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Kompagnie Nolte hatte die Avantgarde. Da die
Trägerkolonne auf dem engen Wege nur langsam
vorwärts kommen konnte und der Marsch durch
weitere größere Wasserläufe aufgehalten wurde, so
eilte ich mit der Avantgarden-Kompagnie kurz voraus.
Unweit der Farm Quamalumba erhielten wir heftiges
Feuer von der linken Seite, das erwidert wurde.
Unmittelbar darauf wurde weitermarschirt, da der
Feind nach der Feuerabgabe gewichen war. Als wir
dann die umfangreichen Farmen der Ortschaft erreich-
ten, entspann sich hier ein anhaltendes Feuergefecht,
in welchem langsam aber stetig der Feind zurück-
gedrängt wurde. "
Die großen durcheinanderliegenden Baumstämme
mit ihren Aesten bildeten im Verein mit der Vege-
tation ein Hinderniß, welches einen Anlauf mit der
blanken Waffe ausschloß und zu dieser Kampfart
nöthigte. Infolge dieses Umstandes ist auch der
Verlust des Feindes nicht festzustellen, da alle Ge-
troffenen fortgeschleppt werden konnten. Nur Blut-
spuren gaben Anhalt. Diesseits wurden drei Soldaten
verwundet. Noch vor Eintreffen der zweiten Kom-
pagnie wich der Feind, von starken Patrouillen ver-
folgt. In den beiden folgenden Tagen wurde von
hier aus die ganze Umgebung durchstreist. Hierfür
wurde nunmehr der größere Theil der Besatzung
von Bipindi wieder herangezogen, da Quamalumba
an die Ngumbalandschaft grenzt.
Am 25. Januar wurde das Lager nach einer etwa
eine Stunde weiter westlich gelegenen größeren Ortschaft
gleichen Namens verlegt. Diese bot durch ihre Lage,
Farmen und guten Häuser Vortheile. Hier erfolgte
von den Bulis gegen 11 Uhr vormittags von zwei
Seiten ein heftiger Angriff auf das Lager. Obschon
nur zwei Züge zur Stelle waren, die vier anderen
befanden sich auf Streifpatrouillen, wurde der Feind
nach ungefähr ¼ stündigem Feuergefecht unter Verlust
zurückgeworfen. Die sofort nachdringenden Patrouillen
beschleunigten seine Flucht. Diesseits war ein Soldat
verwundet. An demselben Morgen hatte die ostwärts
entsandte Patrouille Erfolg gehabt, sie hatte einen
Zufluchtsort der Eingeborenen aufgestöbert, und waren
drei Bulis bei dem sich entspinnenden Kampfe ge-
fallen. Ein Soldat wurde hierbei schwer verwundet.
Am 26. erhielten nur die Patrouillen Feuer.
Zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät
des Kaisers wurde von den im Lager befindlichen
drei Zügen unter präsentirtem Gewehr das Hurrah
auf Seine Majestät den Kaiser ausgebracht, und er-
hielten alle Soldaten den für diesen Tag mitgeführten
Reis, Tabak und etwas Rum. Die an denselben
Tage nördlich entsandte Patrouille hatte nur einige
Schüsse gewechselt. Hingegen war die westnordwestlich
vorgetriebene Patrouille des farbigen Unteroffiziers
Boari auf heftigen Widerstand gestoßen. Boari mußte
nach längerem Gefecht zurückgehen, ohne eine hoch-
gelegene scharf vertheidigte Ortschaft nehmen zu
können. Daher rückte ich am 28. Jannar frühmorgens
mit allen verfügbaren Mannschaften, zwei Zügen der
ersten und einem Zug der zweiten Kompagnie, dazu
Lieutenant Nolte und Oberarzt Dr. Lichtenberg
in dieser Richtung ab. Nach 4½ stündigem Marsch
und Passiren von drei Ortschaften erreichten wir den
auf hohem steilen Berge gelegenen Ort. Wir fanden
ihn von den Eingeborenen geräumt. Einzelne zurück-
gebliebene Leute wurden durch Feuerabgabe schnell
verscheucht. Wahrscheinlich war der Verlust des
gestrigen Tages die Veranlassung zur Aufgabe der
Gegenwehr.
Nach Aussagen der Ngumbaleute war dies der
frühere Ngumbaort Matemape. Von den Burlis
wurde er nach dem Häuptling Wellekuma genannt.
Von hier aus wurde in den folgenden Tagen die
nächste Umgebung von Feinden gesäubert.
Am 31. Januar wurde durch eine starke Streif-
patronille der in Westnordwest etwa vier Stunden
entfernt liegende Ort Missimanje genommen. Hierbei
wurden mehrere Bulis erschossen und ein Soldat
schwer verwundet. Der Ort Missimanje liegt schon
in der großen Niederung, welche westlich der Mate-
mapeberge beginnt, und ist die am weitesten nach
Westen vorgeschobene Ansiedelung. Die Farmen sind
noch neu und liefern infolgedessen wenig Nahrungs-
mittel.
Die Bulis hatten nach der Einnahme von Missi-
manje den offenen Widerstand aufgegeben und hatten
sich in ihre Verstecke im Busch zurückgezogen. Zur
Anlage ihrer Verstecke hatten sie keine Mühe gescheut.
So waren namentlich nach der Seite nach Bipindi
und nach dem Regierungswege, von der wir erwartet
worden waren, neue Wege angelegt, welche tagelang
im Kreise herumführten. Durch das zu beiden Seiten
des neu angelegten Weges aufgeschichtete Gestrüpp
waren die Eingänge der eigentlichen Pfade, welche
zu den in Schluchten und Sümpfen versteckten Zu-
fluchtsorten führten, sorgfältig verborgen. Ihre
Weiber und den werthvolleren Besitz, wie Vieh und
dergleichen, hatten die Eingeborenen zu verwandten
Stämmen tageweit ins Innere geschickt. Unter diesen
Verhältnissen konnte nur eine dauernde Besetzung der
großen Dörfer mit ihren Farmen und ein reger
ununterbrochener Patrouillengang die Eingeborenen
mürbe machen. Daher verblieb die Truppe in ihrer
Theilung, und zwar: Stab und erste Kompagnie in
Matemape, ein Zug in Missimanje. Zweite Kom-
pagnie und Lazareth in Quamalumba, ein Zug in
der zuerst erreichten Ortschaft Quamalumba. So
vertheilt, verblieb die Truppe bis zum 15. Februar.
In den ersten Tagen des Februar kamen nur
kleinere Zusammenstöße vor. Hierbei wurden zwei
Soldaten verwundet. Am 5. wurde von einer Pa-
trouille der einzige Sohn des alten Sakoihäuptlings
Ndum gefangen eingebracht. Da mir bekannt war,
daß Ndum nicht mitgefochten hatte, ließ ich seinen
Sohn nur in leichten Gewahrsam nehmen. Beim
Friedensschluß entlassen, schloß sich derselbe freiwillig
der weiteren Expedition an. Er befindet sich zur
Zeit in Kamerun.
Inzwischen hatte es sich durch übereinstimmende
Aussagen von verschiedenen angehörigen Stämmen