Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Nähe des Wassers. Zur Laichzeit sind sie auch 
im Wasser zu finden. Sie haben eine sehr laute 
Stimme. Am leichtesten zu erlangen sind sie in der 
Regenzeit. 
Die gefangenen Thiere werden in einer Sammel- 
flasche, welche 50= bis 75 proz. Spiritus enthält, ge- 
tödtet. Nach einiger Zeit bringt man sie in noch nicht 
gebrauchten 75 proz. Spiritus. Sie dürfen darin 
aber nicht zu fest gepackt werden. Nun sind sie ver- 
sandfähig. Die eingesammelten Frösche dürfen nicht 
zu lange stehen bleiben, damit sie nicht faul werden. 
Es ist daher besser, mehrere kleine Sendungen zu 
machen, als eine große. 
—.. 
Köderfänge mit Leichen kleiner Thiere. 
Eine reiche Ausbeute an kleinen, aber interessanten 
Thieren kann man mit einer Glasfliegenfalle 
fangen. Wenn solche Fänge sorgfältig gemacht wer- 
den, gestatten sie außerdem, verschiedene Gegenden 
und Thiergebiete in Bezug auf ihren Thierreichthum 
genau zu vergleichen. Die Fänge sind in folgender 
Weise zu machen: Ein gewöhnliches Trinkglas mit 
senkrechten Wänden wird bis an den Rand in den 
Boden eingegraben und ein Köder hineingelegt. Dann 
wird die Glasfliegenfalle mit Spiritus möglichst bis 
an den inneren Rand gefüllt und mit einem dicht- 
schließenden Kork (nicht Glasdeckel) verschlossen darüber 
gestellt. Vortheilhaft ist es, daß man einen kleinen 
Stock als Kletterstange in das Trinkglas stellt, welcher 
in das Innere der Falle hineinragt, doch ist dies 
nicht unbedingt nöthig. Nothwendig aber ist es, daß 
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man rings um die Falle herum einen kleinen Wall 
aus Erde, kleinen Steinchen, Laub 2c. anlegt, weil 
sonst die Insekten häufig wieder den Ausgang finden. 
Als Köder benutze man einen todten Vogel, der etwa 
die Größe unseres Spatzes besitzt, nicht kleiner, und 
der so häufig ist, daß man ihn jederzeit bekommen 
kam, am liebsten Körner= oder Früchtefresser. Es 
ist nämlich für die wissenschaftliche Verwerthung 
wichtig, daß in derselben Gegend immer dieselbe 
Vogelart genommen werde. Um die Vogelleiche besser 
auf den Boden des Glases drücken zu können, schneidet 
man zuvor Füße, Flügel, Kopf und Schwanzfedern 
ab. Nur darf man diese Theile nicht in der Nähe 
der Falle liegen lassen. Die Federn müssen an der 
Leiche bleiben. Die Falle muß je nach dem Insekten- 
reichthum früher oder später geleert werden. Es 
giebt Orte, an denen dieses täglich zweimal geschehen 
  
muß. In den allermeisten Fällen aber kann man 
sie mindestens einen, meist sogar zwei bis drei Tage, 
in kälteren Gegenden bis sieben Tage stehen lassen. 
An sonnigen Orten sollte man in den Tropen nie 
zwei Tage überschreiten. Im schattigen Urwald da- 
gegen, wo der Insektenreichthum außerdem geringer 
zu sein pflegt, darf die Falle meistens drei bis 
fünf Tage stehen. Dann gießt man zunächst den 
flüssigen Inhalt der Falle in ein weithalsiges Stöpsel- 
glas und spült mit neuem Spiritus gut nach, so daß 
—.— 
nichts im Glase bleibt. Hierauf nimmt man das 
Trinkglas aus dem Boden, hebt die Leiche heraus, 
sammelt die theils in den Federn versteckten Thiere 
ab. Alles wird in dasselbe Stöpselglas geworfen. 
Endlich spült man das Trinkglas mit Spiritus gut 
aus, und zwar in ein zweites Stöpselglas, da meist 
viel Erde und Schmutz den kleinen Thierchen beige- 
mengt ist, so daß es nur Schmutz zu sein scheint. 
Zu Hause ersetzt man in dem ersten Glase den Spi- 
ritus durch neuen, doch gieße man sorgfältig den 
alten ab, womöglich in eine Schale, um sich zu über- 
zeugen, daß nicht winzig kleine Thierchen verloren 
gehen. Beide Gläser versehe man mit derselben 
Etikette, auf welche möglichst genaue Angaben über 
Ort, Zeit (3. B. 6. 12.—8. 12. 98) event. Wetter 
und Temperatur gemacht werden. Alles wird mit 
Bleistift auf Papier geschrieben und dieses ins Glas 
geworfen. 
Die Fänge sind an den verschiedenartigsten Orten 
zu machen und immer wenigstens noch einmal an 
demselben Ort mit derselben Vogelleiche zu wieder- 
holen. Die verschiedenen Jahreszeiten geben ver- 
schiedene Thiere. Fängt man gelegentlich nur wenige 
Stücke, so sind diese vielleicht besonders interessant. 
Wichtig sind namentlich folgende Oertlichkeiten: 
1. schattiger Wald, 2. sonniges, trockenes Grasfeld, 
3. Sumpf, 4. Fluß= oder Seeufer, 5. Meeresstrand 
und 6. menschliche Wohnung. Im Hause kann man 
natürlich das Trinkglas nicht verwenden. Man legt 
hier die Vogelleiche auf den Fußboden, setzt die Falle 
darüber und verwendet als Ringwall alte Reissäcke 
oder Aehnliches. Beim Leeren der Falle aber sam- 
melt man alle Thiere dazu, die sich an und unter 
der Leiche befinden. Sehr wünschenswerth ist, daß 
in derselben Gegend Fänge wenigstens zur Regenzeit 
und in der trockenen Jahreszeit gemacht werden, in 
kalten Gegenden auch im Herbst und Frühling und 
an warmen Tagen auch mitten im Winter. Geht 
ein Fang theilweise verloren, so bemerke man dies 
stets auf der Etikette, selbst wenn es sich nur um 
wenige Thiere handelt. Ging viel verloren und kann 
man den Fang genügend wiederholen, so schütte man 
den Rest lieber fort. 
Es mag noch erwähnt werden, daß man unbe- 
schadet dichte Pflanzen um die Falle herum stecken 
kann, damit diese nicht gefunden und gestohlen werde. 
Zur Nachricht. 
Alle wissenschaftlichen Sendungen aus den 
deutschen Schutzgebieten sind, wenn irgend mög- 
lich, entweder der Deutschen Ostafrika-Linie, der 
Woermann-Linie oder dem Norddeutschen 
Lloyd zur Beförderung zu übergeben, weil diese eine 
Frachtermäßigung eintreten lassen. Der Nachweis, 
daß die Gegenstände für wissenschaftliche Anstalten 
bestimmt sind, ist dadurch zu erbringen, daß sie nach 
Hamburg bezw. Bremen auf Konnossements zu 
verladen sind.
	        
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