Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Enten, Eisvögel und der ebenso schöne wie seltene 
Lappenkibitz bevöllern sie. 
Das linke Flußufer ist ziemlich stark bevölkert. 
Die Bakoko-Dörfer sind zahlreich. Ueberall sieht 
man starke Mango= und Saphubäume, Pisang und 
auch Oelpalmen, sowie Yams-, Mais= und Makabo-= 
pflanzungen. Das rechte Flußufer dagegen ist ober- 
halb Mariaberg bis nach Edea hin ganz unbewohnt. 
Die Menge der Flußpferde, Elefanten, Leoparden 2c. 
soll die Menschen, bis jetzt von jeder Niederlassung 
daselbst abgeschreckt haben. Ueberall sieht man hier 
Urwald. Die Oelpalme scheint vollständig zu fehlen. 
Häufig dagegen ist der Kopalbaum, Trachylobium 
Hornemannianum. Denselben habe ich überall am 
Sanaga und auch am Ossasee, besonders an den Ufern, 
vorgefunden, später auch im Quaqua. Er fällt durch 
die eigenthümlichen Blätter sofort auf, und obgleich 
ich keine Blüthen und Früchte habe erlangen können, 
so werden doch Blattexemplare, welche ich nach 
Berlin gesandt habe, zur Bestimmung genügen. Die 
Eingeborenen kennen den Baum als denjenigen, 
welcher den „Rubberstone“, das Kopal, liefert. 
Auffallend ist es, daß bei der großen Anzahl von 
Kopalbäumen das Kopal selbst in so verhältnißmäßig 
geringen Mengen in den Handel kommt. 
Am Nachmittag langte ich auf der Station Edea 
an, woselbst ich von dem jetzigen Stationsleiter, 
Herrn Gouvernementssekretär Geyger, als alter 
afrikanischer Bekannter freundlichst willkommen ge- 
heißen wurde. 
Die Station Edea ist landschaftlich sehr schön 
gelegen am hohen linken Ufer des Sanaga mit der 
Aussicht auf die südlichen, d. h. die Hauptfälle des 
Flusses, deren Brausen laut herüber tönt. Der Fluß 
theilt sich kurz oberhalb der Fälle, und der nördliche 
Arm bildet seine eigenen Wasserfälle. Einige hundert 
Meter unterhalb Edea vereinigen sich die beiden 
Arme wieder. Das der Station gegenüberliegende 
Ufer gehört also einer großen Insel an, welche mit 
starkem Urwalde bewachsen ist, aus welchem abends 
die Stimmen des Riesenturako, zahlreicher Meerkatzen 
und das Pfeisen und Kreischen der hier in großen 
Schaaren vorkommenden Graupapageien herüber- 
tönen. Das Gelände um das schöne und große 
Stationsgebäude herum ist von Busch und Wald 
bis auf einige wenige Bäume entblößt und mit 
kurzem Grase bewachsen. Dieses giebt eine vor- 
treffliche Weide für das vorzüglich gedeihende und 
in großer Anzahl vorhandene Vieh: Rinder, Schafe 
und Ziegen. Hier sah ich zum ersten Male auf 
einer Station wirkliche Erfolge mit der Viehzucht. 
Sehr interessant ist hier der stete Begleiter des 
Rindviehs, der Kuhreiher, Ardea bubuleus, ein 
etwa einen Fuß hoher, rein weißer Vogel mit gelbem 
Schnabel und schwarzen Füßen. Derselbe ist hier 
Hausthier geworden. In oft possirlichen Sprüngen 
begleitt er das Vieh auf Schritt und Tritt und 
schnappt mit größtem Eifer die Insekten fort, welche 
sich einfinden. Auf den Thieren selbst habe ich ihn 
  
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nie sitzen sehen, jedoch soll er dieses auch gelegentlich 
thun. Vor den Menschen besitzt er gar keine Scheu. 
Jedenfalls ist er für das Vieh von größem Nutzen. 
Zur Nacht geht die ganze Reihergesellschaft, damals 
12 an der Zahl, auf einem in den Fluß gefallenen 
Baumstamme zur Ruhe, um beim ersten Morgen- 
grauen wieder ihren Dienst anzutreten. 
Von dem Klima von Edea habe ich keinen 
günstigen Eindruck gewonnen, denn auf dem Sanaga 
traf ich einen Baseler Missionar, welcher in Edea am 
Schwarzwasserfieber erkrankt war und sich nach 
Kamerun begab. Ferner hatte Herr Geyger, als 
ich ankam, lange Zeit an heftigen Fiebern zu leiden 
gehabt, und dieselben stellten sich auch während 
meiner Anwesenheit wieder ein. Schließlich wurde 
ich selbst die ersten drei Tage nach meiner Ankunft 
durch leichte Fieber belästigt. Sehr unangenehm 
empfand ich besonders die übergroße Hitze, welche 
nur sehr selten durch einen leichten Luftzug gemildert 
wird. Da habe ich oft an die herrliche Seebrise in 
Viktoria gedacht. 
Am 7. April machte ich mit Herrn Geyger 
einen Ausflug nach den Nordfällen des Sanaga, 
nachdem wir noch am Tage meiner Ankunft den 
weit imposanteren Südfällen einen Besuch abgestattet 
hatten. Auf den Sandbänken fanden sich wieder 
Lappenlibitze, auch Bachstelzen (Motacilla vidua) 
und eine sehr seltene Art von Strandläufer, die ich 
überhaupt nur hier beobachtet habe. An den steilen 
Glimmerschieferwänden des Wasserfalls klebte eine 
große Menge von Nestern einer mir unbekannten 
kleinen Schwalbenart. Eine große Anzahl der Vögel 
wurde ohne Mühe mit dem Schmetterlingsnetz ge- 
fangen. Zwischen den Felsen blühte eine Impatiensart 
mit großer prächtig rother Blüthe. Ein kleiner 
Streifzug in das oberhalb der Fälle gelegene Ueber- 
schwemmungsgebiet bis zu einem am Rande des 
Flusses hervorragenden gewaltigen Quarzblock zeigte 
an den sandigen Tümpeln zwischen den Glimmer= 
schieferblöcken eine eigenartige Flora. Milane kreisten 
zahlreich in der Luft. Verschiedenartige Libellen 
schwirrten umher. Eine Süßwasserschnecke, Melania, 
sammelte ich in vielen Exemplaren. 
Am 9. April machte ich einen Ausflug in den 
Urwald am rechten User des Sanaga, wo Herr 
Geyger einen Weg nach Kamerun hin schlägt, der 
bereits auf 1½ Wegstunden fertiggestellt ist. Es 
ist ein sehr leichter Urwald, ohne Oelpalmen, mit 
Kopalbäumen und Gummilianen, welche letztere hier, 
wie es scheint, noch nicht ausgebeutet werden. Nas- 
hornvögel verschiedener Art sind zahlreich, desgleichen 
Graupapageien. An einer Stelle ließen sich Schim- 
pansen hören, jedoch war ihnen nicht beizukommen. 
Die erwähnenswertheste Ausbeute war ein gewaltiger 
Batrachier, ein Exemplar, wie ich es in dieser Größe 
noch nie vorher gesehen habe. 
Der Boden ist geringwerthig, ein merkwürdiger 
hellgelber Lehm mit sehr geringer darübergelagerter 
Humusschicht.
	        
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