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Hus fremden Kolonien und
Produktionsgebieten.
Verbot des Einsammelns und Fortschaffens von Guano
im Schutzgebiete der Gilbert= und Ellice-Inseln.
Eine Verordnung des britischen Oberkommissars
für den westlichen Stillen Ocean vom 30. Novem-
ber 1900 lautet:
1. In dieser Verordnung soll der Ausdruck
„Schutzgebiet der Gilbert= und Ellice-Inseln“ die in
der Südsee unter 0° 52“ südlicher Breite und
169° 357 östlicher Länge gelegene und als Ocean-
Insel oder Paanopa bekannte Insel mitumfassen.
2. Vom 1. Januar 1901 ab ist das Einsammeln
und Fortschaffen von Guano und anderen Dünge-
stoffen auf Oed-= oder unbenutzten Ländereien im
Schutzgebiete der Gilbert= und Ellice-Inseln ohne
vorherige Erlaubniß des Oberkommissars für den
westlichen Stillen Ocean oder des für das genannte
Schutzgebiet bestellten Kommissars verboten. 3. Wer
einer Uebertretung dieser Verordnung für schuldig
befunden wird, soll mit einer Geldbuße von 10 8
oder mangels Zahlung mit Gefängniß mit oder ohne
Zwangsarbeit bis zu einem. Monat bestraft werden.
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Perschiedene MWittheilungen.
Professor Dr. Roblstock F.
Am 14. April d. Is. verstarb im Garnisonlazareth
zu Tientsin an Blutvergistung nach voraufgegangenem
Typhus der dem ostasiatischen Kriegslazareth-Personal
zugetheilte Medizinalreferent der Kolonial-Abtheilung,
Oberstabsarzt 1. Klasse, Professor Dr. Paul Kohlstock.
Professor Dr. Kohlstock, als Sohn des verstor-
benen Justizraths Kohlstock am 5. Januar 1861 in
Berlin geboren, studirte nach Absolvirung des dortigen
Wilhelms-Gymnasiums auf dem damaligen Medizinisch-
Chirurgischen Friedrich Wilhelms-Institut, der jetzigen
Kaiser Wilhelm-Akademie, in Berlin. Zum Assistenz-
arzt 2. Klasse am 21. September 1884 ernannt und
am 21. April 1887 zum Assistenzarzt 1. Klasse be-
fördert, schloß er sich Anfang 1889 der aus Reichs-
mitteln zur Niederwerfung des Araber-Aufstandes
in Deutsch-Ostafrika ausgerüsteten militärischen Expe-
dition des jetzigen Majors v. Wissmann an. Da
kurze Zeit nach seinem Eintreffen in Ostafrika der
Chefarzt, Stabsarzt Dr. Schmelzkopf, einen jähen
Tod fand, mußte Kohlstock in die Bresche springen
und, selbst noch Neuling auf afrikanischem Boden,
nicht nur die oberste Leitung aller sanitären Maß=
regeln, sondern als einziger Sanitätsoffizier auch die
Behandlung sämmtlicher Erkrankten und Verwundeten
bis zum Eintreffen eines Ersatzes übernehmen. Da-
neben fand er auch noch Gelegenheit, sich aktiv
kämpfend an der Niederwerfung des Aufstandes zu
betheiligen, wofür er als Anerkennung den Kronen-
Orden 4. Klasse mit Schwertern erhielt. Das Ueber-
maß von Arbeit und die damit verbundenen Strapazen
griffen die sonst stählerne Gesundheit des jungen Arztes
stark an und zwangen ihn, nach halbjähriger Dienst-
zeit in die Heimath zurückzukehren, wo er wieder in
die Armee zurücktrat. 1890 zum Stabsarzt befördert,
erhielt er verschiedene bevorzugte Kommandirungen —
als Stabsarzt zum Friedrich Wilhelms-Institut und
während der Choleraepidemie in das Elbstromgebiet.
Daneben blieb er indessen stets in engster Fühlung
mit den Schutzgebieten, da das Auswärtige Amt gern
von seinen in Ostafrika gemachten und bereitwilligst
zur Verfügung gestellten Erfahrungen Nutzen zog,
und so war es fast selbstverständlich, daß er, als
durch die Neuorganisation der obersten Leitung der
Schutzgebiete eine selbständige Kolonial-Abtheilung
geschaffen wurde, im Jahre 1896 unter Stellung
à la suite des Sanitätsoffizierkorps als Referent für
Medizinalsachen in die Kolonial-Abtheilung ein-
berufen wurde.
Als Ende 1896 der Geheime Medizinalrath
Professor Dr. Koch zur Erforschung und Bekämpfung
der Rinderpestepidemie sich nach Südafrika begab,
begleitete ihn der Stabsarzt Kohlstock als Assistent
und nahm regen Antheil an der Bekämpfung dieser
Seuche. Wenngleich er 1897 im südafrikanischen
Schutzgebiete, wo die Rinderpest bereits vor seinem
Eintreffen ausgebrochen war, zu spät eintraf, so waren
doch die von Professor Koch und ihm in der Kap-
kolonie gesammelten und veröffentlichten Erfahrungen
für die Schutzimpfungen in Südwestafrika grundlegend
gewesen. Nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm
Kohlstock wieder seinen Dienst bei der Kolonial=
Abtheilung, wurde im März 1898 zum Oberstabs-
arzt befördert und im Juli desselben Jahres mit
Rücksicht auf seine schriftstellerische Thätigkeit und
seine Eigenschaft als Lehrer am Seminar für orien-
talische Sprachen zum Professor ernannt.
Nachdem er Anfang Juni 1900 seine Gattin,
geb. v. Livonius, Tochter des Generalleutnants und
Kommandanten von Posen, mit der er zehn Jahre
in glücklicher Ehe gelebt, wenige Wochen nach der
Geburt eines Sohnes verloren hatte, stellte er sich
im Monat Juli desselben Jahres für das nach China
bestimmte Expeditionskorps des Reichsheeres zur
Verfügung; gern übertrug man dem vielerfahrenen
Sanitätsoffizier und Organisator die leitende Stelle
bei dem Oberkommando dieser Expedition, dessen
Thätigkeit in erster Linie eine organisatorische war.
Hier war Dr. Kohlstock ganz besonders am Platze.
Leider hat er in Ostasien einen frühen Tod finden
müssen, bevor ihm der Lohn für seine aufopfernde
Thätigkeit zu Theil werden konnte.
Die Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amts
verliert an ihm einen hochgeschätzten Mitarbeiter, das
Oberkommando der Schutztruppen einen pflichttreuen,
liebenswürdigen Kameraden, die Wissenschaft einen
ernsten Forscher von hervorragender Begabung. Sein
Name wird in der Kolonialgeschichte des Deutschen
Reiches unvergeßlich bleiben.
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