Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Wunsch aus, wir möchten eine Missionsstation in 
Utale gründen und eine zweite in Ukande. 
Leben Sie wohl 2c. 
Br. Rodriguez, 
Missionär zu St. Bonifaz, Mlulwe (Tanganyika).“ 
Einem ebenfalls in der geilschrift „Gott will es“ 
veröffentlichten Briefe des Paters F. Lux entnehmen 
wir über die Mission von Kiboscho (Kilimandjaro) 
Folgendes: 
In den Nachbarländern Kiboscho haben wir, in 
ziemlicher Entfernung, acht Schulen. Wir können 
jedoch nur abwechselnd eine apostolische Rundreise 
dorthin machen. Des Montags in aller Frühe bricht 
man auf, mit uns führen wir Schlaf= und Speise- 
saal, doch ist Alles ziemlich vereinfacht. 
Zu unserem größten Troste nehmen wir wahr, 
daß die Völkerschaften, in deren Mitte wir leben, 
vortreffliche Gesinnungen an den Tag legen, besser 
sogar als die von Kiboscho. Ungefähr tausend 
Kinder beiderlei Geschlechts besuchen die Schulen. 
Seit kaum einem Jahre befinde ich mich unter ihnen, 
und schon ist eine große Aenderung in ihnen vor- 
gegangen. Am ersten Tage waren sie reine Wilde. 
Durch die kleinste Geberde hätte ich fie ins Dickicht 
zurückgejagt. Heute kommen sie dem Pater entgegen, 
grüßen ihn, scherzen und unterhalten sich mit ihm. 
Trotz der Kriege des alten Sinas findet sich hier 
eine zahlreiche Bevölkerung. Durch den Aufenthalt 
der Europäer sind diese Ausrottungskriege von nun 
an unmöglich geworden. Mit dem Vordringen der 
Civilisation verschwindet nach und nach auch der 
Kindermord. In zehn Jahren wird die Einwohner- 
zahl sich verdoppelt haben. Infolge der Unter- 
drückung der Kriege kommen die Männer an Zahl 
den Frauen ungefähr gleich, daher werden sie sich 
auch weniger der Vielweiberei hingeben können. 
Kurz, unsere Nachfolger, die jetzt noch das Weißbrot 
des Noviziates genießen, werden eines Tages in 
Kiboscho eine reiche Ernte antreffen. 
Unsere Schulen sind keine Häuser. Riesige 
Bäume find es, in deren Schatten sich Jedermann 
behaglich fühlt. Schulhäuser haben hier gar keinen 
Zweck. Während der Regenzeit sind die Wege so 
schlecht, die Regengüsse so häufig, daß Jedermann 
ruhig zu Hause bleibt. In der heißen Jahreszeit 
ziehen Schwarze und Patres die reine Himmelsluft 
vor, an der Ueberfluß ist unter diesen Baumriesen. 
Dazu kommt noch, daß die Sandflöhe, von denen 
es in den Wohnungen wimmelt, uns im Freien nicht 
so sehr belästigen. 
Hiermit sind die Neuigkeiten ungefähr erschöpft. 
P. Rohmer ist beständig sehr von den Bauten in 
Anspruch genommen. Gegenwärtig vollendet er ein 
Kloster, das, gegen September, sechs Schwestern auf- 
nehmen soll. Nach diesem Kloster, für das er 
manches Lob einerntet, kommt die Reihe an die 
provisorische Kapelle. Wir bedürfen eines wahren 
Domes, um alle unsere Christen aufnehmen zu 
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können. Der Bruder Simplizianus leistet Wunder- 
bares im Garten. Kohl, Mohr- und Runkelrüben, 
Rettige von außergewöhnlichem Umfange gedeihen in 
üppiger Fülle. Neulich waren wir zu einer Wein- 
lese eingeladen, bei der Jeder von der prachtwollen 
schwarzen Traube kosten konnte. Dank einer kleinen 
Mühle, die alles Getreide in Mehl umwandelt, be- 
sitzen wir die wesentlichen Bestandtheile zu jedem 
beliebigen Brote. Innerhalb eines Jahres werden 
unsere Kaffeebäume uns schon reichlich versorgen, uns 
und alle Europäer des Gebirges. Was fehlt denn 
zu unserem Glück? 
P. F. Lux, apostolischer Missionär. 
  
Ein auch in „Gott will es“ veröffentlichter Brief 
des Missionars Pater Vormann, datirt Potsdam- 
hafen, 7. März 1900, schildert die Aussichten der 
Steyler Mission als sehr günstig und meldet unter 
Anderem: 
Die Zahl der Missionäre ist in den hinter uns 
liegenden drei Jahren einschließlich der Laienbrüder 
und Schwestern von sechs auf achtzehn gestiegen. 
Aus einem armseligen Schuppen, der im Begmn 
unsere Wohnung bildete, sind bereits drei vollendete 
Niederlassungen hervorgegangen, mit ebenso vielen 
Schulen, die fleißig besucht werden. Die Haupt- 
station und Residenz des Apostolischen Präfekten, 
St. Joseph auf Tumleo, macht auf alle Besucher 
einen äußerst günstigen Eindruck. Aus 150 nackten 
unerzogenen Buschkindern sind brave katholische Kinder 
geworden. 
Gegenwärtiger Monat März wird die feierliche 
Taufe an den Erstlingen aus der Schaar der Jüng- 
linge und Jungfrauen vollzogen sehen. Eine fast 
unmittelbare Folge wird sein, daß die ersten katho- 
lischen Ehen in unserer Mission geschlossen werden. 
Spätere Zeiten werden, so hoffen wir, weitere 
Glieder der begonnenen Kette einfügen. 
Nächsten Monat geschieht die Gründung einer 
vierten Niederlafsung, und zwar auf der Insel Aly 
in Berlinhafen. Die Eingeborenen dort sind längst 
mit unseren Zielen bekannt. Sie freuen sich auf 
unsere Ankunft. Die dortige Station wird nicht nur 
eine sehr schöne, sondern auch eine recht erfolgreiche 
sein. Wie mit den Leuten auf Aly ist es auch mit 
vielen anderen Stämmen in einem Umkreise von 
50 Meilen. Sie alle haben es durch die Tumleo- 
leute, welche aus Gründen des Handels große Reisen 
machen, erfahren, was wir thun und wohin wir 
streben. Wir genießen überall einen guten Ruf, und 
das wird uns, so dürfen wir hoffen, in Zukunft 
unsere Aufgabe bedeutend erleichtern. 
Besondere Erwähnung findet noch das gute 
Einvernehmen mit der Landesverwaltung in den 
Worten: Das Kaiserliche Gouvernement hat bei ver- 
schiedenen Gelegenheiten einen überaus billigen und 
gerechten Standpunkt gegen die Mission eingenommen, 
wodurch natürlich manche : Schwierigleiten beinahe 
verschwinden.
	        
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