Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

gefangene Maus, Fledermaus oder Spitzmaus in 
Alkohol aufzubewahren. Entweder man schält den 
Rumpf aus der Haut, schneidet am Hinterkopfe, an 
den Kugelgelenken des Oberschenkels und an den 
Schultergelenken den Körper heraus und legt die 
Haut, in welcher Kopf, Beine und Schwanz noch 
stecken, in Alkohol. Oder man öffnet nur die Haut 
auf der Bauchseite durch einen Längsschnitt, trennt 
dieselbe rings an dem Rumpf bis zur Wirbelsäule 
vom Körper los, durchschneidet die Bauchmuskulatur, 
wäscht die Bauchhöhle in Wasser gut aus, spritzt 
vom Maul und After aus Alkohol von etwa 60 pCt. 
in die Eingeweide und legt das Präparat in Alkohol. 
Ist dieser nach einigen Tagen nicht mehr klar, so 
muß er gewechselt werden. Etwaige Unkosten ersetzt 
das Museum für Naturkunde. Von wesentlicher 
Bedeutung für die Möglichkeit eines nutzbringenden 
Studiums der gesammelten Thiere ist eine gen aue 
Etikettirung, welche folgende Angaben enthält: 
Geschlecht des Exemplares, Datum des Fangtages, 
Fundort und Beschaffenheit des Terrains. Man 
vermeide es, diese Etiketten mit schlechtem Bileistift 
oder Anilintinte zu schreiben, weil Alkohol derartige 
Schrift unleserlich macht. Thiere, die in den 
Wohngebäuden und Speichern leben, sende 
77 nicht, da sie schon genügend bekannt 
ind. 
Der Direktor der zoologischen Sammlung 
des Museums für Naturkunde in Berlin. 
Möbius. 
  
Ueder die Strandung des Dampfers „Lothar Bohlen“ 
schreibt Schwester Auguste Fenner in „Unter dem 
rothen Kreuz“: 
„In der frohesten Stimmung langten wir am 
Sonnabend den 28. Mai, zwischen 10 und 11 Uhr, 
unweit der Küste von Kap Palmas an. Die Fahrt 
brachte längs dem Lande herrliche Abwechselungen. 
Die schönen, langen Blätter der verschiedenen Palmen 
winkten uns immer zu, als wollten sie Grüße spenden. 
Herr Kapitän Jarck hatte uns eingeladen, den Nach- 
mittag auf dem Lande zu verbringen. Ein Boot 
wurde für uns herniedergelassen, und war die Sache 
bei der Brandung auch ein bißchen wackelig, gelang- 
ten wir doch Alle munter und vergnügt ans Land. 
Mit Dank erfüllt für das Gute und Schöne, was 
wir genossen, traten wir die Rückfahrt an. Kurz 
nach 10 Uhr begab ich mich in meine Kabine hin- 
unter. Es mochte wohl 11¾ Uhr mittlerweile ge- 
worden sein, ich saß auf dem Sopha und war im 
Begriff, zu Bett zu gehen — plötzlich ein furchtbarer 
Stoß! Dann in kurzen Zwischenpausen ein zweiter 
und dritter, sodann ein vierter! Ein entsetzlicher 
TDumult entstand in demselben Momente. Ueber 
meinem Kopfe kugelten Flaschen und Gläser bunt 
durcheinander. Ich war wie gelähmt, da wurde auch 
schon die Thür ausgerissen, Schwester Luise erschien 
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mit dem Schreckensrufe: Kleiden Sie sich schnell an, 
nur das Nothwendigste, es ist große Gefahr, wir 
sitzen fest. So gut es ging, kleidete ich mich schnell 
an, dabei hin= und hertaumelnd. 
Wild schlugen die Wellen gegen das Schiff; die 
Maschine ächzte und stöhnte, das elektrische Licht er- 
losch; mit großer Mühe gelangte ich auf Deck, wo- 
selbst die anderen Passagiere bereits versammelt waren. 
Die Damen bewahrten eine bewundernswerthe Fassung 
noch. Es war eine schreckliche Ungewißheit, in der 
wir schwebten. Jeder machte sich wohl vertraut mit 
dem Gedanken des nahenden Unterganges. Der 
Sturm und der Wellenschlag wurden immer schreck- 
licher, da erlosch auch die auf dem Deck brennende 
Laterne, und war nun völlige Finsterniß. Dazu goß 
es vom Himmel in Strömen. Mit großer Mühe 
gelang es endlich, wieder die Laterne in Ordnung 
zu bringen. Hoch geht das Wasser immer über die 
Seitenwände hinweg. Da steigen auch schon Raketen 
in die Luft. Mir war's, als müßte jeden Augenblick 
die Katastrophe eintreten. Nun ein banges Warten, 
ob vom Lande keine Antwort käme. In dieser qual- 
vollen Ungewißheit lebend, war es mittlerweile 3 Uhr 
morgens geworden; wir waren bis dahin hinten auf 
Deck, da hieß es: „Passagiere nach dem hohen Deck 
hinüber.G Von kräftigen Händen geführt, kamen wir 
glücklich hinauf, das Wasser lief dabei über unsere 
Füße hinüber. Im Kartenzimmer saßen wir Damen, 
mit den Schwimmgürteln um, dicht gedrängt zu- 
sammen, den Morgen erwartend; so lang ist mir 
noch nie im Leben eine Nacht geworden, wie jene 
Unglücksnacht. 
Endlich, nach 5 Uhr, brach der Morgen an, und 
neue Hoffnung erfüllt alle Herzen. Rettungsboote 
waren heruntergelassen, Zeit war nicht zu verlieren; 
im Korbe hinunterbefördert, gelangten wir, wenn auch 
mit großer Schwierigkeit, mit dem Boot an Land. 
Ganze Scharen von Schwarzen umstanden das Ufer, 
auf das zu erhoffende Strandgut wartend. In- 
zwischen hatten auch die Herren verschiedener Fakto- 
reien Boote abgeschickt und nahmen sich dann unser 
in sehr herzlicher lieber Weise an. Sie boten Alles 
auf, um uns die Zeit, die nun folgte, zu einer 
möglichst angenehmen zu machen. Ochsen und Schweine, 
auch Geflügel war gerettet, ein schwarzer Koch vor- 
handen, so litten wir keine Noth; im Gegentheil, es 
war Alles im Ueberfluß da, namentlich, da die Herren 
in manchen Beziehungen sich auf das Primitivste 
einrichteten, damit wir nichts entbehrten. Kapitän 
Jarck wie die gesammte Mannschaft hatten mit 
größter Aufopferung bis zur letzten Minute an der 
Erhaltung des Schiffes gearbeitet, nun mochte es 
seinem Schicksal entgegengehen; fast die ganze Ladung 
ist verloren. 
Am 31. Mai kam die „Ella Woermann“, die wir 
mit Jubel begrüßten. Mit Freuden nahm uns Herr 
Kapitän Loop auf und suchte auf jede Weise uns 
die Unglücksnacht vergessen zu machen.“ 
 
	        
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