Enten, Eisvögel und der ebenso schöne wie seltene
Lappenkibitz bevöllern sie.
Das linke Flußufer ist ziemlich stark bevölkert.
Die Bakoko-Dörfer sind zahlreich. Ueberall sieht
man starke Mango= und Saphubäume, Pisang und
auch Oelpalmen, sowie Yams-, Mais= und Makabo-=
pflanzungen. Das rechte Flußufer dagegen ist ober-
halb Mariaberg bis nach Edea hin ganz unbewohnt.
Die Menge der Flußpferde, Elefanten, Leoparden 2c.
soll die Menschen, bis jetzt von jeder Niederlassung
daselbst abgeschreckt haben. Ueberall sieht man hier
Urwald. Die Oelpalme scheint vollständig zu fehlen.
Häufig dagegen ist der Kopalbaum, Trachylobium
Hornemannianum. Denselben habe ich überall am
Sanaga und auch am Ossasee, besonders an den Ufern,
vorgefunden, später auch im Quaqua. Er fällt durch
die eigenthümlichen Blätter sofort auf, und obgleich
ich keine Blüthen und Früchte habe erlangen können,
so werden doch Blattexemplare, welche ich nach
Berlin gesandt habe, zur Bestimmung genügen. Die
Eingeborenen kennen den Baum als denjenigen,
welcher den „Rubberstone“, das Kopal, liefert.
Auffallend ist es, daß bei der großen Anzahl von
Kopalbäumen das Kopal selbst in so verhältnißmäßig
geringen Mengen in den Handel kommt.
Am Nachmittag langte ich auf der Station Edea
an, woselbst ich von dem jetzigen Stationsleiter,
Herrn Gouvernementssekretär Geyger, als alter
afrikanischer Bekannter freundlichst willkommen ge-
heißen wurde.
Die Station Edea ist landschaftlich sehr schön
gelegen am hohen linken Ufer des Sanaga mit der
Aussicht auf die südlichen, d. h. die Hauptfälle des
Flusses, deren Brausen laut herüber tönt. Der Fluß
theilt sich kurz oberhalb der Fälle, und der nördliche
Arm bildet seine eigenen Wasserfälle. Einige hundert
Meter unterhalb Edea vereinigen sich die beiden
Arme wieder. Das der Station gegenüberliegende
Ufer gehört also einer großen Insel an, welche mit
starkem Urwalde bewachsen ist, aus welchem abends
die Stimmen des Riesenturako, zahlreicher Meerkatzen
und das Pfeisen und Kreischen der hier in großen
Schaaren vorkommenden Graupapageien herüber-
tönen. Das Gelände um das schöne und große
Stationsgebäude herum ist von Busch und Wald
bis auf einige wenige Bäume entblößt und mit
kurzem Grase bewachsen. Dieses giebt eine vor-
treffliche Weide für das vorzüglich gedeihende und
in großer Anzahl vorhandene Vieh: Rinder, Schafe
und Ziegen. Hier sah ich zum ersten Male auf
einer Station wirkliche Erfolge mit der Viehzucht.
Sehr interessant ist hier der stete Begleiter des
Rindviehs, der Kuhreiher, Ardea bubuleus, ein
etwa einen Fuß hoher, rein weißer Vogel mit gelbem
Schnabel und schwarzen Füßen. Derselbe ist hier
Hausthier geworden. In oft possirlichen Sprüngen
begleitt er das Vieh auf Schritt und Tritt und
schnappt mit größtem Eifer die Insekten fort, welche
sich einfinden. Auf den Thieren selbst habe ich ihn
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nie sitzen sehen, jedoch soll er dieses auch gelegentlich
thun. Vor den Menschen besitzt er gar keine Scheu.
Jedenfalls ist er für das Vieh von größem Nutzen.
Zur Nacht geht die ganze Reihergesellschaft, damals
12 an der Zahl, auf einem in den Fluß gefallenen
Baumstamme zur Ruhe, um beim ersten Morgen-
grauen wieder ihren Dienst anzutreten.
Von dem Klima von Edea habe ich keinen
günstigen Eindruck gewonnen, denn auf dem Sanaga
traf ich einen Baseler Missionar, welcher in Edea am
Schwarzwasserfieber erkrankt war und sich nach
Kamerun begab. Ferner hatte Herr Geyger, als
ich ankam, lange Zeit an heftigen Fiebern zu leiden
gehabt, und dieselben stellten sich auch während
meiner Anwesenheit wieder ein. Schließlich wurde
ich selbst die ersten drei Tage nach meiner Ankunft
durch leichte Fieber belästigt. Sehr unangenehm
empfand ich besonders die übergroße Hitze, welche
nur sehr selten durch einen leichten Luftzug gemildert
wird. Da habe ich oft an die herrliche Seebrise in
Viktoria gedacht.
Am 7. April machte ich mit Herrn Geyger
einen Ausflug nach den Nordfällen des Sanaga,
nachdem wir noch am Tage meiner Ankunft den
weit imposanteren Südfällen einen Besuch abgestattet
hatten. Auf den Sandbänken fanden sich wieder
Lappenlibitze, auch Bachstelzen (Motacilla vidua)
und eine sehr seltene Art von Strandläufer, die ich
überhaupt nur hier beobachtet habe. An den steilen
Glimmerschieferwänden des Wasserfalls klebte eine
große Menge von Nestern einer mir unbekannten
kleinen Schwalbenart. Eine große Anzahl der Vögel
wurde ohne Mühe mit dem Schmetterlingsnetz ge-
fangen. Zwischen den Felsen blühte eine Impatiensart
mit großer prächtig rother Blüthe. Ein kleiner
Streifzug in das oberhalb der Fälle gelegene Ueber-
schwemmungsgebiet bis zu einem am Rande des
Flusses hervorragenden gewaltigen Quarzblock zeigte
an den sandigen Tümpeln zwischen den Glimmer=
schieferblöcken eine eigenartige Flora. Milane kreisten
zahlreich in der Luft. Verschiedenartige Libellen
schwirrten umher. Eine Süßwasserschnecke, Melania,
sammelte ich in vielen Exemplaren.
Am 9. April machte ich einen Ausflug in den
Urwald am rechten User des Sanaga, wo Herr
Geyger einen Weg nach Kamerun hin schlägt, der
bereits auf 1½ Wegstunden fertiggestellt ist. Es
ist ein sehr leichter Urwald, ohne Oelpalmen, mit
Kopalbäumen und Gummilianen, welche letztere hier,
wie es scheint, noch nicht ausgebeutet werden. Nas-
hornvögel verschiedener Art sind zahlreich, desgleichen
Graupapageien. An einer Stelle ließen sich Schim-
pansen hören, jedoch war ihnen nicht beizukommen.
Die erwähnenswertheste Ausbeute war ein gewaltiger
Batrachier, ein Exemplar, wie ich es in dieser Größe
noch nie vorher gesehen habe.
Der Boden ist geringwerthig, ein merkwürdiger
hellgelber Lehm mit sehr geringer darübergelagerter
Humusschicht.