Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Häuptlinge zu sein. Das Gebiet am Dulumobach 
bis an den recht steilen Rand des Iramba-Plateaus 
ist sehr fruchibar, so weit das Auge reicht, sieht man 
Getreidefelder. Auch dieser Landstrich ist ohne 
Baumwuchs. Der namentlich im nördlichen Verlauf 
schwierig zu erklimmende Ostrand des Iramba- 
plateaus ist sehr zerklüftet. In den tiefen Schluchten, 
die meist klare Bäche dem Dulumo zuströmen lassen, 
findet sich etwas Baumwuchs; sonst ist dieser Fels- 
rand nur mit niedrigen, spärlichen Büschen be- 
standen. 
Das weite, fast ganz flache Irambaplateau ist 
sehr dicht bevölkert und gut angebaut. Das Getreide 
stand vorzüglich. Nur selten sieht man einen Baum 
oder Strauch. Das Plateau wird von vielen kleinen 
Wasserläufen durchzogen, die auch in der Trockenzeit 
Wasser führen sollen. 
Die nicht angebauten Gebiete boten sehr gute 
Vlehweiden. Die Niederschläge sind auch auf diesem 
Plateau günstig. Ein scharfer, kalter Wind fegt be- 
ständig über dieses Hochland, welches klimatisch für 
Europäer ebenfalls zuträglich erscheint. 
Die Landschaft Ussure ist im östlichen Theil gut 
bevölkert. Im Süden und Westen sind sehr große 
Waldbestände mit guten Holzarten vorhanden. Auch 
in Ussure wird fleißig Ackerbau und Viehzucht be- 
trieben. Die angesiedelte Wakimbu-Bevölkerung ist 
intelligent und dem Handel und Verkehr zugänglich. 
Es haben sich daher auch Küstenleute dort nieder- 
gelassen und betreiben Handel, anscheinend mit Erfolg. 
Am 20. Mai d. Is. marschirte ich von Ussure 
ab und verfolgte die Karawanenstraße nach 
Mkondoa - Irangi, um mich von der Beschaffenheit 
derselben zu überzeugen und so noch den westlichen 
Theil von Turu zu sehen. 
Diese Straße durch einen großen Mgombowald 
ist früher durchgeschlagen worden und bis kurz vor 
Turu jetzt noch in gutem Zustand. Der Karawanen= 
verkehr auf diesem Wege ist erheblich. 
Die Landschaft Turu bietet überall dasselbe Bild. 
Flaches, weit übersichtliches Land, weit und breit 
kein Strauch oder Baum, unzählige Temben, gut- 
stehende Schamben und ungeheure Viehheerden. 
Der Glanzpunkt von Westturu ist der Ssingidda- 
see (Kiepertsche Karte, Blatt C. Turu 1: 300 000), 
an welchem die Karawanenstraße vorbeiführt. 
Am Sfsingiddasee war es mir nur möglich, mit 
einem einzigen Häuptling in Verbindung zu treten, 
der sich entgegenkommend und regierungsfreundlich 
zeigte. Der Mann berichtete, daß seine Leute wohl 
die Vortheile der ietzigen Regierung einsähen, daß 
aber die meisten Wanyaturu von Handel und Ver- 
kehr nichts wissen und eigensinnig am Althergebrachten 
sesthalten wollen. Weit freundlicher und ausgeweckter 
waren die Leute einiger Jumbenbezirke nördlich vom 
genannten Sce. 
Die ganze Landschaft ist nicht ungünstig be- 
wässert. Die Temperatur ist infolge der dort 
herrschenden ständigen Wmde angenehm. 
Von Turu marschirte ich durch eine öde Busch- 
904 
Efxpedition 
  
steppe nach Ipwani (Werthersche Karte der Irangi- 
1:750 000). Die dort bei dem 
Häuptling Kamalagombe wohnenden Makua haben 
eine größere freundliche Ansiedelung geschaffen. Die 
ausgedehnten Getreidefelder standen sehr gut. Die 
Wasserverhältnisse sind hier leider so ungünstig, daß 
die Leute ihr Vieh in der Trockenzeit bis nach 
Jyambi zur Tränke treiben müssen. Zamischen 
Ipwani und dem Bergland Jyambi finden sich nur 
wenige niedere Büsche. Vom Dulumobach ab ist 
auch der westliche Theil von IJyambi angebaut und 
sehr dicht bevölkert. Es gelang mir, dort mit den 
regierungsfreundlichen Eingeborenen in Verkehr zu 
treten. Sie berichteten, daß die Leute von Ost- 
iyambi und Issansu bisher unter einer Decke gesteckt 
und sich stets feindlich gezeigt hätten. Ich durchzog 
darauf noch Ostiyambi, um die Bewohner zu einem 
Schauri zu bewegen, was mir jedoch nicht gelang, 
da sie nicht aus ihren Verstecken herauszulocken waren. 
Von Jyambi wandte ich mich nordwestlich nach 
Issansu. Der Weg führte ohne Unterbrechung durch 
dicht bevölkerte und fruchtbare Landstriche. Am 
26. Mai d. Is. traf ich in Mkalama an den süd- 
lichen Vorbergen von Issansu ein, wo Sergeam 
Künster bereits eine kleine Dornenboma nebst den 
nothwendigsten Hütten für den Unteroifizierposten 
errichtet hatte. Der genannte Unteroffizier berichtete 
mir, daß die Leute auch von den entfernter gelegenen 
Landschaften, namentlich aber aus Issanfu, freiwillig 
zu ihm gekommen seien und reichlich Verpflegung, 
sowie Hölzer zum Bau des Postens gebracht hätten 
Die befreundeten Jumben theilten mir ferner mit, 
daß die Wanissansu sich nunmehr vollkommen unter- 
werfen wollten. Am folgenden Tage fanden sich 
auch wohl mehr als 1000 Wanissanuru ein, um mil 
mir Frieden zu schließen. Die Leute erklärten, den 
Befehlen der Regierung nunmehr nachkommen sowie 
den Handel und Verkehr fortan nicht mehr störc 
zu wollen. Sie wählten sich an Stelle des bis- 
herigen Sultans Tentimi vier Jumben, die ich be- 
stätigte. Meinen Belehrungen gab die große Ver- 
sammlung laut ihre Zustimmung. In freudiger 
Stimmung verließen die Leute dann das Lager, und 
bis in die Nacht hinein währten die Ngomas, welche zur 
Feier des Friedensabschlusses überall veranstaltet wurden 
Am nächsten Tage arbeiteten Askaris und Träger 
an dem Ausban des Unteroffizierpostens, und ich traf die 
erforderlichen schriftlichen Bestimmungen für denselben 
Am 29. Mai d. Is. wurden zunächst die nich 
mehr erforderlichen Träger entlassen, und darou 
marschirte ich, den Sergeanten Künster und 15 Askaris 
der 4. Kompagnie Mpapwa zur Besotzung des Unter- 
offizierpostens zurücklassend, von Mkalama ab. Ick 
verfolgte zunächst den südlichen Rand des Issanfu- 
gebirges in östlicher Richtung. Die Wanissanurn 
waren dort wieder überall an der Feldarbeit, und 
selbst die Weiber und Kinder zeigten keine Scheu 
mehr. Die Waffen waren, wie ich es angeordnet, 
ganz abgelegt worden. Die Männer erschienen nur 
noch mit Spazierstöcken. Die neu ernannten Jumben
	        
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