Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

dens und fleißigere Ausnutzung der Zeit in Fleisch 
und Blut übergegangen ist. Auch werden in der 
Landwirthschaftsschule praktische Versuche angestellt, 
z. B. augenblicklich darüber, welcher Pflug und welches 
Zuchtvieh sich wohl zur Einführung bei den Ein- 
geborenen am besten eignet. 
Die Sklaverei hat im Bezirk mangels größerer 
arabischer Schambenbesitzer nur noch geringen Um- 
fang. Die wenigen Tausende von Haussklaven werden 
durchgehends gut behandelt, schon aus Furcht, daß 
dieselben bei Mißhandlungen zum Bezirksamt gehen 
und dann befreit werden. 
An im Berichtsjahre ausgeführten öffentlichen 
Arbeiten sind außer dem Ausbau der Karawanen- 
straße im Wesentlichen folgende zu erwähnen: Die 
Steinbeschotterung einer Reihe von Straßen in der 
Stadt, die Abböschung eines großen Theiles der 
zerrissenen Hafenufer, die Anlage eines neuen Euro- 
päerkirchhofes nebst dem Zufuhrwege sowie die Her- 
stellung eines Eingeborenen-Friedhofes. Auch ist ein 
öffentliches Müllabfuhrwesen mit Ochsenkarren be- 
schafft worden, dem jeder Hausbesitzer gegen Ent- 
richtung einer kleinen Gebühr sich anschließen kann. 
Kilwa. 
Im Bezirk wohnen 23 Europäer. Die Anzahl 
der farbigen Bevölkerung des Bezirks beträgt nach den 
Listen für die Häuser= und Hüttensteuer insgesammt 
95 211. Die Zahl der ansässigen Araberbevölkerung 
mit 635 hat sich gegen das Vorjahr nicht geändert, 
während die Zahl der Inder von 296 auf 320 ge- 
stiegen ist. Kilwa, der einzige größere Wohnplatz 
des Bezirks, zählt 3032 Einwohner. 
Die wirthschaftliche Lage des Bezirks ist gut. 
Die diesjährige Ernte war eine gute Durchschnitts- 
ernte, obgleich die Regenzeit in den Küstenbezirken 
nicht sehr reichlich war. Heuschrecken sind nicht auf- 
getreten. Die Mtamafelder wurden stark von der 
Assali= (Honig-) Krankheit — einer Pilzinfeltion — 
heimgesucht, und die Eingeborenen wandten sich des- 
halb vielfach anderen Kulturen zu. Insbesondere 
wurde mehr Sesam gepflanzt, ungefähr um die 
Hälfte mehr als in früheren Jahren. Auch die 
Maiskultur hob sich, es wurde hiervon etwa drei 
Mal so viel wie im Vorjahre gebaut. Reis, der 
ein sehr beliebtes Nahrungsmittel der farbigen Be- 
völkerung bildet, ist ebenfalls mehr als in früheren 
Jahren gebaut worden, so daß die Einfuhr gegen 
das Vorjahr um etwa die Hälfte (von 1 084 528 
Pfund auf 541 363 Pfund) zurückgegangen ist. Er- 
heblich hat sich die Erdnußkultur gehoben. Während 
im Vorjahre nur 554 Pfund Erdnüsse ausgeführt 
wurden, betrug die Ausfuhr im Berichtsjahre 
18 958 Pfund. Im benachbarten nördlichen Portu- 
giesisch-Ostafrika werden Erdnüsse schon seit langen 
Jahren in ganz bedeutenden Mengen gebaut, dort 
bildet dies werthvolle Produkt fast den einzigen 
Ausfuhrartikel. Da sich der Boden in den hiesigen 
Küstenbezirken wegen seines hohen Kalkgehaltes für 
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diese Kulturen besonders gut eignet, der Anbau selbst 
nicht viel Arbeit verursacht und unter Heuschrecken- 
fraß nicht leidet, so hat das Bezirksamt in neuerer 
Zeit die Eingeborenen auf das Gewinnbringende 
dieser Kulturen hingewiesen. Wenn das Erfolg hat, 
wird die Kommune eine Maschine zum Enthülsen 
der Früchte beschaffen, um den Eingeborenen Ge- 
legenheit zu geben, gegen eine geringe Vergütung 
das Enthülsen, das als Handarbeit sehr viel Zeit 
beansprucht, hier vornehmen zu lassen. Der euro- 
päische Markt nimmt das Produkt nur ohne 
Hülsen an. - 
Die Kokospalmenkultur, für welche hauptsächlich 
die Inselgruppe Chole-Mafia in Frage kommt, hat 
sich von den nachtheiligen Folgen des Ausbleibens 
der Regenzeit in den Jahren 1897 und 1898 noch 
nicht ganz erholt. Wenn nicht besonders unglückliche 
Umstände eintreten, wird sich diese Kultur auf Chole: 
Mafia, deren Bodenverhältnisse sich dafür hervor- 
ragend eignen, in den nächsten Jahren aber wieder 
bedeutend heben. Es sind im Berichtsjahre wieder 
etwa 20 000 Palmen neu angepflanzt, so daß jetzt 
207 000 Bäume vorhanden sind. Auch die Arbeiter- 
verhältnisse sind auf den Inseln die denkbar günstigsten. 
Kautschuk, das Haupthandelsprodukt des Bezirks, 
wird fast nur in der Gegend von Donde-Barikiwa 
gewonnen. Hier sind u. UM. drei deutsche Firmen 
durch Angestellte vertreten, die nur mit dem Einkauf 
dieses Produktes beschäftigt sind. Es sind an Kaut- 
schuk etwa 1400 Sack, 300 mehr als im Vorjahre, 
zur Ausfuhr gelangt. Im März d. Is. hat das 
Gouvernement nach Barikiwa einen Gärtner gesandt, 
der dort eine Gummiplantage von Manihot Glaziovii 
angelegt hat. Die von ihm angestellten Versuche 
sind gut ausgefallen. 
Der Rindviehbestand wird auf den Inseln Mafia 
und Chole etwa 4000 Stück betragen. Im Ucbhrigen 
wird Rindviehzucht im Bezirk nur wenig betrieben. 
Das Kleinvieh, welches die Eingeborenen besser zu 
behandeln verstehen und für welches auch die Boden- 
verhältnisse günstiger sind, hat sich dagegen vermehrt. 
Der Wildreichthum des Bezirks, besonders in der 
Gegend von Barikiwa, woselbst sich im Anfang dieses 
Jahres zwei Berufsjäger niedergelassen haben, ist 
ziemlich bedeutend. Es kommen vor: Elefant, Nas- 
horn, Flußpferd, Zebra, Büffel und verschiedene 
Arten von Antilopen. 
Die Entwässerung der Sümpfe im Süden der 
Stadt Kilwa ist vollendet, und in der Stadt sind 
größere Kanalisationsarbeiten ausgeführt worden. 
Die Quaimauer ist in einer Länge von 560 m 
vollendet. An dem Ausbau der Hauptverkehrsstraße 
des Bezirks von Kilwa nach Barikiwa, welche in der 
Fortsetzung über Songea den Verkehr mit Wiedhafen 
und dem Nyassagebiet vermittelt, wurde eifrig weiter 
gearbeitet. Die Straße ist nunmehr für Lasten- 
fuhrwerk passirbar. In Abständen von etwa 25 km 
sind Rasthäuser gebaut und Lagerplätze für Kara- 
wanen eingerichtet worden. 
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