Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

der Landschaft, brachten die üblichen Geschenke und 
baten um Entscheidung in inneren Streitigkeiten. 
Die Landschaft Mapoa ist vom Ngumbastamm be- 
wohnt, sie ist gut angebaut und stark bevölkert. 
Viele große Wasserläufe durchziehen sie, dem Lo- 
kundje zuströmend. 
Am 10. führte uns ein kurzer Marsch nach dem 
Orte Goma, wo wir an diesem Tage verblieben. 
Hierhin kamen uns schon die Häuptlinge des an- 
grenzenden Mfanstammes entgegen, die sich zur Zeit 
der kriegerischen Unternehmung gegen die Bulis unter- 
worfen hatten. Am 11. April gelangten wir nach 
gleichfalls kurzem Marsche und Passiren von mehreren 
großen Mfandörfern nach dem Orte Kum, wo wir 
die Nacht verblieben. Der Häuptling dieses Dorfes 
hatte sich schon früher der Expedition freiwillig an- 
geschlossen und hatte durch seine Vermittelung bei 
dem Friedensabschluß mit den Sakois und Jenjoks 
Dienste geleistet. Auch waren von ihm Träger gestellt. 
Kum liegt am Kiango. Der Fluß ist dort etwa 
40 m breit und war zur Zeit tief und sehr reißend. 
Wir überschritten ihn am 12. April auf einem bei- 
nahe zwei Fuß überflutheten Baumstamme. Dann 
führte ein schmaler verwachsener Buschweg dem Fluß- 
lauf folgend durch viele tiefe Wasserlöcher und todte 
Arme in südlicher Richtung. Nach abermaligem 
Passiren eines etwa 30 m breiten, sehr tiefen Wasser- 
laufes mit sehr steilen Ufern kamen wir in das schon 
früher durchstreifte Gebiet der Jenjoks und fanden 
gegen 5 Uhr abends in dem großen geräumigen 
Jenjokdorfe Mavu Unterkunft. Der Häuptling und 
die meisten Männer dieses Dorfes waren zu der 
Arbeit am Regierungswege fortgegangen; es empfing 
uns der mir bekannte Sohn des Häuptlings. Alle 
Frauen und Kinder verblieben im Dorfe, und wurden 
reiche Geschenke gebracht. 
Am 13. April gelangten wir nach kurzem Marsch 
nach dem Orte Kienge, wo wir die Nacht verblieben. 
Hier kamen uns Gesandte aus Komaka entgegen, die 
versicherten, daß der ganze Stamm der Jemejeme 
sich unterwerfe und keinen Krieg wolle. Der Jeme- 
lemestamm ist sehr zahlreich und reicht westlich bis 
zum Mabeagebiet. Nach geringem Marsch erreichten 
wir am 14. April das große Jemejemedorf Komaka 
des Häuptlings Ngummajo. Von hier ist die Mis- 
sionsstation der amerikantschen Baptisten Efulen zehn 
Minuten entfernt. In Komaka wurde das Lager 
aufgeschlagen. In der Mission befanden sich zur 
Zeit drei Missionare mit zwei Frauen und zwei 
Kindern. Hier erfuhr ich, daß im Hinterlande von 
Campo Alles ruhig sei. Nur einige Häuptlinge auf 
dem Wege nach Groß-Batanga machten Schwierig- 
leiten, doch seien bis jetzt die Missionskarawanen, 
welche von Weißen geführt, stets ungehindert passirt, 
andere dagegen geplündert worden. Die von mir 
angebotene Stationirung einer Schutztruppe und 
weiterer militärischer Schutz wurde von der Mission 
danlend abgelehnt. 
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In den folgenden Tagen bestellte ich alle Häupt- 
linge der Jemejeme zum Palaver nach Komaka. Am 
17. und am 21. April fanden die Unterwerfungen 
statt, zu der sämmtliche Häuptlinge erschienen waren. 
Ich eröffnete denselben, daß nur ihr jetziges frei- 
williges Erscheinen mich davon abhalte, die Schul- 
digen streng zu bestrafen. Alle Häuptlinge versicherten 
nunmehr, sich jeder Störung der Straße in Zukunft 
zu enthalten. Als sichtbares Zeichen der Unterwerfung 
befahl ich den Häuptlingen, die Straße von Komaka 
nach Groß-Batanga bis zur Mabeagrenze auf 3 m 
breit freizuschlagen, und erklärte, daß ich vor Beendi- 
gung dieser Arbeit ihr Gebiet nicht verlassen würde. 
Der Lebensunterhalt während dieser Zeit für die 
ganze Expedition sei unentgeltlich zu liefern. Am 
23. April erfolgte von Komaka der Abmarsch in 
westlicher Richtung zur Küste. Da die Bevölkerung 
die Wegearbeiten noch nicht beendet hatte, verblieb 
die Truppe auch noch den folgenden Tag in Bilobi. 
Am 25. April erreichten wir nach Ueberschreitung 
des sehr wasserreichen Kribiflusses das große Dorf 
Etanga des Häuptlings Nban. Hier verblieben wir 
aus gleicher Veranlassung bis zum 29. Alle Buli- 
ansiedelungen westlich Etanga sind neuen Ursprungs. 
Die Hütten sind noch sehr primitiv, die Farmen 
jung und liefern daher geringes Erträgniß. Große 
Buschstrecken trennen die neu angelegten Dörfer 
von den älteren Niederlassungen. 
Am 29. April wurde das Dorf Abessule des 
gleichnamigen Häuptlings nach Passiren einer großen 
Urwaldstrecke erreicht. Hier war die Wegereinigung 
bei den großen Entfernungen und bei der geringeren 
Arbeiterzahl der neuen Dörfer wenig vorwärts ge- 
kommen. Die kleinen Orte und die für eine so große 
Expedition nicht ausreichende Menge von Nahrungs- 
mitteln nöthigten zur Theilung der Truppe. Ein 
Zug wurde unter dem farbigen Feldwebel Mussa 
nach Akok zurückgesandt, während Lientenant 
v. Glisczinski mit Feldwebel Bauch und einem 
weiteren Zug in Abessule verblieb. Ich selbst mar- 
schirte mit der Masse der Expedition am 30. April 
nach Nkoletanga. Dort ließ ich einen Halbzug unter 
einem zuverlässigen farbigen Unteroffizier zurück und 
erreichte am 2. Mai den großen Mabegort Bionjie, 
in dem die ganze Expedition gute Unterkunft und 
reiche Verpflegung vorfand. Dies war um so nöthi- 
ger, als in den letzten Tagen die Regenzeit voll 
eingesetzt hatte und die bisherige gedrängte Unterkunft 
nachthcilig auf den Gesundheitszustand der Farbigen 
einwirkte. In dieser Vertheilung blieb die Truppe, 
bis der Weg von den Bulis fertiggestellt war. 
Zeitweilige Festnahme einiger Häuptlinge vermehrte 
den Druck und beschleunigte die Arbeit der Ein- 
geborenen. 
Da ich kurz nach meiner Ankunft im Schutz- 
gebiete am 14. Januar 1895 persönlich in Groß- 
Batanga die Klagen der Mabealeute über die Bulis 
angehört hatte, ersah ich, daß damals die Mabea- 
leute vielfach ganz falsche Angaben gemacht hatten.
	        
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