Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

ein riesiger Urwald, in dem Kickrien zahlreich vor- 
handen waren, die echte sowohl wie die falsche. 
Mafura war das erste Dorf der Bakossi. In dem 
nahegelegenen Eko-Keyote machten wir Mittagsrast. 
Diese Region ist ein wundervolles Plan- 
tagengebiet, aus dem unserer Kolonie noch 
viel Nutzen erwachsen wird. Kickxria kommt 
hier in der Umgegend auch bis zum Fuße 
der Bakossiberge vor. Landolphien sind 
allenthalben vorhanden. Die Bakossis ziehen 
zur Gummibereitung die Landolphien, soweit dies 
möglich, von den Bäumen herunter und hacken die 
Zweige dann in etwa ½ m lange Stücke, welche 
zunächst längs der Waldwege aufgestapelt werden. 
Dann wird durch weiteres Zerschlagen derselben die 
Milch in Gefäßen aufgesangen und dann zu Gummi 
verarbeitet. Die häufigste Art ist das Formen 
kleiner Bälle, welche dann zu Scheiben zusammen- 
geklebt werden; dieser Gummi geht in Victoria an 
der Küste unter dem Namen Baligummi. Ich habe 
aber auch größere Bälle und Klumpen von Gummi 
im Bakossigebiete gesehen. 
Von Eko-Keyote bis Nyasosso steigt der Weg 
erst langsam an, durch die Dörfer Eté, Dibandjé, 
Ngusi, Endumessui führend. Von dem letzt- 
genannten Orte bis Nyasosso hatten die Träger 
stellenweise auf allen Vieren den Berg hinauf- 
zuklimmen. In Nyasosso gewährte ich meinen Leuten 
einen Ruhetag, um dann auf demselben Wege wieder 
nach Mundame zurückzukehren. Nach Ansicht der 
Missionare in Nyasosso soll der von mir zurück- 
gelegte Weg zwischen Mundame und Nyasosso von 
keinem Europäer vorher gemacht worden sein; die- 
selben hätten alle östlichere Routen gewählt. 
Am 30. Januar traf ich wieder in Mundame 
ein und trat am 1. Febrnar dann die Rückkehr auf 
dem Mungo an. Ich fuhr bis zu den Mungo- 
dörfern hinunter und von dort durch die Creeks 
nach N'Bamba, dem Vorwerke der Kriegsschiffhafen- 
Plantage. Ueber Land kehrte ich nach Victoria 
zurück. Hier langte ich am 3. Februar an, leider 
zu spät, um noch Nachrichten nach Europa senden 
zu können. 
Da ich auch noch die Südküste und vor allen 
Dingen Campo mit 
verlieren. Leider bot sich erst am 10. Februar Ge- 
legenheit, zunächst einmal erst bis hier nach Kamerun 
zu kommen. Nun warte ich bereits eine Woche hier 
auf die Ankunft des englischen Dampfers, der mich 
nach dem Süden bringen soll. Derselbe ist schon 
seit dem 9. d. Mts. fällig und erst heute eingetroffen. 
Aus den Bakossibergen habe ich Erdproben 
mitgebracht, welche bereits an Herrn Geheimrath 
Wohltmann abgeschickt sind. Ich bin der festen 
Ueberzeugung, daß sich die Gelände am Fuße der- 
selben vorzüglich zum Plantagenbau eignen 
werden. Das Gebiet ist vorzüglich bewässert 
und besitzt große ebene Flächen. 
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der Plantage des Herrn 
Küderling besuchen wollte, hatte ich keine Zeit zu 
  
Als im Januar Herr Geheimrath Wohltmann 
nach Victoria kam, machte er mir den Vorschlag, 
doch auch einen Monat auf die Bereisung unserer 
Kolonie Togo zu verwenden. Nach mehreren Be- 
sprechungen nahm ich den Vorschlag an. Es wurde 
dabei die Vereinbarung getroffen, daß ein Theil der 
Kosten durch Herrn Sholto Douglas gedeckt 
werden sollte, da ich zumeist durch die von ihm er- 
worbenen Gebiete zu ziehen hätte. Falls es mir ge- 
lingt, noch bis Anfang März von Campo zurückzu- 
kehren, habe ich den Monat März für diesen Zweck 
bestimmt. Ich werde versuchen, über Misahöhe 
bis zu den von Herrn Sholto Douglas erwor- 
benen Gebieten in der Landschaft Boßa vorzu- 
dringen. Mit dem April-Dampfer würde ich dann, 
wenn ich gesund bleibe, in, Hamburg eintreffen. 
Sollte es mir nicht gelingen, die Kickria in Togo 
sestzustellen, so werde ich natürlich auch dort darauf 
hinarbeiten, daß man daselbst mit ihrer Kultur be- 
ginne. Ebenso werde ich natürlich auch die ver- 
schiedenen Ficusarten auf ihren Kautschukgehalt hin 
untersuchen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, 
daß die von mir aus Lagos mitgebrachte Fikus, 
welche einen wirklichen Kautschuk giebt, auch in Togo 
vorhanden ist. 
Den Bericht über meine Reise nach dem Süden 
werde ich dann wahrscheinlich noch zugleich mit dem 
vorliegenden einschicken, oder wenigstens einige Notizen 
darüber. 
Ueber die von mir aus den Bakossibergen mit- 
gebrachten Erdproben werde ich das Urtheil des 
Herrn Geheimraths Wohltmann erbitten und dann 
darüber berichten. 
Ich danke dem Komitee auch bestens für das 
Vertrauen, welches mir durch das Angebot der 
Leitung einer Guttapercha-Expedition nach der Südsee 
entgegengebracht worden ist. 
Deutsch-Neu-Guinra. 
Eine IStrafexpedition auf Aeu-Guinea. 
Einem Bericht des Führers des Ablösungstrans. 
ports S. M. S. „Möwe“, Oberleutnant z. S. Rein- 
hold Schmidt zufolge, war dieser Transport auf 
dem Reichspostdampfer „Stettin“, Kapitän Nieder- 
mayer, in Friedrich Wilhelmshafen am 7. März 
d. Is. eingetroffen. Auf Requisition des Kaiserlichen 
Richters Dr. Böters daselbst wurde anderen Tages 
gegen die an der Nordostküste von Neu-Guinea ge- 
legenen Dörfer Kamaya und Awar, deren Bewohner 
den auf der Insel Lanz befindlichen Händler der 
Neu-Guinea Kompagnie wiederholt bedroht und an- 
gegriffen und kurz vorher vier seiner Leute ermordet 
und ausgefressen hatten, eine Strafexpedition unter- 
nommen, an welcher sich außer dem genannten 
142 Mann starken Kommando der Kaeiserliche Richter, 
der Arzt der „Stettin“ Dr. Starke, und 14 Po-
	        
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