Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

stecklinge unterzubringen. Da die Behörden mir in 
der liebenswürdigsten Weise entgegenkamen, war auch 
dies bald erledigt. 
Die Ficusstecklinge wurden dem botanischen Garten 
übergeben. 
an die drei in Frage kommenden Pflanzungen abge- 
geben, zum Theil an den botanischen Garten. 
Ueber die Anbaufähigkeit der Kickxia glaube ich 
solgende Ansichten aussprechen zu dürfen. 
Vor allen Dingen haben die KickKia-Arten vor 
den meisten anderen zum Plantagenbau geeigneten 
Pflanzen den Vorzug voraus, daß die Anlage der 
Plantage mit geringen Kosten verbunden ist, da das 
Abholzen der Urwälder in diesem Falle nicht nöthig 
ist. Ich habe Kickxia im Vorubalande nur in 
dichten Urwäldern gesehen unter dem Schatten be- 
deutend höherer Bäume. Ob sie sich also als Schatten- 
53 
i 
I 
1 
i 
« 
— 
0 
besucht. Dieselben siehen durchaus nicht schlecht, doch 
bezweifle ich, daß sie in sieben Jahren schon angec- 
zapft werden können, wenn es uns nicht etwa ge- 
lingen sollte, auch die Blätter und krautigen Theile 
Der Kickxia-Samen wurde zum Theil, (wie es jetzt beim Guttapercha der Fall ist) zur 
Kautschukgewinnung zu verwenden. Ich habe große 
Hoffnung, daß mein Aufenthalt am Kongo uns der 
Lösung dieses Problems einige Schritte näher brin- 
gen wird. 
Den drei in hiesiger Gegend in Frage kommen- 
den Plantagen habe ich einen Besuch von je einigen 
Tagen gemacht, gedenke aber später, nach meiner 
Rückkehr vom Kongo, dieselben wirklich genauer zu 
untersuchen, da mir dann noch die im Kongostnate 
baum für Kakao eignen würde, ist noch festzustellen. 
Ich würde vorschlagen, in den Urwäldern nur soviel 
Unterholz zu schlagen, als sich mit Cutlas und zwei 
bis drei Axtschlägen beseitigen läßt, so daß man einen 
freien Boden erhält. Dann könnten die einzelnen 
Pflanzen in etwa 5 m Abstand gepflanzt werden. 
Natürlich muß für Reinlichkeit in der Pflanzung ge- 
sorgt werden, bis die Pflänzchen stark genug sind, 
sich selbst den Weg zu bahnen. 
des Urwaldes bleibt, würde Unkraut sich wohl nur 
in geringer Menge einstellen. 
Es ist mir bisher nicht möglich gewesen, festzu- 
stellen, wie lange die Kickxia einem rationellen 
Anzapfen widerstehen würde. Nehmen wir an, daß 
dies nur fünf Jahre lang der Fall ist, dann müßte 
ihr eine mehrjährige Ruhezeit gelassen werden, oder 
man sollte sie überhaupt nur in jedem zweiten Jahre 
anzapfen, was meiner Meinung nach das rationellste 
wäre. Die Gummisammler versicherten im Yoruba= 
lande, daß sie ½ bis 34 kg Gummi im Jahre von 
der Kickxia bekämen. Da meines Wissens das Kilo 
in Europa etwa 6 bis 7 Mk. bringt, so wäre das 
allerdings ein sehr lohnender Anbau. Es wäre wohl 
am einfachsten, eine derartige Gummipflanzung in 
verschiedene Parzellen zu theilen, welche dann ab- 
wechselnd angezapft werden könnten. 
Was die Boden= und Lokalitätsverhältnisse an- 
betrifft, so scheint die Kickxia nicht wählerisch zu 
sein, ich habe sie in sehr fettem wie sehr sterilem 
Boden in den verschiedensten Höhenlagen gefunden, 
z. B. wächst sie auch in Höhen wo Kakao kaum noch 
gebaut wird, d. h. über 750 m Höhe. Außerdem 
Da der Schatten 
gesammelten Erfahrungen zur Seite stehen werden. 
Die Moliwepflanzung besuchte ich zuerst. Hier 
war gar nichts zu machen, da der Leiter Herr 
Stammler erst den Urwald zu schlagen anfing, um 
sein Wohnhaus zu bauen. Von Anpflanzungen kann 
hier noch keine Rede sein. Er sprach den Wunsch 
aus, auch so bald als möglich Gummi anpflanzen 
zu können. Mit Genehmigung des Bezirksamtes in 
Victoria übergab ich daher dem botanischen Garten 
wäre es ja nicht einmal nöthig, so weit hinaufzu- 
gehen, da die Plantagen ja in den niederen Höhen 6 
mehr Land besitzen, als sie in absehbarer Zeit be- 
pflanzen können. 
Während meines Aufenthaltes in Buca fand ich 
noch eine andere Ficusart, welche ein ganz ähnliches 
Material liefert wie die Lagos-Ficus. Proben werde 
ich auch hiervon demnächst einschicken. 
Auch die Landolphia-Anpflanzungen des Herrn 
Günther in Soppo habe ich bei der Gelegenheit 
1 
1I 
— 
1 
1! 
I 
eine Anzahl Kickxia-Samen, welche dort ausgesäet 
wurden, aber innerhalb der nächsten sechs Monate 
von Herrn Stammler wieder abgeholt werden 
sollen. Herr Stammler glaubte schon in drei 
Monaten die jungen Pflänzchen zu sich nehmen zu 
können. Der Boden ist vorzüglich für die Kultur 
der Kickxia geeignet, besonders die steileren steinigen 
Hügel, welche nicht mit Kakao bepflanzt werden. Auf 
jenen Hügeln ist die Vegetation fast dieselbe wie in 
den Lagoswäldern, wo meine Kickxia-Samen her- 
stammen. Besonders sind die Urwaldbäume fast ohne 
Ausnahme identisch. 
Von Bibundi möchte ich genau dasselbe sagen 
wie von Moliwe. Auch hier liegen die Verhältnisse 
günstig. Herr Rackow, der Leiter daselbst, sprach 
sich anfangs gegen die Kickxia-Kultur aus; er ist 
aber nun wenigstens soweit bekehrt, daß er die Ab- 
sicht hat, in dem im Gebirge liegenden Vorwerk 
Bomana Gummi anzupflanzen. Ich habe ihm zu 
diesem Zweck Samen zurückgelassen. Mit Herrn 
Hauptmann v. Besser, welcher gerade die eine 
Bibundi—Songigrenze festlegte, habe ich Gelegenheit 
gehabt, den Charakter der Bibundi-Urwälder kennen 
zu lernen. Ich bin fest davon überzeugt, daß Kickxia- 
sich hier sehr gut bewähren würde. 
Hier in Kriegsschiffhasen auf der Plantage der 
„Kamerun-Land= und Plantagengesellschaft“ wird von 
Herrn Friederici dem Gummianbau ein äußerst 
reges Interesse entgegengebracht, obgleich Herr Frie- 
derici früher durchaus gegen denselben war. Ich 
verspreche mir von diesem Ort für die Zukunft sehr 
günstige Resultate. Die für den Gummibau in Aus- 
sicht genommenen Lokalitäten des Gebietes sind für 
den Zweck vorzüglich geeignet; zudem sind die An- 
pflanzungen hier in trefflichen Händen, wie Herr 
Friederici schon bei seinen Kakaokulturen bewiesen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.