Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Tanz an die Seite stellen, und ebensowenig wird 
bei uns — vielleicht mit Ausnahme des Ballets — 
so exalt getanzt wie hier. Wie wohl bei den meisten 
Naturvölkern, bildet auch hier unter Anderem das 
erotische Thema das Motiv. Als Schmuck werden 
Federn, Blumen, Hals-, Arm- und Leibbänder ver- 
wendet, daneben wird der Körper bemalt; vor Allem 
sind Muschelketten aus rothen, abgeschliffenen Gliedern, 
die einen sehr hohen Werth haben, heiß begehrt. 
Dem Christenthum stehen die Yaper kühl gegen- 
über. Trotzdem seit fast fünfzehn Jahren auf der 
8000 bis 9000 Einwohner zählenden Insel die 
Kapuziner-Mission mit etwa 12 Köpfen arbeitet, 
werden die Kirchen fast gar nicht besucht; so zäh die 
Yaper an ihrer Tracht hängen, hängen sie an ihren 
Sitten. 
Dem Bezirksamt sind sie freundlich gesinnt. Sie 
besitzen viel natürlichen Takt, sind gehorsam und 
bringen viele ihrer kleinen Sorgen vertrauensvoll 
vor mit der Bitte um Rath oder Abhülfe. Im Be- 
sonderen hat sich der Häuptling Rounewai als ein 
guter Freund und Berather erwiesen, dem das Be- 
zirksamt viel Dank schuldet. Nach alledem ist nicht 
anzunehmen, daß bei vernünftiger Behandlung jemals 
ernstliche Feindseligkeiten gegen die Verwaltung aus- 
brechen. Wir können mit dem Menschenmaterial 
recht zufrieden sein, mir persönlich sind sie jedenfalls 
von allen unter der deutschen Herrschaft stehenden 
Südseevölkern die sympathischsten. 
SLamva. 
Der Dandel von Samoa im Jahre 1899. 
Wenngleich die kriegerischen Unruhen des Jahres 
1899 eine über mehrere Monate sich erstreckende 
völlige Stockung im Handel von Samoa herbei- 
geführt hatten, ist doch das Bild, das die in dem 
amtlichen Gouvernementsblatt vom 15. März d. Is. 
veröffentlichte Statistik von der Ein= und Ausfuhr 
giebt, ein recht erfreuliches. Dank einer ungewöhn- 
lich reichen Kopraernte sind die Ziffern der Ein- 
und Ausfuhr die höchsten, die seit der ersten Auf- 
stellung amtlicher Statistiken im Jahre 1892 erreicht 
wurden. Der Werth der eingeführten Waaren, die 
im Lande verbraucht wurden — also abgesehen von 
den durchgehenden Gütern — belief sich auf 
2141 004,73 Mark; das bedeutet eine Zunahme 
gegenüber dem ungünstigsten der Vorjiahre (18960) 
von rund 898 000 Mark, dem günstigsten der Vor- 
jahre (1894) von rund 297 000 Mark. 
In der Art der Einfuhrartikel sind Aenderungen 
nicht eingetreten. Für den Absatz an die Einge- 
borenen kommen in erster Linie Kleidungsstoffe in 
Betracht, daneben als Masseneinfuhrartikel Hartbrod 
(Biskuits), Salzfleisch, konservirtes Fleisch, Nahrungs- 
mittel, die von den Samoanern, wenungleich der 
Grundstock ihrer Mahlzeiten aus den Erzeugnissen 
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des Landes, Taro, Yams, Zuckerrohr, Brotfrucht, be- 
stehen, hoch geschätzt und namentlich bei festlichen 
Veranstaltungen in großen Mengen verbraucht wer- 
den. Die Eingeborenen Samoas haben sich infolge 
der schon seit 70 Jahren bestehenden Beziehungen 
zu Weißen manche Bedürfnisse zu eigen gemacht, 
denen man bei Völkern, die eben erst in den Ver- 
kehr einbezogen werden, nicht begegnet. So sieht 
man allabendlich in jeder samoanischen Hütte eine 
Lampe brennen, fast jede samoanische Familie besitzt 
in ihrem Inventar eine Nähmaschine, die von den 
Frauen und Mädchen geschickt gehandhabt wird. 
Außerordentlich groß ist der Bedarf an Regen- 
schirmen, die zum Schutz gegen Regen und Sonnen- 
schein dienen, zugleich aber auch als Zeichen einer 
gewissen Vornehmheit gelten und deshalb von beiden 
Geschlechtern sehr begehrt sind. 
Es ist anzunehmen, daß die Einfuhr, nachdem 
endlich die lang ersehnte politische Ordnung in 
Samoga eingerichtet ist, von Jahr zu Jahr zunehmen 
wird. Denn das Kaufvermögen der Bevölkerung 
muß, wenn sie sich jetzt ungestört der Bearbeitung 
ihres Landes und der Ausnutzung ihrer Kokos- 
palmenbestände zuwendet, naturgemäß sich erhöhen. 
Wie erwähnt, war das Jahr 1899 der Ertrags- 
fähigkeit der Kokospalmen besonders günstig, was, 
da Kopra bis jetzt das einzige Massenausfuhr- 
erzeugniß darstellt, eine starke Steigerung des Werths 
der Ausfuhr im Gefolge hattc. Er betrug 1 488 960,90 
Mark und übertraf damit den Ausfuhrbetrag des 
ungünstigsten der Vorjahre (1893) um rund 
893 000 Mark, des günstigsten der Vorjahre (1894) 
um rund 420 000 Mark. 
Die Menge der Kopra, die verschifft wurde, 
belief sich auf 7792 Tonnen und überstieg den 
Durchschnittsjahresertrag um rund 2000 Tonnen. 
Der größte Theil der Kopra wird von den Ein- 
borenen bereitet, die in primitiver Weise das Mark 
der Kokosnuß an der Sonne dörren. Etwa 2000 
Tons sind auf den Pflanzungen der Deutschen 
Handels= und Plantagen-Gesellschaft in geordneten 
Pflanzungsbetrieb gewonnen worden. Diese Kopra 
hat schon deshalb einen größeren Werth, weil sie 
ausschließlich aus voll ausgereiften Nüssen hergestellt 
wird. Während die Eingeborenen nicht selten, wenn 
Bedarf an Geld, Kleidung oder Lebensmitteln an 
sie herantritt, ihren Palmenbeständen möglichst viele 
Frucht entnehmen, findet auf den Pflanzungen ein 
Abschneiden der Nüsse von den Bäumen nicht statt, 
vielmehr wird gewartet, bis sie voll ausgereift zur 
Erde fallen. Zudem sind auf allen Pflanzungen 
Anlagen zum Trocknen der Kopra eingerichtet, in 
denen dieser Prozeß vermöge heißer Luft in mehr 
gleichmäßiger Weise bewirkt wird, als es bei der 
von der Witterung abhängigen Trocknung an der 
Sonne geschehen kann. 
Neben der Kopra finden sich unter dem Aus- 
fuhrgut noch frische Früchte, Bananen und Ananas, 
verzeichnet. Die Ausfuhr, die einen Werth von
	        
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