Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Stammbaum der Rönige von Samoa. 
Im „Internationalen Archiv für Ethnographie“ 
1898 veröffentlicht der auf Matapoo in Sawal## 
(Samoa) ansässige W. v. Bülow eine längere Ab- 
handlung über den Stammbaum der Könige von 
Samog auf Grund einheimischer Ueberlieferungen. 
  
Titteratur. 
Heinrich Abeken: Ein schlichtes Leben in be- 
wegter Zeit. Berlin 1898. E. S. Mittler und 
Sohn. « 
In der vorliegenden Veröffentlichung entwirft 
die Wittwe des Verewigten an der Hand seiner Auf- 
zeichnungen und mit Hülfe ihrer persönlichen Er- 
innerungen ein sehr werthvolles Bild aus dem Leben 
des deutschen Beamtenthums. Abeken war noch ein 
Vertreter des aussterbenden alten Geschlechts der 
preußischen Staatsdiener, das still und zurückgezogen 
nur seiner Pflicht lebte, in seinem Berufe völlig auf- 
ging und dabei doch allen geistigen und künstlerischen 
Bestrebungen das wärmste Interesse wahrte. Das 
große Publikum kennt meist kaum die Namen dieser 
Männer; welche Dienste sie aber ihrem Amte und 
dem Vaterlande geleistet haben, erfährt Jeder, der 
sich mit der Geschichte Deutschlands und Preußens 
eingehender beschäftigt. In Bezug auf Abeken hat 
Reichskanzler Fürst Bismarck wiederholt es ausge- 
sprochen, welche wichtigen Dienste er ihm verdankte. 
Das Buch gewährt eine überaus anregende Lektüre. 
–—––- 
Felix v. Luschan: Beiträge zur Ethnographie 
des abflußlosen Gebiets von Deutsch-Ostafrika. 
Berlin 1898. H. Peetel. 
—.— Fremder Einfluß in Afrika (Abdruck aus 
Westermanns Monatsheften) Braunschweig 1898, 
—.— Alterthümer von Benin (Abdruck aus den 
Verhandlungen der Berliner anthropologischen 
Gesellschaft) 1898. 
Die drei Aufsätze des bekannten Anthropologen 
bringen eine Fülle neuer und interessanter Auf- 
schlüsse. Der ersterwähnte enthält eine Bearbeitung 
des von der Irangiexpedition gesammelten ethno- 
graphischen Materials unter Heranziehung und Ver- 
gleichung der aus denselben Gegenden stammenden 
Sammlungen im Berliner Museum für Völkerkunde. 
Die an letzter Stelle genannte Arbeit bringt die 
ersten zuverlässigen Angaben über Beschaffenheit, 
Herkunft und Werth des erst seit wenigen Jahren 
zum Vorschein gekommenen großen Theils durch 
Konsul Eduard Schmidt für Deutschland gesicherten 
Beninbronzearbeiten. Ganz besonderes Interesse zu 
erwecken, sind die Untersuchungen des Verfassers, 
über den fremden Einfluß in Afrika, geeignet. 
Während die Forschung bisher annahm, daß die 
Eingeborenen des Innern Afrikas von enropäischem 
  
751 — 
Einfluß so gut wie unberührt geblieben seien, und 
hier Stoff zu Studien über die menschliche Ur- 
geschichte zu finden hoffte, weist v. Luschan nach, 
einen wie tiefgreisenden Einfluß fremde Kulturen 
auf Afrika im Laufe der Jahrhunderte geübt haben. 
Deutscher Kolonialkalender und statisti- 
sches Handbuch für 1899. Nach anmtlichen 
Quellen bearbeitet und herausgegeben von Gustav 
Meinecke, Redakteur der Deutschen Kolonialzeitung. 
XI. Jahrgang. Berlin. Deutscher Kolonialverlag 
(G. Meinecke). 
Der Deutsche Kolonialkalender ist ein sehr 
brauchbares Hülfsmittel für alle diejenigen, welche 
sich mit Kolonialpolitik beschäftigen oder an dem 
Gange der Kolonialentwickelung Interesse haben. Er 
bringt die Personalien der Kolonialreichsbeamten, 
die Kolonialbehörden, eine Aufzählung sämmtlicher 
kolonialer Erwerbs= und Agitationsgesellschaften, 
(vornehmlich der Deutschen Kolonialgesellschaft mit 
allen ihren Abtheilungen), der evangelischen und 
katholischen Missionen, die Postbestimmungen für die 
Kolonien, sowie namentlich ein reichhaltiges statistisches 
Material, als Etat, Ein= und Ausfuhr, Zölle 2c. 
und eine Beschreibung der deutschen Kolonien mit 
sieben Karten. 
Auswanderungslustigen ertheilen die im Anhang 
enthaltenen Aussichten für den Ansiedler und 
Stellungsuchenden in den deutschen Kolonien jede 
wünschenswerthe Auskunft. Der 1899er Jahrgang 
ist mit dem Bildniß des Herrn v. Buchka, Direktors 
der Kolonialabtheilung des Auswärtigen Amtes, 
geschmückt. # 
Dr. K. Lippmann: Die Konsularjurisdiktion im 
Orient. Ihre historische Entwickelung von den 
frühesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig 
1898. Veit & Co. 
Die sehr fleißige Arbeit füllt eine besonders 
gegenwärtig, wo die Verhältnisse der Orientländer 
wieder besondere Aufmerksamkeit erregen, recht fühl- 
bare Lücke aus. Ausgehend von der Fremden- 
jurisdiktion und dem Fremdenschutze im Alterthum, 
und der allmählichen Ausbildung des Konsular- 
wesens im Mittelalter, schildert der Verfasser in 
anschaulicher Weise die Entstehung der europäischen 
Konsulargerichtsbarkeit im bhzantinischen, später 
türkischen Reiche, dann in Nordafrika, Sansibar, 
Madagaskar, am Kongo, in der arabischen Halb- 
insel, Persien, Siam, China, Japan und endlich auf 
Samoa. In jedem Lande wird die Entwickelung 
dieser eigenartigen Einrichtung an der Hand des 
zuverlässigsten Materials bis zur Gegenwart ver- 
folgt und so dem Leser gleichzeitig ein wenig be- 
kanntes und sehr lehrreiches Kapitel der Kolonisa- 
tionsgeschichte vorgeführt. Von besonderem Interesse 
ist die Schilderung der Gestaltung der Beziehungen 
Frankreichs zum Orient im Laufe der Jahrhunderte 
und der Entstehung des von Frankreich lange ge-
	        
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