Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Kilossa, den 12. Januar 1901. 
Die Karawanenstraße von Kilossa bis Kidete 
führt an den Mukondokwafluß hinauf durch ein 
fruchtbares Thal, das an mehreren Stellen mit 
dichteim Urwald bestanden ist. Das Thal war früher 
vor den Waheheeinfällen dicht bevölkert. Jahre lang 
war dann die Straße verlassen, bis vor etwa einem 
Jahre die Station Kilossa an verschiedenen Stellen 
ehemalige Askari der Schutztruppe ansiedelte. Jetzt 
fangen auch die Eingeborenen, denen es seiner Zeit 
gelungen war, vor den Wahehe in die Berge zu 
flüchten, langsam an, sich wieder an der Straße im 
Thale niederzulassen. Solche Niederlassungen befinden 
sich zur Zeit in Kidage halbwegs bis Mwini-Sagara, 
in Muwini-Sagara und in Kidete, sie gewähren mit 
ihren von den ehemaligen Askaris erbauten sauberen 
Häusern und geraden Straßen einen freundlichen 
Anblick. Kidete, wo sich auch ein Grieche nieder- 
gelassen hat, der hauptsächlich Viehgeschäfte treibt, ist 
die größte Ansiedelung; dort befinden sich bereits 
18 Häuser. Die Askaris haben vom Bezirksamt 
Seämereien sowie leihweise Vieh erhalten. Der Fleiß, 
mit dem sie sich der Bebauung der Felder und an- 
deren ländlichen Arbeiten widmen, verdient An- 
erkennung. Die Leute sind für das Bezirksamt eine 
große Stütze, besonders machen sie sich bei Instand- 
haltung der Straße sehr verdient. In Muwini- 
Sagara haben sie mit ganz geringen Kosten ein 
gutes Rasthaus für Europäer erbaut. Ein solches 
Haus wird von ihnen auch in Kidete errichtet, so daß 
demnächst der ganze, in den Bezirk Kilossa fallende 
Theil der großen Karawanenstraße mit guten Rast- 
häusern versehen sein wird. 
In Mwini-Sagara ist ein größerer Waldkomplex, 
theils Bergland, theils im Mukondokwathal belegen, 
zu Kronland erklärt worden. 
Auch im Simathale sind die Eingeborenen seiner 
Zeit durch die Wahehe in die Berge zurückgedrängt 
worden, sie fangen aber in letzter Zeit an, ihre alten 
Wohnplätze in dem fruchtbaren Thale wieder einzu- 
nehmen. Oberhalb des Dorfes Sima, das nicht, 
wie auf der Karte verzeichnet ist, auf dem linken, 
sondern auf dem rechten Flußufer liegt, ist ebenfalls 
ein größerer Waldkomplex zu Kronland erklärt 
worden. An dieser Stelle hatte früher die Deutsch- 
Ostafrikanische Gesellschaft eine Niederlassung, von 
der jedoch zur Zeit kaum mehr Spuren wahrzu- 
nehmen sind. 
Ueber eine seuchenartige Pferdekrankbeit in Dar-es · Salam 
und Umgegend 
entnehmen wir der dort erscheinenden „Deutsch-Ost- 
afrikanischen Zeitung“ vom 6. Juli das Folgende: 
Seit etwa zehn Tagen wird unsere Stadt von 
einer seucheartigen Pferdekrankheit heimgesucht, welcher 
bereits eine erhebliche Anzahl Pferde und auch 
Maulthiere zum Opfer gefallen sind. Der Charakter 
der Seuche konnte bisher noch nicht endgültig fest- 
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gestellt werden, zumal der hiesige Gouvernements- 
Thierarzt, Herr Schmidt, sich aus Skudien= und 
Informationsreisen im Innern befindet. Von neun 
erkrankten Pferden sind bis heute Nachmittag sieben 
eingegangen oder haben todtgeschossen werden müssen, 
ebenso sind auch bereits vier Maulthiere unter den- 
selben Krankheitserscheinungen eingegangen. Von den 
gefallenen Pferden gehörten zwei der Schutztruppe 
an, zwei Herrn Bezirksamtssekretär Spieth, eins der 
Firma Müller & Devers, eins Herrn Weydig, eins 
Herrn v. Horn. Der Verlauf der Krankheit sowie 
der Sektionsbefund haben mit unerheblichen Ab- 
weichungen das gleiche Bild ergeben und zwar 
eitrige katarrhalische Entzündung der Athmungswege, 
überaus schneller Kräfteverfall und Tod in wenigen 
Tagen nach Ausbruch der Krankheit. Das Gouver= 
nement hat sofort umfassende und nachdrückliche 
Maßnahmen getroffen, um einer Weiterverbreitung 
der Seuche vorzubeugen, so ist u. A. die Räumung 
der fiskalischen Ställe, die Isolirung der verdächtigen 
und die sofortige Tödtung der von der Seuche er- 
griffenen Thiere, die Desinfektion der von den 
letzteren benutzten Stallräume und Stallgeräthe so- 
wie die Isolirung des Personals, welches zur 
Wartung der Thiere Verwendung findet, angeordnet 
worden. Auf Grund dieser Vorsichtsmaßregeln kann 
man hoffen, daß einem weiteren Umsichgreifen jener 
Krankheit Einhalt gethan wird. 
Wie wir hören ist auch soeben aus Mombassa 
die telegraphische Nachricht eingetroffen, daß sämmt- 
liche dort vorhandenen Pferde an einer Seuche 
krepirt sind. 
Ramerun. 
Bereisung des Gedbietes südlich und südöstlich von Joko. 
(Mit einer Skizze.) 
Der in Joko stationirte Oberleutnant Radtke hat 
zu Anfang dieses Jahres das Gebiet südlich und 
südöstlich von Joko bereist. Sein amtlicher Bericht 
giebt interessante Aufschlüsse über dieses bisher noch 
wenig bekannte Ländergebiet. Wir entnehmen dem- 
selben das Folgende: 
Abalekanga, den 24. März 1901. 
Am 15. Januar brach ich von Joko nach Doa- 
dorf auf, um mit den Byrrehäuptlingen jenseits des 
Sanaga Verbindung anzuknüpfen. Doadorf liegt auf 
einer etwa 2 km langen, zumeist 300 bis 600 m 
breiten, zur Hälfte bewaldeten Insel im Sanaga; 
dicht oberhalb noch eine unbewohnte bewaldete Insel. 
Das Wasser ist hier sowie auch etwa 3 km ober- 
halb stark mit Felsen durchsetzt, doch ist Durchsahrt 
für Kähne überall vorhanden. Das Dorf, gut ge- 
baut, zählt gegen 800 Seelen. Das Gebiet Doas 
erstreckt sich westlich und östlich des Sanaga je einen 
reichlichen Tagemarsch ins Land hinein, am Sanaga 
entlang nach Norden etwa einen Tagemarsch; nach 
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