fläche mit der Luft abscheidet. Wickelt man ihn auf
einen Glasstab auf und fährt so fort, alle ab—
geschiedenen Häutchen zu entfernen, so kann man all—
mählich die ganze Milch zur Koagulation bringen.
Man wäscht alsdann das so erhaltene „Würstchen“
in fließendem Wasser gut aus und trocknet an der
Luft. Der so erhaltene Kautschuk, dessen Harzgehalt
bereits oben erwähnt wurde, ähnelt in der Farbe
und den übrigen Eigenschaften durchaus dem frei-
willig in der Milch koagulirten Stück, so daß das
Gesammturtheil nur dahin lauten kann, daß in der
Kick Jia africana Benth. ein werthvoller
Kautschukproduzent vorlicgt, dessen Milch
in reichlicher Menge einen sehr reinen und
brauchbaren Kautschuk enthält. Daß andere
chemische Agentien, wie Alkohol und Aether, die
Kie kKia-Milch, wie wohl alle Milchsorten, auch in
der Kälte momentan koaguliren, sei nebenher bemerkt,
für praktische Zwecke sind derartige Mittel natürlich
ausgeschlossen.
Man erinnert sich, daß Preuß bereits vor
einigen Jahren bei Victoria in Kamerun nahe der
Küste eine Kickx i aufgefunden hatte, die der echten
täuschend ähnlich sah, aus deren Saft jedoch von ihm
kein brauchbarer Kautschuk gewonnen werden konnte.
Ich habe denn auch damals zeigen können, daß die
vogelleimähnliche, in jener Milch vorhandene Substanz
in Aceton fast völlig löslich war, als Kautschuk mit-
hin nicht angesprochen werden konnte. Diese große
Verschiedenheit in den Ausnutzungsprodukten nächst-
verwandter Glieder einer Art darf weiter nicht
Wunder nehmen. Es genügt, wenn man an die
Gattung Manihot denkt, deren eine Art, N. utilissima
Pohl, Maniokmehl und Tapioka liefert, während
eine andere, N. Glaziowil Müll. Arg., als Stamm-
pflanze des Cearakautschuks bekannt ist.
Die oben beschriebene eigenthümliche Art der
Ausscheidung des Kautschuls aus der Kickxia-Milch
läßt es nicht als ausgeschlossen erscheinen, daß sich
dieselbe durch Räuchern gut verarbeiten lassen muß,
ebenso wie die Milch der Heveasorten im Amazonen-
stromgebiet. Kleine, allerdings recht primitive Ver-
suche mit der erhaltenen Milch haben mir diese
Vermuthung bestätigt, während beispielsweise die
Landolphia-Milcharten, die mir zur Verfügung standen,
sich für eine derartige Behandlung nicht eigneten.
Nicht jede Kantschukmilch und nicht jede Kautschul-
sorte verhält sich eben chemisch gleich; auch die beste
Art der Behandlung und Anfarbeitung kann deshalb
nicht für jede Sorte dieselbe sein.
Es darf aber allerdings hierbei nicht verschwiegen
werden, daß alle hiesigen Versuche mit der Kiekxia-
Milch schon deshalb nicht maßgebend sein können,
weil diese nicht in dem Zustand zur Verfügung stand,
in dem sie aus dem Baum fließt. Einerseits war
ein Theil des in ihr enthaltenen Kautschuks bereits
zur freiwilligen Koagulation gekommen, andererseits
war die rückständige Milch durch reichliche Zugaben
von Salmiakgeist auch noch verdünnt worden; endlich
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sind die hiesigen Temperaturverhältnisse von den
tropischen des Herkunftsortes weit verschieden. Nach
den Beobachtungen von Preuß gerinnt die Milch
unter der Einwirkung der Tropensonne bereits am
Baum und läßt sich direkt zu Wickelgummi ver-
arbeiten. Inwieweit hierbei die Koagulation eine
vollständige ist und zu einem für längeres Auf-
bewahren geeigneten Produkt führt, und ob deshalb
dies Verfahren nicht jedes andere überflüssig macht,
dies sind Fragen, die erst längere Versuche an Ort
und Stelle entschciden können.
Hoffen wir, daß sich zu diesen reichlichste Ge-
legenheit findet, und daß sich die Kickxia africana,
deren große Brauchbarkeit für die Kautschukgewinnung
nunmehr außer Zweifel steht, in unseren westafrika-
nischen Kolonien recht bald und recht reichlich aus-
dehnen möge. Augenblicklich scheint es ja allerdings
so, als ob alte ertragsreiche Bäume kaum noch viele
vorhanden, sondern bereits dem Jahre dauernden
Naubbau der Eingeborenen zum Opfer gefallen sind.
Ueber die Verwendung des Oels der Erênuß zu Speise-
und Salatöl
äußert Professor Dr. Warburg in der „Kolonial=
Zeitung“ Folgendes:
Eine große Bedeuntung für unsere afrikanischen
Kolonien könnte die Kultur der Erdnuß mit der Zeit
erlangen, und namentlich im Togogebiet, sowie in
Deutsch-Ostafrika dürfte sie dereinst eine große Rolle
zu spielen berufen sein. Als Plantagenkultur für
Europäer kommt sie kaum in Betracht, wohl aber
als Volkskultur für die Eingeborenen, besonders als
Exportkultur, vor Allem zur Erlangung der für die
Bezahlung von Stenern nöthigen Gelder.
Das Erdnußöl ist schon jetzt in Deutschland nicht
fremd, denn was meist von Südfrankreich als Provencer=
öl nach Deutschland kommt, ist eine unkontrolirbare
Mischung von Olivenöl verschiedenster Herkunft mit
Erdnußöl, das in Marseille aus den von Senegambien
in riesigen Mengen zugeführten Erdnüssen gepreßt
wird. Da sich aber die Preise auf der Grundlage
cchten Olivenöles halten, und auch die mehrfachen
Zölle und doppelten Transporte das Oel naturgemäß
vertheuern müssen, so ist es kein Wunder, daß das
in Deutschland aus den direkt importirten Erdnüssen
hergestellte Salat= und Majonnaisenöl für einen wesent-
lich billigeren Preis geliefert werden kann als das
sogenannte Provenceröl gleich guter Qualität. Es ist
daher zu hoffen, daß das deutsche Salatöl, dessen
erste Einführung wir dem Deutschen Kolonial-=
haus (Bruno Antelmann) in Berlin C. ver-
danken, sich schnell Bahn brechen wird.
Bei dem jetzigen geringen Erdnußexport unserer
Kolonien ist es freilich nicht möglich, für unsere
Schußgebiete einen großen Gewinn daraus zu ziehen,
betrug doch der Erdnußerport Togos 1897 erst
7863 kg im Werthe von 1600 Mk., während aus