserarm zu einem 
See mit zunächst ganz niedrigen, mit Gräsern und 
Cyperusarten, sowie niedrigem Busch und vereinzelten 
Bäumen bewachsenen Ufern. Eine Schlingpalme 
(Calamus) ist hier sehr zahlreich und Charakter= 
pflanze. Die Ufer sind sumpfig und in der Regenzeit 
jedenfalls weithin überschwemmt. Der Charakter der 
ganzen Gegend ist ein höchst interessanter und an- 
ziehender. Der Reichthum an Wasservögeln ist hier 
enorm, desgleichen herrscht ein Ueberfluß an Fischen. 
Die Jagd nahm uns noch einige Stunden in Anspruch. 
Leider gelang es uns nicht, einen der großen Silber- 
und Purpurreiher, sowie die Nonnenente und eine 
andere große Entenart zu Schuß zu bekommen. Auf 
einer sich weit in den See hinein erstreckenden Sand- 
bank machten wir der vorgerückten Tagesstunde wegen 
Halt. Den See übersieht man von hier aus nach 
ungefähr südwestlicher Richtung noch mehrere Kilo- 
meter weit. Die Ufer sind dort überall hoch, von 
Urwald bestanden. Die genauere Erforschung des 
Sees wäre in jeder Beziehung eine sehr interessante 
und lohnende Aufgabe. Nach einer etwa zweistündigen 
Fahrt langten wir nach Einbruch der Nacht wieder 
auf dem Dampfer „Soden“ an, dessen ganz vor- 
zügliche Einrichtung man erst im Laufe der Zeit 
völlig würdigen lernt, und der für einen Fluß wie 
der Sanaga wie geschaffen ist. Am nächsten Morgen 
wurde die Fahrt den Sanaga hinauf fortgesetzt und 
bei der katholischen Missionsstation gehalten. Die 
Station Mariaberg liegt auf einer Anhöhe am rechten 
Ufer des Flusses. Herr Pater Walther hieß mich 
freundlichst willkommen und führte mich durch die 
den Verhältnissen angemessen und zweckmäßig er- 
bauten Anlagen. Der Boden ist hier allerdings 
minderwerthig, und ein dicht neben der Station ge- 
legener Sumpf dürfte die sanitären Verhältnisse 
ungünstig beeinflussen. Nach kurzem Aufenthalte 
wurde wieder der Anker gelichtet zur Weiterfahrt. 
Die Ufer des Sanaga sind durchweg steil und ab- 
gerissen und bei niedrigem Wasserstand wenige Meter 
hoch. In der Regenzeit soll der Wasserspiegel etwa 
4 m höher liegen als in der Trockenzeit, und dann 
tritt der Fluß oft über die Ufer, das Land für 
mehrere Wochen weithin überschwemmend. Von den 
steilen Ufern werden fortwährend Stücke abgerissen 
und fortgeführt, und ungeheure Sandbänke, welche 
überall im Flusse liegen, sind ein großes Hemmniß 
für die Schifffahrt. Zahlreiche Alligatoren sonnen 
sich auf denselben, Reiher, Seeadler, Strandläufer,
	        
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