eine nahezu vollständige Beruhigung des nördlichen
Theiles von Neu-Mecklenburg, wo früher das Leben
der Weißen in steter Gefahr schwebte, herbeigeführt.
Die Eingeborenen daselbst werden beim Wegebau
beschäftigt und folgen gehorsam den Weisungen des
Stationleiters. Außer dem Wegebau hat Letzterer
auch die Anlage einer Kokospalmenpflanzung durch
die Eingeborenen ins Werk gesetzt. Sie ist zur Zeit
mit 12 000 Palmen bestanden.
Das neue Gouverneurshaus in Herbertshöhe ist
sertiggestellt, das alte wird zum Lazareth umge-
wandelt. Der große Strandweg, der von Herberts-
böhe ausgehend die an der Blanche-Bucht belegenen
Ansiedelungen der Weißen verbindet, ist vollendet.
Er findet seinen Abschluß in einer Holzbrücke, die
die stark bevölkerte Insel Matupi an das Festland
anschließt. .
Das Pflanzungsterrain dehnt sich mehr und
mehr aus. Um zu dem Plane eines Versuchsgartens
Stellung nehmen zu können, ist der vom Kolonial=
wirthschaftlichen Komitee ausgesandte, jetzt im Schutz-
gebiete weilende Botaniker Schlechter mit den vor-
bereitenden Erhebungen namentlich hinsichtlich der
Platzfrage beschäftigt. Die Arbeiten für die Aus-
beutung der Huon-Golf-Bergbau-Konzession sind be-
gonnen worden.
Im Bismarck-Archipel ist die Verwendung des
Muschelgeldes als Zahlungsmittel verboten worden.
Dies dürfte eine Erhöhung der Einfuhr von euro-
päischen Waaren zur Folge haben.
Im Juli d. Is. ist eine neue Arbeiteranwer-
bungsverordnung, eine Ausgestaltung der bewährten
bisherigen Bestimmungen, in Kraft gesetzt worden.
Der Gouverneur hat eingehend die Frage ge-
prüft, ob ein besonderer Schutz der Eingeborenen
gegen den Opiumgenuß einzuführen sei, jedoch fest-
gestellt, daß die Eingeborenen trotz jahrelanger Be-
rührung mit den chinesischen Kulis nicht die geringste
Neigung zum Rauchen von Opium zeigen. Er hält
deshalb die diesbezüglichen bestehenden Bestimmungen
für ausreichend.
Die Gestaltung der Dampferlinien, welche die
Theile des Schutzgebiets unter einander und mit
der Heimath verbinden, hatte zu Beginn des Jahres
insofern eine Aenderung erlitten, als bei der zwölf-
wöchentlichen Linie Hongkong—Sydney wegen des
weiten Umwegs Saipan aus der Reihe der Anlauf-
häsen gestrichen wurde. Das dortige Bezirksamt
ist seitdem auf die Verbindung über Japan durch
Segelschiffe angewiesen.
Samoa.
Die im Schutzgebiete hergestellte Ruhe hat ihre
Probe insofern bestanden, als die Vertheilung der
von der Familie Mataafas anläßlich dessen Ernennung
zum Ali-Sili (Hohen Häuptling) zusammengebrachten
Matten unter die angesehenen Häuptlinge und Fa-
milien unter Vermittelung des Gouverneurs friedlich
ausgeführt worden ist. Sonst lief diese Prozedur,
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welche sich jedesmal an die Neuübertragung der
Hohen Häuptlings-Würde knüpft und eine Art Rang-
verleihung darstellt, nie ohne Blutvergießen ab. Die
versuchsweise eingeführte Verwaltung der Eingeborenen
durch ihre eigenen Häuptlinge unter Oberaufsicht des
Gouverneurs hat sich bislang bewährt. An der
Spitze des Verwaltungsapparats steht der Hohe
Häuptling Mataafa, dem ein Rath (Faipule) bei-
gegeben ist. Die Inseln sind nach althergebrachten
Zusammengehörigkeitsverhältnissen in eine Anzahl von
Distrikten getheilt, für welche vom Gouverneur Vor-
steher (Taitai Itu) und Richter (Faamasino) ernannt
sind. Unter den Distriktsvorstehern stehen die Vor-
steher der Dorfschaften (Pule Nnu).
Die Ablieferung der in den Händen der Ein-
geborenen befindlichen Feuerwaffen und die Einziehung
der Kopfsteuer vollzogen sich ohne Störung. Auch
eine Zählung der Bevölkerung konnte vorgenommen
werden und führte zu dem durchaus zuverlässigen Er-
gebnisse, daß auf den Inseln 32 815 Eingeborene
leben.
Im Wege der Verordnung sind die Samoaner
angehalten, ihre brach liegenden Ländereien mit Kokos-
palmen (alljährlich 50 Stück) zu bepflanzen.
Am 1. Juli d. J. ist die Reichsmarkrechnung ein-
geführt worden. Der Bestand an englischen und
amerikanischen Münzen im Schutzgebiet ist daher im
raschen Sinken begriffen. Eine vom Gouverneur er-
lassene Verordnung bestimmt, daß in den Eingeborenen-
schulen von fremden Sprachen nur die deutsche
Sprache gelehrt werden darf.
Die Pflanzer betreiben im Wesentlichen die Kultur
des Kakao, die den Bodenverhältnissen und dem
Klima am meisten zu entsprechen scheint. Die urbar
gemachten und bepflanzten Flächen vergrößern sich
zusehends. Die Deutsche Handels= und Plantagen-
Gesellschaft der Südsee-Inseln hat für das Geschäfts-
jahr 1900 eine Dividende von 8 Prozent zur Ver-
theilung gebracht.
Der für das Gouvernement aus Mitteln der
Wohlfahrtslotterie in Arbeit gegebene Segel-Motor-
Schooner wird demnächst in den Dienst gestellt
werden.
Schutztruppen.
Das Gesetz, betreffend Versorgung der Kriegs-
invaliden und der Kriegshinterbliebenen, vom 31. Mai
1901, ist auch für die Kriegsinvaliden bezw. Kriegs-
hinterbliebenen der Schutztruppen in Geltung getreten.
Am 18. Juli ging ein Ersatztransport in der
Stärke von 2 Offizieren, 1 Sanitätsoffizier, 1 Roßarzt
und 333 Mannschaften von Hamburg nach Südwest-
afrika ab und ist am 17. August in Swakopmund
gelandet.
Um auch weiterhin die Ableistung von Uebungen
von Offizieren und Offiziersaspiranten des Beurlaubten=
standes bei der Schutztruppe für Südwestafrika zu
fördern, sind unter dem 15. Oktober d. Is. Bestim-
mungen zur Regelung der Gebührnisse während der
Dienstleistungen Allerhöchsten Ortes erlassen worden.