Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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hier passirten wir ein Dorf, dessen Häuptling, etwa- 
30 bis 34 Jahre alt, 130 Frauen und keine Kinder 
hat. Er hat ein großes Dorf, sein Haus steht stolz 
in der Mitte, Weiber die Menge und Häuser die 
Menge, da jedes Weib ein eigenes Haus hat, doch 
kein Kind belebt die Straße. 
Bekehrung zum Christenthum bilden. Wie anderswo 
wird auch hier die Heranziehung und Bildung der 
Jugend die Hauptaufgabe der Mission bilden. 
Bis jetzt haben wir die Schule noch nicht be- 
gonnen, P. Hoegn giebt z. Z. jeden Tag Religions-= 
unterricht, aber sobald die Verhältnisse so weit ge- 
diehen sind, wird die Schule eröffnet werden, und 
durch dieselbe hoffen wir auf Erfolg. — Ihre Ver- 
storbenen begraben sie nicht in den Hütten, sondern 
draußen, oft auf dem Dorfplatz, und stellen ihnen 
Lebensmittel auf oder neben das Grab. Sie glauben 
an Götter und Geister, die sie durch Tanz und 
Spiel verehren und huldigen. Jedes Jahr scheint 
jedes Dorf ein mehrtägiges Fest zu veranstalten, um 
diese Geister und Götter günstig zu stimmen, be- 
sonders um Sterblichkeit im Dorfe fürs nächste Jahr 
abzuwenden. Ostern hielt unser nächstgelegenes Dorf 
dieses Fest ab. Da brach nach dem Hochamt ein 
sündfluthartiger Regen los und verhinderte den 
Hokuspokus. Man schien zu glauben, die Mission 
habe das Wetter herbeigezaubert. Um dem ab- 
zuhelfen, wurden dann eine Anzahl junge Männer 
mit weißer Thonerde angestrichen und liefen in den 
Busch, um anderes Wetter zu fabriziren. Nachmittags 
zur Zeit unseres Gottesdienstes war kein Regen, 
abends aber, als ihre Tänze losgehen sollten, kam 
wieder die schwere Menge, was mich herzlich amüsirte. 
Zum Schluß möchte ich allen verehrten Lesern 
und Leserinnen unsere Mission in Jaunde recht sehr, 
recht angelegentlich empfehlen. Ein großes weites 
Feld öffnet sich in Jaunde unseren Blicken. Der 
liebe Herrgott muß mit seiner Gnade das Meiste 
thun. Doch er will sich der Menschen bedienen als 
Werkzeuge, als Gehülfen am großen Werke der 
Rettung der Seelen. Weigert Cuch nicht, mit- 
zuwirken am Missionswerke und aus Menschen, die 
Gott und ihren Heiland nicht kennen, brave Menschen, 
gute Christen heranzubilden. Wir Missionare hier 
wollen thun, was wir können, uns gern einschränken, 
aber Wohnung, Kirche und Schule sind unumgänglich 
nothwendig. Gott wirds lohnen! 
  
Die Zeitschrift „Unter dem rothen Kreuz“ bringt 
von Togo folgenden Brief der Schwester Therese 
Wagner: 
Nachtigal-Krankenhaus, den 31. Mai 1901. 
Die beiden letzten Monate sind uns unter 
fröhlicher Arbeit wie im Fluge vergangen. Viele 
Patienten hat Schwester Lisette leider, oder Gott sei 
Dank, auch diesen Monat nicht gehabt, der Gesund- 
heitszustand scheint in der Kolonie ein befriedigender 
zu sein. 
Diese Vielweiberei 
wird hier wie anderswo die Hauptschwierigkeit der 
  
Mein Gemüsegarten macht mir große Fleu 
obgleich ein großer Nutzen davon bis jetzt nock r# 
abzusehen ist. Aber Rosen haben wir wunderhüt 
und auch die Nelken werden bald zur Blühe . 
langen; ob ich mit meinen Spargelonpflanzur: 
dasselbe Glück haben werde, ist fraglich. U 
Interessenkreis hat sich jetzt vollständig auf wir. 
schaftliche Dinge gerichtet, er bewegt sich um Garr 
bau, Kochkunst, Viehzucht 2c. Unser Herr Dekb- 
hat massenhaft Thiere zu wissenschaftlichen Umte 
suchungen angeschafft, um deren Ernährung ich r- 
kümmern muß, da kommt die Liebe und das Inter: 
für die Thiere von selbst. 
Neulich waren wir mit Herrn Dr. Schilling z- 
sammen beim Bezirksamtmann Grafen v. Zech er 
geladen. Es war ein reizender Nachmittag! 2= 
Graf machte uns das Vergnügen, einen afr#konür. 
Markt mit uns zu besuchen, was besonders Schwe# 
Lisette, welche so etwas noch gar nicht kar- 
köstlich amüsirte. 
Würden Sie die Güte haben, gnädige Frau, u- 
uns gelegentlich eine gute, moderne Litteratur #. 
kommen lassen? Wir haben gar keine Gelegerte 
durch Unterhaltung mit anderen Leuten Anregunz. 
erhalten, und bringen deshalb unsere freien Stin 
gerne mit Lektüre zu. 
Schwester Lisette läßt sich Ihnen bestens empfe#t- 
Das Wohnhaus auf der Station Wuga (l#- 
bara) ist am 7. März durch Blitzschlag zert#t 
worden. 
Dem „SEnvangelischen Heidenboten“ entnede 
wir folgende statistische Uebersicht über die Arbe- 
felder nach dem Stand vom 1. Januar 1901. 
Wir hatten in: 
Hauptstationen Missionare Frauen Jung#. 
  
Indien 23 79 56 4 
China 13 20 14 — 
Goldküste 10 46 21 3 
Kamerun 9 29 14 1 
Zusammen 56 174 105 8 
Unsere Missionskirche hatte in: 
Zahl der Gemeindegl 
  
Indien 261 Heidentaufen 14 700 
China 265 - 6 137 
Goldküste 859 - 18 136 
Kamerun 549 OD 2 615 
Zusammen 1934 Heidentaufen 41 588 
Die Zahl der Schüler beträgt in: 
Indien bei einer Vermehrung von 53: 9639 in 15 
China - 196:1663. 
Goldküste= = Abnahme 173:5395 15 
Kamerun - - é. 82:2329011. 
  
Zus. bei einer Abnahme von 6: 19997 in l
	        
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