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hier passirten wir ein Dorf, dessen Häuptling, etwa-
30 bis 34 Jahre alt, 130 Frauen und keine Kinder
hat. Er hat ein großes Dorf, sein Haus steht stolz
in der Mitte, Weiber die Menge und Häuser die
Menge, da jedes Weib ein eigenes Haus hat, doch
kein Kind belebt die Straße.
Bekehrung zum Christenthum bilden. Wie anderswo
wird auch hier die Heranziehung und Bildung der
Jugend die Hauptaufgabe der Mission bilden.
Bis jetzt haben wir die Schule noch nicht be-
gonnen, P. Hoegn giebt z. Z. jeden Tag Religions-=
unterricht, aber sobald die Verhältnisse so weit ge-
diehen sind, wird die Schule eröffnet werden, und
durch dieselbe hoffen wir auf Erfolg. — Ihre Ver-
storbenen begraben sie nicht in den Hütten, sondern
draußen, oft auf dem Dorfplatz, und stellen ihnen
Lebensmittel auf oder neben das Grab. Sie glauben
an Götter und Geister, die sie durch Tanz und
Spiel verehren und huldigen. Jedes Jahr scheint
jedes Dorf ein mehrtägiges Fest zu veranstalten, um
diese Geister und Götter günstig zu stimmen, be-
sonders um Sterblichkeit im Dorfe fürs nächste Jahr
abzuwenden. Ostern hielt unser nächstgelegenes Dorf
dieses Fest ab. Da brach nach dem Hochamt ein
sündfluthartiger Regen los und verhinderte den
Hokuspokus. Man schien zu glauben, die Mission
habe das Wetter herbeigezaubert. Um dem ab-
zuhelfen, wurden dann eine Anzahl junge Männer
mit weißer Thonerde angestrichen und liefen in den
Busch, um anderes Wetter zu fabriziren. Nachmittags
zur Zeit unseres Gottesdienstes war kein Regen,
abends aber, als ihre Tänze losgehen sollten, kam
wieder die schwere Menge, was mich herzlich amüsirte.
Zum Schluß möchte ich allen verehrten Lesern
und Leserinnen unsere Mission in Jaunde recht sehr,
recht angelegentlich empfehlen. Ein großes weites
Feld öffnet sich in Jaunde unseren Blicken. Der
liebe Herrgott muß mit seiner Gnade das Meiste
thun. Doch er will sich der Menschen bedienen als
Werkzeuge, als Gehülfen am großen Werke der
Rettung der Seelen. Weigert Cuch nicht, mit-
zuwirken am Missionswerke und aus Menschen, die
Gott und ihren Heiland nicht kennen, brave Menschen,
gute Christen heranzubilden. Wir Missionare hier
wollen thun, was wir können, uns gern einschränken,
aber Wohnung, Kirche und Schule sind unumgänglich
nothwendig. Gott wirds lohnen!
Die Zeitschrift „Unter dem rothen Kreuz“ bringt
von Togo folgenden Brief der Schwester Therese
Wagner:
Nachtigal-Krankenhaus, den 31. Mai 1901.
Die beiden letzten Monate sind uns unter
fröhlicher Arbeit wie im Fluge vergangen. Viele
Patienten hat Schwester Lisette leider, oder Gott sei
Dank, auch diesen Monat nicht gehabt, der Gesund-
heitszustand scheint in der Kolonie ein befriedigender
zu sein.
Diese Vielweiberei
wird hier wie anderswo die Hauptschwierigkeit der
Mein Gemüsegarten macht mir große Fleu
obgleich ein großer Nutzen davon bis jetzt nock r#
abzusehen ist. Aber Rosen haben wir wunderhüt
und auch die Nelken werden bald zur Blühe .
langen; ob ich mit meinen Spargelonpflanzur:
dasselbe Glück haben werde, ist fraglich. U
Interessenkreis hat sich jetzt vollständig auf wir.
schaftliche Dinge gerichtet, er bewegt sich um Garr
bau, Kochkunst, Viehzucht 2c. Unser Herr Dekb-
hat massenhaft Thiere zu wissenschaftlichen Umte
suchungen angeschafft, um deren Ernährung ich r-
kümmern muß, da kommt die Liebe und das Inter:
für die Thiere von selbst.
Neulich waren wir mit Herrn Dr. Schilling z-
sammen beim Bezirksamtmann Grafen v. Zech er
geladen. Es war ein reizender Nachmittag! 2=
Graf machte uns das Vergnügen, einen afr#konür.
Markt mit uns zu besuchen, was besonders Schwe#
Lisette, welche so etwas noch gar nicht kar-
köstlich amüsirte.
Würden Sie die Güte haben, gnädige Frau, u-
uns gelegentlich eine gute, moderne Litteratur #.
kommen lassen? Wir haben gar keine Gelegerte
durch Unterhaltung mit anderen Leuten Anregunz.
erhalten, und bringen deshalb unsere freien Stin
gerne mit Lektüre zu.
Schwester Lisette läßt sich Ihnen bestens empfe#t-
Das Wohnhaus auf der Station Wuga (l#-
bara) ist am 7. März durch Blitzschlag zert#t
worden.
Dem „SEnvangelischen Heidenboten“ entnede
wir folgende statistische Uebersicht über die Arbe-
felder nach dem Stand vom 1. Januar 1901.
Wir hatten in:
Hauptstationen Missionare Frauen Jung#.
Indien 23 79 56 4
China 13 20 14 —
Goldküste 10 46 21 3
Kamerun 9 29 14 1
Zusammen 56 174 105 8
Unsere Missionskirche hatte in:
Zahl der Gemeindegl
Indien 261 Heidentaufen 14 700
China 265 - 6 137
Goldküste 859 - 18 136
Kamerun 549 OD 2 615
Zusammen 1934 Heidentaufen 41 588
Die Zahl der Schüler beträgt in:
Indien bei einer Vermehrung von 53: 9639 in 15
China - 196:1663.
Goldküste= = Abnahme 173:5395 15
Kamerun - - é. 82:2329011.
Zus. bei einer Abnahme von 6: 19997 in l