Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

— 747 
  
  
Mark 
Perlen. 15 914 
Möbel 10 497 
Arzneien 138 403 
Tabak 11 670 
Getränke 6 421 
Lebensmittel 1 780 
Metallwaaren. 6 766 
Papierwaaren. 4 106 
Parfümerien ... 2391 
zusammen einschließlich anderer 
Waaren . . . 461643 
Ausfuhr. 
Mark 
Erdnüsse 466 657 
Sesamsaat 13 992 
Gummi elasticum 181 557 
Ebenholz 8 976 
Grenadilleholz. 6 783 
Wachs 10 437 
Schildpatt 9 765 
zusammen. 698 167 
Obige Zahlen umfassen etwa 25 pCt. der ge- 
sammten Einfuhr und 50 pCt. der Ausfuhr, dagegen 
mindestens 75 pCt. des Geschäfts, an welchem Euro- 
päer betheiligt sind. In der Ausfuhr bezeigten 
französische Häuser besonderen Eifer und vermochten 
auch einen Theil des Geschäfts sich zu sichern. 
Die deutsche Einfuhr hat mit 461 643 Mark 
einen besonders hohen Stand erreicht, was sich durch 
größere Bezüge der Regierung in Deutschland, 
namentlich an Arzneien, Waffen, kleineren Dampf- 
booten u. s. w. erklärt. 
Die allgemeine Geschäftslage hat sich nicht 
gebessert. Durch die hohen Zollsätze des seit 1893 
bestehenden Tarifs sind dem Handel schwere Fesseln 
angelegt und die europäischen Kaufleute den indischen 
gegenüber in Nachtheil gebracht. Der Neger kauft 
fast ausschließlich die spottbilligen schlechten Fabrikate, 
die der indische Kaufmann in seiner Bedürfnißlosigkeit 
mit einem ganz geringen Nutzen abgiebt. In nicht 
allzu langer Zeit wird der Letztere das Geschäft 
vollkommen monopolisiren, zumal er sich die wenigen 
Artikel, für deren Bezug er auf Europa angewiesen 
ist, direkt kommen lassen kann. Lediglich die finan- 
ziellen Verhältnisse setzen den Europäer in den Stand, 
sich noch einen gewissen Platz im geschäftlichen Ver- 
kehr zu wahren, bittere Enttäuschungen bleiben ihm 
aber gewöhnlich auch nicht erspart. Die Erfahrungen, 
die sich aus der Handelsentwickelung Mozambiques 
ziehen lassen, lehren mit aller Bestimmtheit, daß sich 
das europäische Elemeut nicht neben dem indischen 
zu halten vermag, wenigstens nicht in solchen Distrikten, 
wo der Handel sich meistens durch Austausch von 
Negerartikeln gegen Landeserzeugnisse vollzieht. Der 
Inder arbeitet mit derselben Intelligenz bei den 
  
geringsten Lebensbedürfnissen und einer größeren 
Widerstandskraft gegen klimatische Unbilden. 
Der Stillstand, wenn nicht Rückgang im Handel 
des Distrikts von Mozambique muß hauptsächlich den 
fortwährenden Unruhen unter den Küstenstämmen 
zugeschrieben werden, wodurch die friedlichen Neger 
im Innern zeitweise verhindert werden, ihre Erzeug- 
nisse an die Handelsniederlassungen an der Küste zu 
bringen. 
Die Geldver hältnisse der Provinz haben sich 
insofern gebessert, als ein einheitliches Münzsystem, 
das portugiesische, geschaffen worden ist. Der Kurs 
folgt jetzt den Lissaboner Notirungen, während in 
früheren Jahren, als noch ein gemischtes System 
von Rupien und portugiesischem Silber bestand, der 
indische Kurs mehr oder weniger maßgebend war. 
Seit Einführung der portugiesischen Münzwährung 
haben sich jedoch für den Kaufmann die Schwierig- 
keiten, Rimessen anzuschaffen, sehr gesteigert; die 
portugiesische Bank in Mozambique giebt nur Wechsel 
auf Lissabon ab, die der europäische Kaufmann un- 
gern nimmt, die für den indischen Händler aber ganz 
unbrauchbar sind. Für Wechsel auf Bombay werden 
unter den heutigen Kursverhältnissen bis zu 15 péCt. 
Aufgeld bezahlt, wodurch der Handel natürlich keine 
Belebung erfährt. 
Die Nyassa-Gesellschaft (Companhia de Nyassa) 
besitzt das Verwaltungsrecht über den Cap Delgado- 
distrikt. Während Ibo, der Hafenplatz des Distriktes, 
früher noch unter direkter portugiesischer Verwaltung 
stand, ist es jetzt der Gesellschaft überlassen worden. 
Die Thätigleit der Gesellschaft beschränkt sich lediglich 
auf die Erhebung der Zölle und Verwaltung des 
umfangreichen Gebietes durch wenige Beamte. Mit 
dem Bau der geplanten Eisenbahn nach dem Myassasee, 
für deren Ausgangspunkt die als Hafen vorzüglich 
geeignete Pembabai in Aussicht genommen war, hat 
man noch immer nicht angefangen. Die Gesellschaft 
bestand bisher aus drei verschiedenen Finanzgruppen, 
einer englischen, einer französischen und einer portu- 
giesischen. Die erstere hat jetzt die französischen An- 
sprüche aufgekauft. 
Der Schiffsverkehr hat fast ausschließlich in 
den Händen der deutschen Ostafrika-Linie gelegen. 
58 deutsche Dampfschisse von 151 036 Reg.-Tons 
liefen im Jahre 1897 in Mozambique an, dagegen 
nur 31 französische von 35 842 Reg.-Tons und 16 
britische von 26 916 Reg.-Tons. Der Wettbewerb 
vermochte nur einen ganz geringen Theil des Fracht- 
und Personenverkehrs an sich zu ziehen, mindestens 
5 desselben fielen den deutschen Dampfschiffen zu. 
Durch Vermehrung ihrer Flotte um 2 große Dampf- 
schiffe von je 5000 Reg.-Tons hat die deutsche Ost- 
afrika-Linie noch mehr festen Fuß gefaßt, so daß sie 
im Jahre 1898 schon einen vierzehntägigen Betrieb 
durchführen kann und damit jedem Wettbewerbe ge- 
wachsen ist. 
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