Auch die Pflanzenwelt zeigte viele sehr interessante
und mir neue Typen. Für einen Zoologen und
Botaniker müßte es meiner Meinung nach außer-
ordentlich lohnend sein, einmal mehrere Wochen sein
Standquartier am Ufer des Ossa-Sces aufzuschlagen
und zu sammeln.
Meine Zeit war leider zu beschränkt, und in An-
betracht der mehr als zwei Stunden dauernden Rück-
sahrt mußle ich zur Zeit an den Aufbruch denken.
Mit dem Einbruch der Dunkelheit war ich wieder
an Bord des „Soden".
Am 14. April fuhr ich den Sanaga hinunter
bis zur Einmündung des Quaqua. Ein Versuch, in
den letzteren hineinzugelangen, mißglückte, und ich
fuhr daher weiter nach Malimba. Die Ufer des
unteren Sanaga, etwa von Lobethal ab bis nach der
Mündung, machen einen weit fruchtbareren Eindruck
als diejenigen des oberen Flußlaufes von Mariaberg
bis Edea. Dort könnte man meiner Ansicht nach
an vielen Stellen mit Erfolg Kakaopflanzungen an-
legen, welche allerdings eventuell einige Wochen im
Jahre unter Wasser stehen würden, was indeß dem
Kakao nicht viel ausmachen dürfte. In Bonemanda
an der Faktorei sah ich einige sehr große, freilich
schlecht gewachsene Kakaobäume, welche nach den mir
gemachten Erzählungen, die ich hier allerdings mit
großem Vorbehalt wiedergebe, einen ungeheuren
Ertrag, 10 kg und mehr pro Baum, liefern sollen.
Nachdem ich in Malimba zur Nacht geblieben
war und Gelegenheit genommen hatte, die ungeheuren
Veränderungen des Strandes und der Flußmündung
zu bewundern, welche dort in wenigen Jahren durch
die Gewalt der Brandung und Strömung statt-
gesunden haben, machte ich am nächsten Morgen
eine Fahrt in den nach der südlichen Sanaga-Mün-
dung führenden Kriek. Dort hoffte ich, reife Früchte
von Raphia vinifera zu erlangen, welche bei Vik-
toria nicht zu finden sind, denn ich beabsichtige, die
tiefer gelegenen Strecken des Buea-Weges mit Reihen
von Bambu-Palmen zu bepflanzen. Nachdem ich
eine genügende Quantität gesammelt hatte, kehrte ich
nach Malimba zurück und fuhr mit Dampfer „Soden“
den Fluß wieder stromauf bis zur Quaqua-Mündung,
wo am Nachmittag der Petroleummotor von Kamerun
eintraf, welcher die Post für Edea brachte, und mit
welchem ich nach Kamerun zurückfahren sollte. Die
Rückfahrt nach Kamerun dauerte wegen einer kleinen
Havarie an der Maschine, ungünstiger Wasserstands-
verhältnisse und schließlich wegen eines starken Tor-
nados, der uns an der offenen Quaqua-Mündung
überraschte, dieses Mal elf Stunden.
Nachdem ich am 17. April meine geschäftlichen
Angelegenheiten erledigt hatte, brachte mich der Motor
am 18. in sieben Stunden nach der Bamba-Pflanzung,
woselbst ich bei Einbruch der Nacht eintraf und
übernachten mußte.
Anm 19. April ging ich von Bamba auf dem
jetzt sehr guten Wege, dessen Länge nur zwei Dritt-
theile der früher begangenen Strecke beträgt, in zwei
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Stunden nach Viktoria, woselbst auch meine Samm-
lungen in gutem Zustande eintrafen.
Die auf meiner Reise gewonnenen Eindrücke und
die wenn auch nicht in sehr eingehender Weise an-
gestellten Beobachtungen, welche z. B. zur Zeit des
hohen Wasserstandes zu ergänzen sein würden, haben
in mir die Meinung befestigt, daß die Anbaufähig-
keit von beinahe der Hälfte des Sanaga-Gebietes
unterhalb Edea für Kakao außer Zweifel zu stellen
ist, und daß also auch das südliche Schutzgebiet,
wenn auch natürlich nicht in dem Maße wie das
nördliche, für den Plantagenbau allmälig Bedeutung
gewinnen wird.
¾rl
Ueber die in dem Versuchsgarten von bictoria kultivirten,
von der dotanischen Tentralstelle in Berlin stammenden
Pflanzen
berichtet Dr. Preuß unter dem 5. Meai d. Is.:
Im Anschluß an meine früheren Mittheilungen
über das Gedeihen der von der botanischen Central-
stelle in Berlin übersandten Pflanzen, welche im
„Kolonialblatt" Nr. 14, 1897 zur Veröffentlichung
gelangt sind, gebe ich im Folgenden eine Uebersicht
über die Fortschritte, welche diese Pflanzen im Laufe
des vergangenen Jahres gemacht haben.
Acrocarpus fraxinifolius. Das einzige vor-
handene Bäumchen hat in einem Jahre um 5 m
an Höhe zugenommen und ist jetzt bereits 6 m hoch.
Die Kronenbildung beginnt bei 4 m Stammhöhe.
Der Baum scheint sich mit dem Kakao, den er be-
schattet, vorzüglich zu vertragen und dürfte sich viel-
leicht als guter Schattenbaum erweisen.
Albizzia moluccana. Die Bäume haben noch
bedeutend an Umfang des Stammes und Breite der
Krone gewonnen, jedoch becinträchtigen sie durch ihr
stets abfallendes Laub, durch die ungemein leicht
abbrechenden Zweige und besonders durch die ober-
flächlich und weithin verlaufenden Wurzeln die
Pflanzen, welche sie beschatten, zu sehr, als daß ich
sie für gute Schattenbäume, welche sie sein sollen,
bezeichnen könnte. Sie haben reichlich geblüht und
fruktifizirt, jedoch wird die Art nur in bescheidenem
Maße vermehrt. Einige der größten Bäume müssen
demnächst entfernt werden.
Albizzia stipulata macht einen mehr ver-
sprechenden Eindruck. Beschattung bieten die Bäume
freilich vorläufig noch zu wenig, jedoch sind sie be-
reits bis 5’m hoch, und die infolge des Ueberhän-
gens der Aeste sehr sperrigen Kronen dürften sehr
bald voller werden. Einige Bäume tragen zur Zeit
die ersten Blüthen. Die Blätter nehmen bei Nacht
Schlasstellung ein.
Aleuritis moluccana befindet sich in bester
Entwickelung, hat geblüht und Früchte getragen, aus
denen 27 Pflänzlinge gezüchtet worden sind. Die-
selben sollen als Allcebäume Verwendung finden oder
auf den Kaffeeberg verpflanzt werden.